Blautopf und Blautopfhöhle

Touristische Informationen:

ein Stich aus dem 19. Jahrhundert.
Ort: In Blaubeuren. 16 km W Ulm an der B28. A8 Ausf. Merklingen über Machtolsheim. Von Ulm/Stadtautobahn Ausfahrt Blaubeurer Ring, B28.
(74,Ke58)
Öffnungszeiten: Quelle: frei zugänglich.
Hammerwerk: JAN bis Palmsonntag Sa, So, Fei 11-16. Palmsonntag bis 31-OCT täglich 9-18. 01-NOV bis 30-NOV Sa, So, Fei 11-16.
Film: wie Hammerwerk, stündliche Vorführung.
Höhle: nicht zugänglich.
[2006]
Eintrittspreise: Quelle: frei zugänglich.
Hammerwerk: Erwachsene EUR 1,50, Kinder (7-18) EUR 1, Familien EUR 4.
Film: Erwachsene 2,50, Kinder (7-18) EUR 1,50 Höhle: nicht zugänglich.
[2006]
Typ: KarstKarstquelle TopicBlaue Quelle KarstKarstquelle vom Vaucluse-Typ SpeleologyAktive Wasserhöhle Ganghöhle, Malm
Licht: nicht nötig
Dimension: Schüttung: Mittel=2.160 l/s, Minimum=310 l/s, Maximum=32.000 l/s.
Quelltopf: D=35 m, T=20,6 m, 900 m².
Blautopfhöhle: L=14,600 m [2018].
Hessenhauhöhle: L=8,365 m [2020].
Vetterhöhle: L=2,746 m, VR=66 m [2018].
Führungen:  
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: ja
Literatur: Anonymous (o.J.): Blautopf und Blautal, Wissenswertes von, um und über eine Karstquelle, Faltblatt, Hrsg: Bürgermeisteramt Blaubeuren
Eduard Mörike (1853): Das Stuttgarter Hutzelmännle, unter anderem: Reclam Verlag, Nr. 4755, erstmals erschienen: 1853
online Version: BookSage von der schönen Lau.
Dieter Vogelsang, Eckhard Villinger, Eva Borst (1987): Karst- und Flußsysteme am Rande der Schwäbischen Alb: elektromagnetische und hydrogeologische Erkundung des Donau-Aach-Karstsystems (Schwäbische Alb),
Der Schmiecher See bei Schelklingen, die Blautopfhöhle bei Blaubeuren als Beispiel für die Entwicklung des Karstsystems im schwäbischen Malm,
103 Seiten, 28 Abbildungen, 2 Tabellen, 8 Tafeln, 24x17 cm, Geologisches Jahrbuch Reihe C, Band C 49
WorldGeologisches Jahrbuch Reihe C WorldKurzfassung
Adresse: Tourismuszentrale Blaubeuren (Fremdenverkehrsverein Blaubeuren e.V.), Aachgasse 7, 89143 Blaubeuren, Tel: 07344-921025, Fax: 07344-952434. E-mail: contact
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Geschichte

das Kloster mit der sich im Blautopf spiegelnden Klosterkirche.
1718 erste Tiefenmessung durch Prälat Weissensee.
1742 Errichtung des städtischen Wasserwerks und einer Schleifmühle.
1744 Errichtung einer Schleifmühle am Blautopf.
1804 Erweiterung durch eine Hammerschmiede.
1869 Umbau der Hammerschmiede in eine mechanische Werkstatt.
1875 Bau des Pumpenhauses der Albwasserversorgungsgruppe III mit einer wassergetriebenen Pumpe die heute noch funktionstüchtig ist.
1880 erster Tauchversuch der den Grund nicht erreichte.
1956 mechanische Werkstat geschlossen.
1956 städtische Wasserversorgung wird aus hygienischen Gründen wieder vom Blautopf unabhängig gemacht.
1957 zweiter Tauchversuch.
1960-1962 Erforschung durch die Höhlenforschergruppe Göppingen-Eschenbach unter Leitung von Manfred Keller, Entdeckung der Quellhöhle.
1966 Hammerschmiede als Museum wiedereröffnet.
1985 Entdeckung des Mörike-Doms durch Jochen Hasenmayer.
1989 Hasenmayer hat einen Tauchunfall und ist Querschnittsgelähmt, die Forschung ist unterbrochen.
1997 Arbeitsgemeinschaft Blautopf gegründet.
1999 start der Vermessung mit den ersten 400 m durch den Arge Blautopf.
2002 Beginn der Ausgrabung der Vetterhöhle.
27-SEP-2003 Bernd Aspacher hat einen tödlichen Tauchunfall im Blautopf.
16-JUN-2005 trockene Fortsetzung am Ende des Äonendoms entdeckt.
23-SEP-2006 1,000 m Gänge mit derzeit größter Halle in Deutschland von Jochen Malmann und Andy Kücha entdeckt. Die Apokalypse ist 50 m breit, 170 m lang und 50 m hoch.
29-SEP-2006 Verbindung zwischen Vetterhöhle und Blautopfhöhle von Jochen Malmann und Werner Gieswein entdeckt.
2008 Forschung in der Vetterhöhle wird vom neu gegründeten Blaubeurer Höhlenverein übernommen.

Bemerkungen

der Quelltopf mit seiner Blaufärbung.

Der Blautopf ist die schöne, intensiv blaue Quelle der Blau. Es gibt viele alte Sagen über diese Quelle, doch am berühmtesten ist eine recht junge Geschichte. Im 19ten Jahrhundert veröffentlichte der bekannte schwäbische Dichter Eduard Mörike das Buch Das Stuttgarter Hutzelmännle. Im Stil eines alten Märchens geschrieben, werden in der Rahmenhandlung eines Schustergesellen auf der Reise von Stuttgart nach Baubeuren verschiedene dieser Legenden erzählt. Die wohl bekannteste davon ist die von der Nixe mit dem Namen BookSchöne Lau. Sie konnte nicht mehr lachen nachdem ihr Kind im Kindbett gestorben war und wurde deshalb von ihrem Mann, einem Wasserkönig aus dem Schwarzen Meer, in den Blautopf verbannt, bis sie dreimal gelacht hätte. Die bodenständigen Blaubeurer brachten ihr das Lachen wieder bei.

Direkt am Blautopf befindet sich auch ein Hammerwerk, das vom Quellwasser über ein großes Wasserrad angetrieben wird. Im Gebäude der Hammerschmiede wird ein Film über die Erforschung vorgeführt. Dieser Film enthält auch Aufnahmen die Jochen Hasenmayer während der Entdeckung mit seiner einer Super-8-Spezialkamera gemacht hat. Der Film heißt Tauchfahrt in das Reich der schönen Lau und dauert 45 Minuten.

hier sieht man die typische blaue Farbe die namensgebend war. Das Wasser ist immer blau, allerding ist der Farbton vom Lichteinfall abhängig.

Die Höhle beginnt am tiefsten Punkt des Quelltopfs mit einer Engstelle, der Düse. Sie ist sehr gefährlich und kann nur bei geringer Schüttung, also in den trockenen Jahreszeiten befahren werden. Die Höhle steigt und fällt immer wieder, mit Höhenunterschieden zwischen 30 und 40 m. Der Wasserspiegel des Karstgrundwassers kann nach 380 m zum ersten mal erreicht werden, wo sich eine 10 m lange und 7 m hohe luftgefüllte Kuppel befindet. Das nächste mal wird der Wasserspiegel im sogenannten Wolkenschloß bei 550 m erreicht. Diese Kammer ist 30 m lang, 20 m breit und bis zu 25 m hoch. Als sie im Jahr 2000 entdeckt wurde, konnte man vom Wasser aus keine Fortsetzung erkennen, und der Raum wurde nicht weiter erforscht.

Obwohl der Höhlengang immmer auf und ab geht, steigt er doch im Mittel kontinuierlich an, und nach 1,250 m endet der Unterwasserteil imMörikedom. Im Jahr 1985 von Jochen Hasenmayer entdeckt, endete hier die Forschung für fast zwei Jahrzehnte und dies war der vorläufige Endpunkt der Höhle. Als Hasenmayer hier in den Siebzigern und Achtzigern tauchte, mußte er eine große Zahl an Gasflaschen mit sich führen. Er benötigte einen halben Tag um den Mörikedom zu erreichen. Doch die Technologie entwickelt sich weiter und moderne Höhlentaucher benutzen Kreislaufgeräte, bei denen die verbrauchte Luft von gefährlichen Gasen gereinigt wird und dann mit Sauerstoff angereichert wird. Dies hat zur Folge, dass nur noch ein Bruchteil des Gewichtes nötig ist, und Scooter benutzt werden können, mit denen man sehr schnell voran kommt. Wenn man die tiefen Bereiche jedoch schnell durchtaucht, verkürzen sich auch die notwendigen Dekompressionszeiten und es wird möglich den Mörikedom in weniger als einer Stunde zu erreichen.

der blaue Topf.

Seit 1997 gibt es eine neue Generation von Höhlentauchern, die sich in dem Verein Arge Blautopf zusammengeschlossen haben. Sie begannen damit, die bekannten Teile der Höhle systematisch zu vermessen und erstellten dadurch den ersten genauen Plan der Höhle. Hasenmayer hatte lediglich ein Seil abgerollt, das ihm die Entfernung vom Eingang lieferte. Zusammen mit den Ablesungen des Tiefenmessers war er in der Lage einen recht groben Aufriß der Höhle anzufertigen. Der moderne Plan besitzt jedoch auch einen Grundriß und gibt im Zusammenhang mit einer Landkarte Auskunft darüber, wo die Höhle verläuft.

Nachdem so die bereits entdeckten Teile der Höhle konsolidiert waren, begannen die Höhlentaucher mit der Erforschung von Neuland. Sie entdeckten zuerst eine Folge von drei Seenhallen, den Mörikedom, das Mittelschiff, und der Äonendom. Sie sind ausgesprochen groß, mit 5 bis 10 m tiefem Wasser, einer 30 m hohen Decke und einem durchgehend 20 bis 30 m breiten Gang. Eigentlich ist es eine große Halle, die von zwei sogenannten Brücken unterbrochen wird, die man entweder überklettern oder untertauchen kann. Am Ende der dritten Halle gibt es zwei Fortsetzungen, einen unteren wassererfüllten Gang nach Norden mit einem Abzweig nach Westen und einen höhergelegenen trockenen Gang nach Nordwesten. Da die beiden wassererfüllten Teile bald zu eng werden ist hier das Ende der Tauchstrecke erreicht.

Die neuesten Entdeckungen der Jahre 2005 und 2006 waren jedoch noch viel beeindruckender als alles zuvor. Die Höhlenforscher folgten dem Hauptgang vom Äonendom, der mit enormen Dimensionen zuerst nach Nordwesten und dann nach Norden verläuft. Sowohl die Größe als auch die überwältigende Ausstattung mit Tropfsteinen ist für eine deutsche Höhle außergewöhnlich. Es folgt eine Halle mit dem Namen Apokalypse, die etwa 170 m lang, 50 m breit und 50 m hoch ist. Sie ist neben den außergewöhnlichen Tropfsteinen mit Sinterbecken, Kalzitkristallen, Excentriques und mehr ausgestattet. Inzwischen wurden weitere Gänge nach Nordwesten befahren und vermessen.

Ein weiteres Kapitel dieser Geschichte beginnt einige hundert Meter vom Blautopf entfernt. In den Fünfziger Jahren entdeckte ein Höhlenforscher eine Stelle im Hangschutt, aus der spürbar kalte Luft strömte. Er begann zu graben, aber schon nach wenigen Metern begannen die Wände einzustürzen und er beendete seine Grabung. Sein Name war Vetter, und obwohl es eigentlich keine Höhle gab, wurde der Platz Vetterhöhle genannt.

Einen neuen Anlauf unternahm die ARGE Höhle und Karst Grabenstetten, ein örtlicher Höhlenverein, im Jahr 2002. Die Forscher folgten dem Luftzug aus dem Hangschutt nach unten, und nach üer drei Jahren intensiver Arbeit erreichten sie endlich die Herbert Griesinger Halle in 30 m Tiefe. Nun folgte Halle auf Halle, eine größer als die andere, doch leider immer wieder durch massive Verstürze voneinander getrennt. Als sie schließlich an einer Stelle eine Wasseroberfläche erreichten, dachten bereits einige der Höhlenforscher, dass dies das Wolkenschloß sein könnte. Sie berichteten der Tauchergruppe davon und diese überprüften es bei einem der nächsten Tauchgänge. Nachdem sie aus dem Wasser gestiegen waren, und etwa 60 m zurückgelegt hatten, stießen sie auf Ausrüstung der Forscher von der Vetterhöhle, die Höhlenhochzeit war gelungen.

Die Forschung in der Vetterhöhle wurde inzwischen vom neu gegründeten Blaubeurer Höhlenverein übernommen. Daneben forscht eine weitere Gruppe von Höhlentauchern aus München im wassererfüllten Teil der Höhle. Eine Gruppe versucht seit einigen Jahren im Bereich der Hochfläche nördlich von Blaubeuren durch Grabung in einer Doline das Höhlensystem zu erreichen. Und schließlich gibt es noch eine Gruppe die sehr erfolgreich an der Steige nach Seissen durch Grabungsaktionen in die Tiefe Richtung Blautopfsystem vordringen konnte.

Das Blauhöhlensystem, bestehend aus Blauhöhe, Vetterhöhle und Hessenhauhöhle hat inzwischen eine Gesamtlänge von über 25 Kilometern. Es ist also eines der größten und interessantesten Höhlensysteme von Deutschland. Natürlich wurde dadurch auch der Wunsch geweckt, wenigstens einen Teil als Schauhöhle auszubbauen. Es gibt dazu verschiedene Ansätze, zum Beispiel der Ausbau der Vetterhöhle oder der Ausbau des Mörikedoms. Beides würde den Bau eines künstlichen Eingangstunnels erfordern. Im Moment ist dies jedoch auf Grund einer fehlenden Finanzierung nicht möglich.


Blautopf Gallerie