Großes Schulerloch


Touristische Informationen:

Aussicht auf das untere Altmühltal vom Eingang des Schulerlochs.
Der Pavillion mit dem Eingang zum Schulerloch.
Ort: Oberau 2, 93343 Essing.
A9 Ausfahrt Denkendorf oder A93 Ausfahrt Hausen, an der Deutschen Ferienstraße Alpen-Ostsee, in Oberau zwischen Kehlheim und Essing im Altmühltal. 4 km von Kehlheim, 22 km SW Regensburg. Vom Busparkplatz führt ein Fußweg von 15-20 min den Berg hinauf, ca 50 m Höhendifferenz.
(48.928010, 11.820584)
Öffnungszeiten: APR Di-So 10-16.
MAI bis Mitte SEP Di-So 10-16:30.
Mitte SEP bis Ende Herbstferien Di-So 10-16.
Während der Schulferien Bayern Montags geöffnet.
Führung alle 30 min, letzte Führung zum Zeitpunkt der Schließung.
[2024]
Eintrittspreise: Erwachsene EUR 7,50, Kinder (4-15) EUR 4,50.
Gruppen (20+): Erwachsene EUR 7, Kinder (4-15) EUR 4.
[2024]
Typ: SpeleologyKarsthöhle Kalkhöhle, Ganghöhle, Malm (Korallenkalk)
Licht: LightBeleuchtung mit Glühlampen LightSon et Lumière
Dimension: L=420 m, GH: Fl=793 m², T=9 °C.
Führungen: D=30 min.
Fotografieren: nicht erlaubt
Zugänglichkeit: Mit Einschränkungen: die Höhle ist horizontal ohne Stufen, ist aber nur zu Fuß über einen Wanderweg erreichbar und am Höhleneingang gibt es eine Treppe.
Literatur: Anonymous (oJ): Tropfsteinhöhle Schulerloch im Altmühltal.
H. Gruber, E. Gruber (1984): Das Große Schulerloch - Die Tropfsteinhöhle im Altmühltal. Verlag M. Gstöttner, Regensburg 1984
Marcus Beck (2006): Die Steinartefakte aus dem Großen Schulerloch (Grabung Birkner 1915), Dissertation, FAU Erlangen-Nürnberg 2006. online
Ferdinand Birkner (1916): Die eiszeitliche Besiedlung des Schulerloches und des unteren Altmühltales Abhandlungen der Königlich-Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Mathematisch-physikalische Klasse. Band 28, Abhandlung 5. Verlag der Königlich-Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München 1916.
Brigitte Kaulich (1984): Der Mensch der Eiszeit im Großen Schulerloch In: E./ H. Gruber, Das Große Schulerloch. Die Tropfsteinhöhle im Altmühltal (Regensburg), pp 33-46.
Adresse: Tropfsteinhöhle Schulerloch, Oberau 2, 93343 Essing, Tel: +49-9441-1796778, E-mail: contact
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Geschichte

1782 entdeckt durch den Mönch Edmund Schmid aus dem Kloster Weltenburg.
1793 von Adrian von Riedl besucht und auf den Namen Riedlshöhle getauft.
1825 von Regierungsrat Anton von Schmauß gekauft.
1826-1928 durch Anton von Schmauß für Besucher zugänglich gemacht und der Pavilion über dem Eingang gebaut.
1828 Eröffnung als Schauhöhle mit Benutzung von Fackellicht.
1912 Karbidlampen.
1915 Archaeologische Ausgrabungen durch Prof. Birkner.
1953 elektrisches Licht.

Bemerkungen

SpeleothemMontmilch Die Montmilch ist weißlich oder gräulich. An feuchten Stellen glitzern die Wassertropfen im Lampenlicht. Die gelblichen Verfärbungen auf dem Bild sind durch den Einfluss der Höhlenbeleuchtung entstanden, sie entsprechen nicht der originalen Farbe der Montmilch.
Eine Führungsgruppe im Eingangsraum des Schulerlochs.
Ein Abri. Dieser Überhang befindet sich in unmittelbarer Nähe der Schulerhöhle.

Das Schulerloch ist paläontologisch hochinteressant, es diente im Mittelpaläolithikum dem Neandertaler als Lagerplatz. Während Menschen nur den vordersten Teil der Höhle bewohnten, fand man im hinteren Teil der Höhle zahlreiche Spuren von Tieren aus der Würm-Kaltzeit. In der frühen Bronzezeit war die Höhle dann noch ein zweites Mal von Menschen bewohnt. Aus unbekanntem Grund wurde der damalige Höhleneingang zugemauert. Die Höhle geriet in Vergessenheit und wurde erst 1782 von dem Mönch Edmund Schmid aus dem Kloster Weltenburg offiziell wiederentdeckt. Er schrieb einen Entdeckungsbericht, ein Manuskript, das von anderen Autoren erwähnt wird, aber inzwischen leider verloren gegangen ist. Dagegen sind einige Berichte aus den Jahren danach erhalten geblieben. Etwa ein Jahrzehnt später wurde die Höhle dann von Oberst Adrian von Riedl besucht und auf den Namen Riedlshöhle getauft. Offensichtlich war er nicht mit übermäßiger Bescheidenheit geschlagen. Er schilderte den Zugang als eng und beschwerlich. Doch die Bilder die er im Jahr 1806, ein Jahrzehnt später, in seinem Strom-Atlas von Bayern abbildete sind völlig unrealistisch, sie zeigen viel größere Räume, als tatsächlich vorhanden sind. Immerhin zeigen sie ein Detail, das wohl realistisch ist: Die Höhle wurde über eine Leiter betreten. Regierungsrat Anton von Schmauß, kaufte die Höhle 1825 und baute sie in der heutigen Form als Schauhöhle aus. Er war Freimaurer, von ihm stammen auch die Inschriften über dem Eingang und die Statue der Göttin Isis, der Göttin der Natur. Er baute den Wohnpavillon, unter dem sich der Höhleneingang befindet, und einen weiteren Pavilion, in dem sich heute ein kleines Museum mit Exponaten zur Höhle, dem Altmühltal und dem Rhein-Main-Donau-Kanal befindet. Die Höhle wurde im Folgenden als Schauhöhle betrieben, die Besuche erfolgten mit Fackeln. Erst 1912 wurde die Beleuchtung auf Karbidlampen umgestellt, was die Rußentwicklung drastisch reduzierte.

Der Ausbau zerstörte offensichtlich archäologisch relevante Schichten im Eingangsbereich, obwohl keine Details überliefert sind. Um Mulden im Höhlenboden einzuebnen wurden Höhlensedimente im vorderen Teil der Höhle abgetragen, und damit zerstört. Zwei archäologiebegeisterte Laien, der Zahnarzt Dr. Schupp aus München und der Kelheimer Justizinspektor Alexander Oberneder entdeckten Artefakte am Höhlenboden und informierten die Prähistorische Staatssammlung München darüber. Schupp wurde zur persona non grata erklärt, erhielt Grabungsverbot und wurde offiziell totgeschwiegen. Die unversehrt gebliebenen Fundschichten wurden 1908-1912 von Oberneder in einigen kleinen Grabungen untersucht. Er entdeckte bronzezeitlichen Funde und paläolithische Feuersteinwerkzeuge. Er publizierte seine Funde eher populärwissenschaftlich im Altmühl-Bote und im Nordbayerischer Wanderer. 1915 wurde schließlich von Ferdinand Birkner von der Anthropologisch-Prähistorischen Staatssammlung ausgegraben. Birkner veröffentlichte seine Funde in diversen Artikeln in wissenschaftlichen Zeitschriften und einer Monografie Die Funde werden vorwiegend in der Archäologischen Staatssammlung München aufbewahrt und wurden wohl über die Jahre teilweise vergessen. 700 Stücke, die man als besonders aussagekräftig erachtete waren im Bestand des Depots erfasst. 1982 entdeckte man eine Kiste mit über 900 weiteren Silexartefakten aus dem Großen Schulerloch. In den folgenden Jahren wurde deshalb der Bestand von mehreren Leuten neu ausgewertet. Im Jahr 2006 wurden sie von Marcus Beck in seiner Dissertation detailliert aufgearbeitet. Die Dissertation kann von der Website der FAU kostenlos heruntergeladen werden.

Das Schulerloch wird häufig als Tropfsteinhöhle bezeichnet. Die Sinterablagerungen der Höhle sind jedoch als Montmilch ausgebildet, eine milchige, gräuliche und weiche Ablagerung. Diese Montmilch bedeckt große Flächen der Höhlenwand und Decke. Tropfsteinschmuck besitzt sie - sogar im Vergleich zu anderen fränkischen Höhlen - nur wenig. Bemerkenswert sind die beiden wunderschönen Tropfsteinbecken am Ende der Höhle. Doch gerade durch diesen Mangel an Tropfsteinen kommt der besondere Charakter der Höhle zur Geltung. Die Höhle befindet sich inmitten eines Korallenriffs der Jurazeit. Der vielfältig und unregelmäßig zerklüftete Malmkalk bildet interessante Gewölbe die eine ganz außergewöhnliche Akustik besitzen. Ein Didgeridoo Konzert bei meinem letzten Besuch war ein beeindruckendes Erlebnis.

Die Höhle wird auf ein Alter von etwa 1,5 Mio Jahre datiert. Zu dieser Zeit floß die Altmühl-Donau 55 m über der heutigen Talsohle und bildete den Vorfluter. Die Höhle entstand während einer längeren Stillstandsphase der Eintiefung. Die Eintiefung des Altmühltals setzte sich übrigens noch bis vor 200.000 Jahren fort. Dann verlagerte sich die Donau in das Tal eines Nebenflusses und es entstand der berühmte Donaudurchbruch bei Weltenburg. Ein Teil dieses Urdonautals ist das Wellheimer Trockental, der Rest des Tales wurde von der Altmühl übernommen.

Das Schulerloch wird oft auch Großes Schulerloch genannt, um es vom benachbarten Kleinen Schulerloch zu unterscheiden. Diese Höhle ist der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Es weist eine Felsritzung auf, die eine Hirschkuh oder einen Steinbock darstellt. Sie wurde 1937 von den Heimatforschern A. Oberneder und O. Rieger entdeckt. Die Ritzung weist große Ähnlichkeit mit steinzeitlichen Darstellungen aus französischen und spanischen Höhlen auf. Prof. Birkner, Dr. Wagner und Prof. Obermaier bezeichneten sie deshalb als die erste eiszeitliche Felszeichnung in Deutschland. Aufgrund der Tatsache, dass sie kaum verwittert ist erklärte Prof. Zotz aus Erlangen sie jedoch für eine Fälschung. Der aktuelle Stand der Forschung ist, dass die Gravur aus dem späten Magdalénien, etwa 10.000 v. Chr, stammt. Allerdings wird dies lediglich durch den Stil und die Ritztechnik geschlossen. Ein endgültiger Beweis ist nach dem heutigen Stand der Archäologie nicht möglich. Ein Abguß der Ritzung ist in der oben erwähnten kleinen Ausstellung beim Großen Schulerloch ausgestellt.

Unterhalb dieser Ritzung befinden sich altgermanische Runenzeichen aus dem 6. bis 8. Jh. Ihre unmittelbare Nähe zu den steinzeitlichen Ritzungen trug wesentlich zur Verwirrung bei. Die Buchstaben bilden die drei Worte BIRG LEUB SELBRADE. Birg ist ein weiblicher Vorname, Vorläufer von Birgit oder Brigitte. Selbrade ist ein männlicher Vorname. Leub bedeutet lieb, geloben oder widmen.