Neanderthal


Touristische Informationen:

Ort: Talstr. 300, 40822 Mettmann.
A3 Kreuz A46 Richtung Wuppertal, Ausfahrt Hochdahl, Richtung Hochdahl 4 km.
(51.226507, 6.950967)
Öffnungszeiten: Ganzjährig Di-So 10-18.
Geschlossen 25-DEC, 31-DEC.
[2023]
Eintrittspreise: Erwachsene EUR 13, Kinder (6-16) EUR 8.50, Kinder (4-5) EUR 7, Studenten frei, Behinderte frei, Azubis frei.
Familien (1+1): Erwachsene EUR 11,05, Kinder (6-16) EUR 7.23, Kinder (4-5) EUR 5,95.
Online-Rabatt EUR 0,50.
[2023]
Typ: SpeleologyKarsthöhle ExplainVerschollene Höhlen SubterraneaHöhlenkundliches Museum
Licht: LightBeleuchtung mit Glühlampen
Dimension:
Führungen: nein. Audioguide in 15 Sprachen als download und als App.
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: ja
Literatur: Jörg Orschiedt, Gerd-Christian Weniger (Hg.) (2000): Neanderthals and Modern Humans - Discussing the Transition. Central and Eastern Europe from 50.000 - 30.000 B.P. Wissenschaftliche Schriften des Neanderthal Museums, 2.
Adresse: Neanderthal Museum, Talstr. 300, 40822 Mettmann, Tel: +49-2104-9797-0, Fax: +49-2104-9797-96. E-mail:
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Geschichte

1823 erste schriftliche Erwähnung der Neanderhöhle.
1835 erste schriftliche Erwähnung des Neanders Stuhl.
AUG-1856 Knochen entdeckt und an Johann Karl Fuhlrott übergeben.
1863 der irische Geologe William King stellt den Homo Neanderthalensis King erstmals vor.
1901 durch die Rechtschreibreform wird das Neanderthal in Neandertal umbenannt.

Bemerkungen

Das Neanderthal bei Düsseldorf war einst eine 50 m tiefe, enge Schlucht. Die romantische Schlucht mit neun Höhlen und zwei Wasserfällen war eine berühmte Sehenswürdigkeit. Das beliebte Ausflugsziel wurde von den Dichtern der Zeit besungen. Künstler der Düsseldorfer Kunstschule nutzten sie zum Üben, und so existieren noch mehr als 150 Kunstwerke, die das Tal darstellen. Ursprünglich wurde die Schlucht das Gesteins genannt, tatsächlich handelt es sich um einen Teil des Tals der Düssel, nach der Düsseldorf benannt ist. Der reformierte Geistliche, Kirchenliederdichter und Komponist Joachim Neander (*1650-✝1680) war ab 1674 als Lehrer an der Lateinischen Schule in Düsseldorf. Das romantische Tal besuchte er häufig, auch um dort gottesdienstliche Versammlungen abzuhalten. Ganz im Stil von Club der toten Dichter machte er für seine Schüler sogenannte Erbauungsstunden, und wurde dafür abgemahnt. So wurden bald zwei Orte im Tal nach ihm benannt. Die Leuchtenburg, eine Durchgangshöhle mit einem 30 m langen, 8 m breiten und 5 m hohen gebogenen Höhlengang, wurde spätester Neanders Höhle oder auch Neanderhöhle genannt. Es war damals die größte Höhle des Tals und berühmt für die Lichteffekte durch die beiden Portale sowie die beeindruckende Akustik bei Gewittern. Die erste schriftliche Erwähnung des Namens war 1823. Auch die Aussichtspunkte auf den Felsen erhielten Namen, die Kanzlei, Neanders Stuhl, und der Predigtstuhl. Der Name Neanders Stuhl ist zum ersten Mal 1835 dokumentiert. Daraufhin wurde wohl der Name Neanderthal für den gesamten Talabschnitt gebräuchlich.

Im Jahr 1856 entdeckten Arbeiter des Kalksteinbruchs in der Feldhofer Grotte einige Knochen. Beim Abbau des Kalks wurden wiederholt Höhlen angeschnitten oder bekannte Höhlen zerstört, so kam es wohl, dass sie die Höhle ausräumten, um den Lehm zu entfernen. Und so kam es zu einem Knochenfund, der die Welt veränderte. Die Arbeiter hielten es für die Überreste eines Bären und gaben die Knochen dem Amateur-Naturforscher Johann Karl Fuhlrott. Bei den Knochen handelte es sich um ein Teilskelett eines Menschen, das jedoch eine eigentümliche Form aufwies, insbesondere der Schädel. Es wurde durch den irischen Geologen William King untersucht, der es als eine andere Menschenart interpretierte. 1863 erörterte er in einem Vortrag vor der geologischen Sektion der British Association for the Advancement of Sciences die Abweichungen von der Schädelform des modernen Menschen und führte den wissenschaftlichen Namen Homo Neanderthalensis King ein. Der Nestor der deutschen Anthropologie und Vorgeschichtsforschung Rudolf Virchow untersuchte die Knochen 1872. Er hielt den Fund für einen krankhaft deformierten Schädel eines modernen Menschen und verwarf die These des Urmenschen. Man muss zugeben, dass ein einziger Fund etwas dünn ist, dennoch verhinderte er durch seine Autorität bis zu seinem Tod 1902 jegliche Forschung in diese Richtung im deutschsprachigen Raum. Ganz allgemein wurde bis in die 1990er Jahre darüber diskutiert, ob es sich nun um eine eigene Art oder eine Unterart des Homo sapiens handelt. Geklärt wurde diese Frage erst mit Genanalysen, nach denen der in Afrika belegte Homo erectus der letzte gemeinsame Vorfahre der beiden ist.

Im 19ten Jahrhundert wurde das Tal noch Neanderthal mit th genannt. Entsprechend wurde der neuentdeckte Mensch Homo neanderthalensis, also Mensch aus dem Neanderthal, genannt. Das Tal selbst existiert heute nicht mehr, es wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch Kalksteinabbau völlig zerstört. Zudem wurde mit der Rechtschreibreform 1901 das h aus vielen Worten entfernt, sodass das Tal nun Neandertal hieß. So wurde also ein Tal, das es heute gar nicht mehr gibt, ebensowenig wie die Höhle, weltberühmt.

Im heutigen Neandertal, etwa 10 m unter der berühmten Fundstelle befindet sich das moderne Neanderthalmuseum. Der Fundort wird durch ein Kunstwerk markiert, eine Plastik die auf die nicht mehr existierende Höhle hinweist. Das Denkmal besteht aus vier Liegen, die aus dem örtlichen Kalkstein gebaut wurden. Die Besucher können sich hinlegen und in die nicht mehr existierende Höhle darüber blicken. Erst vor wenigen Jahren wurde für solche Höhlen der Begriff Lost Cave geprägt.