Ort: |
A45 Ausfahrt Lüdenscheid, B229 26 km bis Balve über Werdohl, an der Straße Richtung Helle, 1 km NE Balve.
(51°20'21.82"N, 7°52'19.26"E) |
Öffnungszeiten: |
Nur nach Vereinbarung für Gruppen ab 10 Personen. [2020] |
Eintrittspreise: | Erwachsene EUR 1. [2004] |
Typ: | Karsthöhle Höhlenruine Oberes Devon (Massenkalk) |
Licht: | Beleuchtung mit Glühlampen |
Dimension: | L=150 m, B=18 m, H=12 m, 240 m N.N. GR: L=60 m, B=18 m, H=11 m. Portal: H=12 m, B=18 m. |
Führungen: | L=500 m, D030 min. V=15.000/a [2005]. |
Fotografieren: | erlaubt |
Zugänglichkeit: | ja |
Literatur: |
Klaus Günther (1964):
Die Altsteinzeitlichen Funde der Balver Höhle
Bodenaltertümer Westfalens VIII, Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung Münster Westfalen 1964, ISBN 978-3-947450-54-1.
DOI
pdf
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Adresse: |
Verkehrsverein Balve e.V., Widukindplatz 1, 58802 Balve, Tel: 02375-926-190, Fax: 02375-926-191.
E-mail:
Schützenbruderschaft St. Sebastian Balve e.V., Wolfram Schmitz, Im Tenterode 1, 58802 Balve, Tel. +49-2375-1887. E-mail: |
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1690 | erstmals in einer Karte eingezeichnet. |
1791 | erstmals schriftlich erwähnt. |
1815 | erstmals „auf ihren Zustand hin“ untersucht und grob vermessen. |
183? | Beginn des Abbaus des Höhlensediments als Dünger. |
1840 | Anlage eines Schützenplatzes im Eingangsbereich. |
1843 | Untersuchung der Höhle durch das Königliche Bergamt Siegen und das Bergamt Bonn. |
1844 | Grabungen durch Bergwerksdirektor Noeggerath, Wagner und Castendyck. |
1869 | Beginn der Schützenfeste in der Höhle. |
1870 | Grabung durch Rudolf Virchow im linken Seitengang. |
1871 | Grabung durch Heinrich von Dechen im rechten Seitengang. |
1872 | Grabung durch Schaafhausen. |
1922 | Mysterienspiele in der Höhle durch Theodor Pröpper und die Balver Heimwacht. |
1925 | Grabung durch Andree. |
1938 | Grabung durch Wehrli. |
1939 | Grabung durch Bahnschulte. |
1944 | Verlegung eines Rüstungsbetriebs in die Balver Höhle. |
1947 | sollte sie aus diesem Grund gesprengt werden. |
1991 | Balver Märchenwochen begründet. |
1997 | Festspiele Balver Höhle e.V. übernimmt die Höhlenfestspiele von der Stadt Balve. |
Die Balver Höhle ist eine Höhlenruine bestehend aus einem einzigen großen Y-förmigen Gang. Das Portal zum Hönnetal, mit einer Höhe von 12 m und einer Breite von 18 m eines der größten Höhlenportale in Deutschland. Der 54 m lange Hauptgang dahinter hat vergleichbare Dimensionen. In historischen Beschreibungen wird von der größten Gebirgshalle Europas gesprochen. Das ist jedoch nicht nur altertümlich sondern auch veraltet, es wurden vielfältige Entdeckungen gemacht seit dieser Satz geschrieben wurde. Doch am Superlativ des großen Portal wird sich nichts ändern, Deutschland ist flächendeckend vermessen und alle Höhlenportale sind bekannt. Am Ende der Höhle befinden sich zwei Seitenarme, der Virchowarm, benannt nach Prof. Dr. Rudolf Virchow und den Dechenarm, benannt nach Bergrat von Dechen .
In der Balver Höhle soll nach der Legende die Werkstatt von Wieland, dem Schmied aus der Nibelungensage gelegen haben. Eine englische Urkunde weiß zu berichten, dass Wieland sein Handwerk im südlichen Westfalen ausgeübt hat. Allerdings wird die Balver Höhle nur in der Soester Ausgabe angegeben, wahrscheinlich aufgrund einer entsprechenden lokalen Sage.
Diese Höhle war während des Paläolithikums regelmäßig Unterkunft für Jäger und Sammler und wird deshalb auch als Kulturhöhle bezeichnet. Dieser und viele andere Begriffe, die im Zusammenhang mit der Höhle auch heute noch verwendet werden, stammen aus dem 19. Jahrhundert. Sie wurde damals archäologisch erforscht und viele Publikationen zitieren auch heute noch die damaligen Arbeiten, obwohl sie sowohl von der Sprache als auch von den Schlussfolgerungen vielfach veraltet sind. Leider ist die Höhle in ihrem heutigen Zustand vollständig ausgeräumt, archäologische Forschung also nicht mehr möglich. Es wird angenommen, dass sie ursprünglich 9 m hoch mit Ablagerungen angefüllt war, also fast 80% des heutigen Hohlraums. Eine Lithografie von Friedrich C.D. von und zu Brenken aus dem Jahr 1826 zeigt, daß die Höhle am Eingang fast vollständig verfüllt war. Erst in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts begannen die Balver Bürger den phosphathaltigen Lehm als Dünger abzubauen. Dabei wurden hunderte von Steingeräten einfach auf die Böschung vor der Höhle geworfen oder mit dem Lehm zum düngen der Felder verwendet. In späteren Zeiten war es recht ergiebig auf den Feldern der Umgebung nach Artefakten zu suchen.
Aus ungestörten Schichten wurden später rund 700 Geräte und eine Unzahl von Abschlägen und Abfallstücken geborgen. Auch Reste von Höhlenbär, Mammut, Pferd, Riesenhirsch und anderen wurden gefunden. Das schönste Fundstück ist wohl ein 4,60 m langer Mammutstoßzahn, dessen Nachbildung man heute im Heimatmuseum Arnsberg besichtigen kann. Mit insgesamt über 53.000 Artefakten ist die Balver Höhle einer der wichtigsten Fundorte des Paläolithikums in Mitteleuropa. Die durch Frostsprengung an der Decke kontinuierlich entstandenen Schuttmassen bewahrten die Siedlungsreste von hunderttausend Jahren. Die Schichten wurden von unten nach oben mit römischen Ziffern nummeriert. Dabei werden Balve I (Spätacheuléen, 100,000 Jahre), Balve II, III und lVa (Micoquien, 75.000 Jahre) und Balve IVb (Spätmoustérien, 40.000 Jahre) unterschieden. Die Funde können heute im Westfälischen Museum für Archäologie in Herne sowie im Museum für Ur- und Frühgeschichte im Wasserschloss Werdringen in Hagen besichtigt werden.
Die archäologischen Untersuchungen begannen mit der legendären Untersuchung der Höhle durch das Königliche Bergamt Siegen und das Bergamt Bonn im Jahr 1843. Sie endeten im Jahr 1939 mit dem zweiten Weltkrieg. Zur Zerstörung der Schichten trug auch die Raubgräberei bei, dutzende Wissenschaftler und Hobbyforscher schürften nach Erkenntnissen und vermarktbaren Funden. Sogar die Wissenschaftler werteten oft nur die für ihre Forschung wichtigen Anteile aus und entsorgten alles andere als Schutt. 1944 wurde ein Rüstungsbetrieb in die Höhle verlagert und dafür wohl die letzten Sedimentreste entfernt und der Boden eingeebnet. Es handelte sich um einen Zulieferbetrieb der Gothaer Waggonfabrik, die Flugzeuge baute. Zudem hätte diese militärische Nutzung im Jahr 1947 fast dazu geführt, dass die Höhle von den Alliierten gesprengt worden wäre. Das ist wohl in erster Linie daran gescheitert, dass die Höhle viel zu groß ist.
Seit 1922 wird die Höhle als Veranstaltungsort genutzt. Damals wurden in der Höhle die Mysterienspiele aufgeführt, organisiert durch Theodor Pröpper und die Balver Heimwacht. Viele Bürger der Stadt wirkten als Laiendarsteller mit. Theodor Pröpper war Komponist, Kirchenmusiker und Heimatdichter. Nach einigen Jahren schliefen die Spiele jedoch wieder ein.
Nach dem zweiten Weltkrieg riefen Theodor Pröpper und Hermann Wedekind die Balver Höhlenspiele ins Leben. Sie wurden von 1947 bis 1958 durchgeführt, und nach einer Pause 25 Jahren in 1984 von Hermann Wedekind wiederbelebt. Mit der Gründung des Vereins Festspiele Balver Höhle e.V. 1985 wurden die Spiele schließlich zu einer dauerhaften Kultureinrichtung. Seit 1991 werden die Balver Märchenwochen veranstaltet. Daneben finden jährlich die Night of Music, die Italienische Nacht. das Irish Folk & Celtic Music Festival, das German Kultrock Festival und verschiedenen andere Konzerte statt. Videos von diversen Veranstaltungen sind zuhauf auf youTube zu finden.
Die Höhle ist im Besitz der Gemeinde Balve, die Schützenbruderschaft St. Sebastian Balve ist Pächter der Höhle. Sowohl die Höhle als auch das Schützenheim nebenan werden tageweise an Veranstalter vermietet. Der Schützenverein nutzt die Höhle für das am 3. Wochenende im Juli stattfindende Schützenfest. Besuche der Höhle sind nur für Gruppen nach Anmeldung beim Verkehrsverein möglich. Natürlich nur wenn gerade keine Veranstaltung ist. Aber natürlich kann man jederzeit ein Konzert oder eine Theateraufführung besuchen.