Erbstollen

Wasserlösungsstollen - Enwässerungsstollen


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Grube Hülfe Gottes, Odenwald, Deutschland. Public Domain.
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Tiefer Georg Stollens, Bad Grund, Deutschland. Public Domain.
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Grube Gouley/Würselen im Wurmtal, Deutschland. Public Domain.

Ein Erbstollen oder Lösungsstollen dient der Ableitung von Grubenwasser aus der Grube, und zwar mithilfe eines Kanals in dem das Wasser von selbst, also lediglich durch Gravitation, fließt. Daneben wird er wie jeder andere Stollen auch zum ein- und ausfahren, zum Transport von Material und Erz, sowie zur Bewetterung benutzt. Die wesentliche Eigenschaft eines Erbstollens ist jedoch das kontinuierliche Gefälle bis zum Stollenmundloch.

Das aktive Pumpen von Wasser erfordert erhebliche Aufwendungen, sowohl an die notwendige Maschinerie als auch zur Gewinnung der notwendigen Energie. Im Mittelalter wurde dazu körperliche Arbeit, Tiere, sowie Wasserkraft benutzt, alle mit einem erheblichen Aufwand verbunden. Viel effektiver war es natürlich, wenn das Wasser von selbst aus der Grube läuft. Der Nachteil derartiger Stollen ist jedoch in der Regel, dass sie von einem möglichst tiefen Punkt in der Umgebung zum Bergwerk aufgefahren werden müssen. Dabei geht es über größere Strecken durch taubes Gestein, das bedeutet eine große Investition und war ein Generationen-Bauwerk. Manche Erbstollen im Harz oder Erzgebirge sind mehrere Kilometer lang und ihre Fertigstellung dauerte ein gutes Jahrhundert. Es waren oft erst die Enkel, die Nutzen aus der Arbeit zogen. Der Besitzer dieses Stollens hatte das Recht, von allen Bergwerken, deren Wasser er ableitete, eine sogenannte Erbstollengebühr zu erheben. Die Einzelheiten waren im Bergrecht festgeschrieben.

Die diversen Namen dieser Stollen gehen natürlich auf Bergwerksbegriffe zurück. Erbstollen kommt davon, dass darüber liegende Stolln enterbt wurden, also vom Wasser befreit. Der Begriff Lösungsstollen beziehungsweise Wasserlösungsstollen kommt ebenfalls davon, dass das Wasser entfernt wurde, also das Wasserproblem gelöst. Im Erzgebirge ist zudem der Begriff Rösche gebräuchlich.

Neben der Entwässerung hatten kürzere Erbstollen auch oft die Funktion eines effektiven Erztransports. Loren mit Eisenrädern auf Eisenschienen hatten oft eine so geringe Reibung, dass sie bei dem kontinuierlichen geringen Gefälle von selber hinausrollten. Es musste außen lediglich eine horizontale oder sogar bergauf führende Bremsstrecke gebaut werden. Es gab in seltenen Fällen Stollen, durch die die Loren von selbst fuhren, oder ein Bergmann zum Bremsen mitfuhr. In der Regel wurde die Lore von einem oder zwei Bergleuten geschoben, weil die Neigung nicht ausreichend war. Zudem gab es oft Kurven, die zum Entgleisen führen konnten und überwacht werden mussten.

Und dann gab es auch Stollen durch die so viel Wasser abgeleitet wurde, das ein Kanal in der Mitte oder an der Seite nicht ausreichte. Derartige Stollen waren mehrere Dezimeter hoch mit fließendem Wasser gefüllt. Sie dienten nur der Wasserlösung und der Bewetterung. Sie wurden nur für regelmäßige Kontrollgänge betreten. Es gibt diverse Schaubergwerke in denen derartige Stollen während der Führung mit Booten befahren werden.

Wenn ein Bergwerk aufgegeben wird und die Pumpen abgeschaltet werden, füllt sich das Bergwerk mit Grundwasser. Der unterste Ersbstollen ist die letzte Ebene des mit Wasser gefüllten Teils, denn hier wird das Wasser abgeleitet, auch wenn die Pumpen ausgeschaltet sind. Sohlen oberhalb des Stollens sind nicht mit Wasser gefüllt. Und in manchen Fällen löst das Wasser Teile der Erze auf und enthält dadurch hohe Mengen bestimmter Stoffe. Es ist nicht ungewöhnlich, dass das Wasser aus dem Stollen aufgefangen und die darin enthaltenen Mineralien in großen Becken abgelagert wurden. Heute ist das Gefahrenpotenzial einer derartigen Quelle viel wichtiger. Gelöste Mineralien im Wasser werden im Allgemeinen als Umweltverschmutzung angesehen und müssen geklärt werden.