Trau auf Gott Erbstolln Lichtenberg


Touristische Informationen:

Ort: Dorfstraße 127, 09638 Lichtenberg/Erzgebirge.
(50.826393, 13.434907)
Öffnungszeiten: Nach Vereinbarung.
[2023]
Eintrittspreise: frei.
[2023]
Typ: MineErbstollen MineSilber
Licht: Helm und Geleucht werden gestellt
Dimension: L=326 m, T=8 °C.
Führungen:
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: nein
Literatur: Dr.-Ing. habil. Günther Meier (2002): Das Besucherbergwerk „Trau auf Gott Erbstolln“ in Lichtenberg bei Freiberg, Sächsische Heimatblätter 48 (2002) 3, S. 165-172. pdf
Adresse: Gemeindeverwaltung Lichtenberg, Bahnhofstraße 3a, 09638 Lichtenberg, Telefon: +49-37323-543-0, Fax: +49-37323-543-27. E-mail:
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Geschichte

1787 Stollen von Eigenlehnern begonnen.
SEP-1998 bis APR-1999 bergmännischen Sanierung im Auftrag des sächsischen Oberbergamtes.
12-SEP-1999 Schaubergwerk zum Tag des offenen Denkmals eröffnet.

Geologie

Der Untergrund von Lichtenberg besteht aus Gneisen des Grundgebirges, das bis zu 5 km mächtige prävariszischen Grundgebirgsstockwerk. Hier findet man mit einem Alter 1 Ga die ältesten Gesteine des Erzgebirges. Die sogenannten Brander Gneise sind Biotitgneise, Glimmerschiefer und Grauwacken, in einem Band sind Quarzite eingelagert. In Klüfte drangen Lavaströme ein und bildeten Quarzporphyrgänge, es kam aber auch durch Kontaktmetamorphose und hydrothermale Konvektion zur Bildung von Quarz, Fluorit und Baryt Gängen mit Sulfidischen Erzen.

Bemerkungen

Der Trau auf Gott Erbstolln ist wie der Name Erbstollen schon sagt der Entwässerungsstollen eines Bergwerks. Das austretende Stollenwasser überflutete jedoch immer wieder die Hauptstraße von Lichtenberg, und führte im Winter zu Glatteis. So war das Sächsische Oberbergamtes aus Sicherheitsgründen gezwungen den Stollen zu sanieren. Er wurde geöffnet und erkundet, dabei wurde festgestellt, daß es sich hier um ein geologisches, lagerstättenkundliches und bergbauhistorisches Kleinod handelt. Dr. Günther Meier, der die Aufsicht über die Arbeiten hatte, erkannte die Besonderheiten und schlug vor den Stollen für Öffentlichkeit herzurichten. Das Sächsische Oberbergamt stimmte zu, mit der Einschränkung daß die notwendigen Sanierungskosten nicht die ursprünglich geplanten Verwahrungskosten übersteigen dürfen. Die Gemeindeverwaltung übernahm die Verantwortung für eine spätere musealen Nutzung. Es wurden Sicherungsmaßnahmen durchgeführt und natürlich die Entwässerung geändert. So wurde unter anderem ein verbrochener Schacht als Wetter- und Fluchtöffnung hergerichtet und der Stollen durch Natursteinausbau gesichert. Er hat jedoch keinerlei Ausbau wie Wege oder Licht, man benötigt also Arbeitsschutzbekleidung und Geleucht, und er hat auch keine Öffnungszeiten, Besichtigung ist nur auf Voranmeldung bei der Gemeinde möglich.

Das Stollenmundloch befindet sich unmittelbar an der Dorfstraße, in einer hölzernen Kaue, die inzwischen wieder hergerichtet wurde. Durch die starke Erosion in den Eiszeiten und zum Beginn der Nacheiszeiten kam es zur Ablagerung von Tal- und Terassensedimenten. Der Stollen wurde etwa 90 m weit im quartären Terrassenschotter der Gimmlitz aufgefahren. Das war sicherlich weniger schwer als durch harten Granit oder Gneis, ist aber durch die sehr hohe Einsturzgefahr äußerst gefährlich. Die Stollenwände schließen die Lockersedimente auf und sind geologisch äußerst interessant.

Ansonsten folgt der Erbstollen einem kleinen, unbedeutenden Quarzgang mit dem Namen Trau auf Gott Spat durch verschiedene Gneisvarietäten mit unterschiedlichen Farben. Drei Querschläge wurden angelegt, um drei der fünf Gänge aufzuschließen. Mineralogisch ist die bis zu einem Meter mächtige Trau auf Gott Stehende besonders interessant, mit violettem, grünem und weißem Flußspat und rosettenartigen Quarzkristallen, versetzt mit feinschuppigem Hämatit.

Die größte Besonderheit sind jedoch die Vielzahl der Markierungen im Gneis. So wurden bei den Gängen Fundtafeln geschlagen, 20 Jahresvortriebstafeln markieren den jährlichen Fortschritt des Vortriebs, markscheiderische Quartals- und Jahresmarken dienten der Vermessung, ebenso wie 7 in den Fels vermarkte Vermessungspunkte. Im Jahre 1785 hatte der Freiberger Bergmeister Christian Wilhelm Schmidt eine Regelung für das Schlagen der Tafeln erlassen. Man erhoffte sich damit eine bessere Verwaltung der Bergbauaktivitäten. Man setzte sogenannte Reviergeschworene ein, die als einzige berechtigt waren die Zeichen einzuhauen und dafür das Stufengeld in Höhe von 8 Groschen erhielten. Das war der Grund warum so viel wie möglich verstuft wurde, der Betrag entsprach einem Wochenlohn eines Bergmannes.

Der Bergbau begann ursprünglich im Tagebau auf dem Casper Stehenden. Wie immer hatte man ab einer gewissen Tiefe mit Grubenwasser zu kämpfen, und so wurde wohl erstmals ein Stollen zur Ableitung des Wassers angelegt. Er entwässerte in einer Tiefe von 27 m in ein Seitental, und 1792, als der Trau auf Gott Erbstolln erstmals in einem Grubenriß dargestellt wurde, war er bereits verbrochen. Diese erste Bergbauperiode endete mit Erreichen des Grundwassers in 27 m Tiefe, wann er stattfand ist unbekannt. Um diesen Bergbau wiederzubeleben wurde erneut ein Entwässerungsstollen angelegt, diesmal tiefer, weshalb er auch als Tiefer Trau auf Gott-Erbstolln bezeichnet wurde. Er sollte 40 m bis 55 m tief entwässern und damit den Abbau von bis zu 28 weiteren Metern erlauben. Die Arbeiten begannen 1787 und erst wurde ein früherer Stollen wieder geöffnet und bereits im ersten halben Jahr auf 60 m Länge beräumt und mit Holzausbau gesichert. Dann wurde ein neuer Stollen mit Bohren und Sprengen vorgetrieben, der im Jahr 1815 den Trau auf Gott Stehenden erreichte. Doch der Casper Stehenden wurde nie erreicht, wohl weil die diversen Gänge die aufgeschlossen wurden und allesamt nicht abbauwürdig waren zu dem Schluss führten, dass auch der Casper Stehende nicht lohnend sein würde. So wurde 1817 der Vortrieb eingestellt und der Stollen schließlich 1835 offiziell geschlossen, immer noch fast 100 m von seinem eigentlichen Ziel entfernt.