Besucherbergwerk Reichenbach-Stolln


Touristische Informationen:

Ort: Am Fallbach, 08294 Lößnitz.
(50.5977946, 12.7373260)
Öffnungszeiten: Ganzjährig Do 14-18, Sa 8-13.
Feiertags geschlossen.
[2024]
Eintrittspreise: frei, Spenden willkommen.
[2024]
Typ: MineSilber
Licht: LightBeleuchtung mit Glühlampen
Dimension: T=8-10 °C.
Führungen: Große Tour: D=1 h.
Mittlere Tour: 30 min.
Kleine Tour: 20 min.
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: nein
Literatur: Volkmar Müller (2004): Fundgrube Reichenbach Stolln, In: Siegfried Woedke: Der Berg ist frei II. 282 S. Eigenverlag, 08280 Aue, Brünlasberg 93, Seite 181-220.
Adresse: Besucherbergwerk Reichenbach-Stolln, IG Historischer Erzbergbau Lößnitz e.V., c/o Jens Hahn, Bahnhofstraße 66a, 08297 Zwönitz, Tel: +49-37754-59097. E-mail:
Nach unserem Wissen sind die Angaben für das in eckigen Klammern angegebene Jahr korrekt.
Allerdings können sich Öffnungszeiten und Preise schnell ändern, ohne daß wir benachrichtigt werden.
Bitte prüfen Sie bei Bedarf die aktuellen Werte beim Betreiber, zum Beispiel auf der offiziellen Website in der Linkliste.

Geschichte

1500 erste schriftliche Erwähnung in Schneeberger Verleihbüchern, Peter Storch wird eine Fundgrube mit Erbstollen am Fallbach verliehen.
1764 Beginn der zweiten Bergbauphase.
1839 Gründung einer Gewerkschaft.
1841 Bernhardt Stollen am gegenüberliegenden Talhang angelegt.
1857 tiefergelegener Entwässerungsstollen Reichenbach Hoffnung Stollen angeschlagen.
1898 übernommen vom Blaufarbenwerk Niederpfannenstiel.
1927 Bergwerk geschlossen.
1950 Untersuchung durch die SDAG Wismut erfolglos.
1956 Mundloch gesprent.
1992 Interessgemeinschaft historischer Erzbergbau Lößnitz e.V. gegründet.
MAY-2005 Schaubergwerk eröffnet.

Geologie

Die am Kuttenberg abgebauten Erze waren Arsenopyrit, Chalkopyrit, Bleiglanz und Silber. Es handelt sich um eine typische polymetallische Gangvererzung mit einem hohen Silbergehalt, wie er für das Erzgebirge typisch ist.

Bemerkungen

Das Besucherbergwerk Reichenbach-Stolln ist ein von einem Verein betriebenes Schaubergwerk im Oberen Reichenbachstollen, auch Reichenbach Erbstolln, im Fallbachtal nordöstlich von Aue-Bad Schlema. Man erreicht es nur zu Fuß nach einem 1.5 km langen Anmarsch. Die Parkplätze sind recht begrenzt, nur etwa ein halbes Dutzend Autos können am Feldweg parken. Der Weg folgt dem Kuttenbach aufwärts und biegt dann rechts in das Fallbachtal ab. Der Kuttengrund mit seinen Bergbaurelikten steht unter Denkmalschutz. Besucher sollten für den Anmarsch bereits wandertauglich gekleidet sein, sie erhalten für die Führung Helm und Regenjacke. Es gibt drei verschiedene Führungen.

Die Große Tour besucht den Reichenbach-Hoffnung-Stolln, der sich etwas weiter im Fallbachtal befindet. Dieser wurde in einer Zeit gegraben, als bereits Sprengmittel zur Verfügung standen. Nach 300 m im Stollen wird der Kunstschacht erreicht, Tafeln und Gedingezeichen zeigen den Baufortschritt an. Der Stollen wurde im Nebengestein aufgefahren, Ziel war das Erz so schnell wie möglich zu erreichen, deshalb ist der Stollen ungewöhnlich geradlinig. Am Kunstschacht gibt es einen Füllort, hier wurde das Erz in die Hunte verladen. Eine Drehscheibe ermöglichte das Drehen der Hunte in die richtige Richtung. Nun steigt man über Fahrten (Leitern) 30 m auf und erreicht den Reichenbach Erbstolln. Dieser Teil des Bergwerks ist deutlich älter. Man erreicht den Tagesschacht, der zur 40 m höher gelegenen Oberfläche führt, aber nicht Teil der Führung ist. In einem Gesenk befindet sich hier eine Handpumpe aus dem 16./17. Jahrhundert. Sie ist sehr gut erhalten, ein Ergebnis des hohen Arsen- und Vitriolgehalts in den Grubenwässern, die das Holz konservierten, indem sie Bakterien und Pilze abtöteten. Am Schluss erreicht man den Abbau mit einer Deckenhöhe von 15 m und besichtigt die Ortsbrust, also den eigentlichen Erzabbau. Das Bergwerk wird durch den Reichenbach Erbstolln verlassen, die letzte Station ist die Kunstradstube. Hier befand sich ein Wasserrad mit 9 m Durchmesser das die Pumpen angetrieben hat.

Die Mittlere Tour ist nur der zweite Teil der großen Tour. Man betritt das Bergwerk durch den Reichenbach Erbstolln, spart sich also den tieferen Teil des Bergwerks und die 30 m Leiteraufstieg. Sie ist deutlich weniger anstrengend und dauert nur halb so lange.

Die Kleine Tour ist dagegen ein ganz anderer Stollen, es wird der Bernhardt-Stolln auf der anderen Seite des Fallbaches befahren. Dieser hat kein elektrisches Licht, die Besucher werden mit Sturmlaternen ausgestattet. Eine Kopflampe wäre sicher praktischer, aber es geht wohl um das geheimnisvoll flackernde Licht. Man folgt zuerst einem Querschlag der als Lehrstrecke für Häuer und Doppelhäuer diente. Dann folgt man dem Erzgang zu einem Fahrschacht, der die Verbindung zum 30 m tiefer gelegenen Reichenbach-Hoffnung-Stolln darstellt. Nachdem man noch einige Abbaue besichtigt hat, geht es den gleichen Weg zurück. Die ist sicherlich die wildeste aber auch die kürzeste Führung.

Der Bergbau existierte bereits im 15. Jahrhundert, vermutlich ab etwa 1480. Die erste schriftliche Erwähnung war im Juli 1500, daß einem gewissen Peter Storch eine Fundgrube mit Erbstollen am Fallbach verliehen wird. Im Folgenden wurde der Bergbau durch Eigenlöhner betrieben, diese waren jedoch meist finanzschwach und so kam es zu vielen Besitz- und Namenswechseln. Diese erste Phase endete mit dem Dreißigjährigen Krieg, doch zumindest boten die Stollen der Bevölkerung einen guten Schutz vor den einfallenden schwedischen Truppen. 1764 begann die zweite Phase des Bergbaus, mit der Gründung einer Gewerkschaft 1839 war es möglich auch aufwändigere Infrastruktur wie die Kunstradstube zu bauen. Die letzte Phase des Bergbaus von 1898 bis 1927 erfolgte unter der Leitung des Blaufarbenwerkes Niederpfannenstiel, das den Arsenkies als Katalysator für die Nickelaufbereitung benötige. Eine Untersuchung durch die SAG Wismut in 1950 war erfolglos, sie sprengten 1956 das Mundloch.

Der Reichenbach-Hoffnung-Stollen wurde im Rahmen einer ABM freigelegt, diese Aktion war so erfolgreich, das die Beteiligten darauf hin die Interessengemeinschaft historischer Erzbergbau Lößnitz e.V.. Der Verein hat die Aufgabe traditionelles bergmännisches Brauchtum zu erhalten und das bergbauliche Kulturerbe zu bewahren. Das ist insbesondere die Restaurierung der Bergbaurelikte im Kuttengrund. Die über- und untertägigen Anlagen werden instand gehalten und Führungen für die Öffentlichkeit angeboten.