Grube Tannenberg


Touristische Informationen:

Ort: Zum Schneckenstein 42, OT Schneckenstein, 08262 Tannenbergsthal
A 72 Ausfahrt Zwickau, Reichenbach oder Oelsnitz, Richtung Klingenthal, weiter nach Tannenbergsthal/OT Schneckenstein. Beschildert.
(50.4158078, 12.4597713)
Öffnungszeiten: Besucherbergwerk: Ganzjährig Di-So, Fei 10, 11:30, 13, 14:30.
Mineralienzentrum: Ganzjährig Di-So, Fei 10-17.
Topasfelsen: APR bis NOV Di-So, Fei 10-16.
[2024]
Eintrittspreise: Besucherbergwerk: Erwachsene EUR 4,50, Kinder (3-13) EUR 2,50, Studenten (-26) EUR 3, Behinderte EUR 3.
Gruppen (15+): Erwachsene EUR 3, Kinder (3-13) EUR 1,50.
Mineralienzentrum: Erwachsene EUR 5, Kinder (3-13) EUR 3, Studenten (-26) EUR 3,50, Behinderte EUR 3,50.
Gruppen (15+): Erwachsene EUR 4, Kinder (3-13) EUR 2,50.
Topasfelsen: Erwachsene EUR 1, Kinder (3-13) EUR 0,50, Studenten (-26) EUR 0,50, Behinderte EUR 0,50.
[2024]
Typ: MineZinn MineTopas TopicSDAG Wismut
Licht: LightBeleuchtung mit Glühlampen
Dimension:
Führungen: D=1 h.
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: nein
Literatur: Th. Kaemmel (1961): Geologie, Petrographie und Geochemie der Zinnerzlagerstätte "Tannenberg" (Vogtland) Beiheft 30, Zeitschrift Geologie, Berlin.
E. Donath (1964): Das Zinnerzbergbaugebiet von Gottesberg und Mühlleithen im Vogtland Freiberger Forschungsheft C 181, Leipzig, S. 119-133.
T. Lotz, K.-H. Russ (1973): Mineralienfundstellen um den Schneckenstein im Vogtland Aufschluss, Jg.24, Nr.10, S.424-28.
H.W. Wild (1998): Neues Schaubergwerk im Vogtland stellt sich vor Min.-Welt, Jg.9, Nr.3, S.6.
Adresse: Topaswelt Schneckenstein, Zum Schneckenstein 42, OT Schneckenstein, 08262 Tannenbergsthal, Tel: +49-37465-41993, Fax: +49-37465-41825. E-mail: E-mail:
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Geschichte

15. Jahrhundert Große Tannenberg-Pinge und Aufschwung des Zinnbergbaus im Raum Mühlleithen/Tannenbergsthal.
1920er geologischen Erkundungsarbeiten.
1936 600 m langer Tannenbergstolln wird aufgefahren.
1938 Greisenkörper I entdeckt.
1940 Blindschacht I 90 Meter abgeteuft, Errichtung einer Aufbereitung übertage.
1945 Abbau mit Kriegsende eingestellt.
1946 Aufbereitung durch die SDAG Wismut zur Gewinnung von Uran genutzt.
1952 Wiederaufnahme des Zinnabbaus durch den Mühlleithner Stolln.
1964 Bergwerk endgültig geschlossen wegen Erschöpfung der Lagerstätte.
1992 Entscheidung ein Schaubergwerk in der Grube Tannenberg einzurichten, Beginn des Ausbaus.
1993 Tannenbergstolln wird wieder zugänglich gemacht.
1996 Schaubergwerk eröffnet.
11-JUN-2009 Topaszimmer von Landrat Tassilo Lenk eröffnet.
2013 Fossillienausstellung im Mineralienzentrum eröffnet.

Geologie

Die ältesten Gesteine sind Phyllite, tonhaltiger Schlamm, und Quarzite, feiner Quarzssand, vor etwa 450 Ma abgelagert wurden. Quarzite sind Sandsteine die aus Quarzkörnern bestehen, die dann mit einer Matrix aus Quarz verfestigt wurden. Dadurch haben sie eine extrem hohe Widerstandskraft gegen jede chemische Verwitterung und bilden deshalb heute in der Umgebung Felsformationen wie den Pfaffenstein, den Wendelstein, und die Affensteine. Vor etwa 330 Ma kam es zu einer Gebirgsbildung der Variszischen Orogenese, bei der die Gesteine aufgefaltet wurde.

Im Karbon kam es zum Eindringen von Magma, das jedoch unterirdisch stecken blieb und sehr langsam zu Granit erstarrte. Die Hitze des Magmas, die über einen langen Zeitraum abgegeben wurde, führte zu einer Metamorphose und wandelte die Tonreichen Gesteine in einen glimmerigen Schiefer, die Phyllite um, und den Quarzsandstein in Quarzit. Dadurch bildete sich auch der Eibenstocker Turmalingranit, der in der Kontaktzone das Nebengestein zu Andalusitglimmerfels, Hornfels, Fruchtschiefer und Knotenschiefer umwandelte. Durch Abkühlung und damit einhergehender Schrumpfung kam es zur Bildung von Klüften und Spalten. Borsäurehaltige Dämpfe stiegen empor und bildeten Quarzturmalinschiefer, sowie Quarzturmalingänge mit Zinnstein. Gleichzeiting wurde der Feldspat zu Kaolin zersetzt und der Granit in Greisen, ein Name für verwitterten Granit, umgewandelt. Durch die damit einhergehende Anreicherung von Zinn wurde eine Zinnlagerstätte geschaffen.

Die Kernbereiche eines Greisenkörpers sind Quarz-Topas-Greisen mit 0,5 bis 1,5 % Zinn, die Außenbereiche Quarz-Glimmer-Greisen mit 0,1 bis 0,5 % Zinn. Das sind recht niedrige Zinngehalte die den Abbau nur bei einer entsprechen großen Lagerstätte und dem Einsatz von Maschinen lohnend machen. Der mittelalterliche Bergbau suchte nach Nestern, in denen der Zinnstein höher konzentriert war und Zinngehalte von 15 % auftreten. Zudem wurden Seifen abgebaut, in denen der Erzgehalt durch Verwitterung weiter erhöht war.

Bemerkungen

Die Grube Tannenberg befindet sich im Vogtland, in der Gemeinde Tannenbergsthal im Ortsteil Schneckenstein. Das ist zwar sehr weit im Westen, dennoch gehört es geologisch noch zum Erzgebirge, und auch die Geologie der Lagerstätte entspricht der im Erzgebirge. Wir haben uns deshalb die Freiheit genommen das Schaubergwerk dem Erzgebirge zuzuordnen, was geologisch richtig aber geografisch falsch ist. Und noch eine zweite Besonderheit, dies ist zwar ein mittelalterliches Bergwerk, die Besichtigung konzentriert sich aber auf die Geschichte zwischen 1936 und 1964. Das umfasst zwei wichtige Themen, den Abbau kriegswichtiger Erze durch die Nazis im Zweiten Weltkrieg, und den Uranabbau für die Atombomben der Sowjetunion durch die SDAG Wismut nach dem Krieg. Beides ist zwar Erzgebirge öfters zu finden, aber dennoch eher die Ausnahme. Insofern ist dieses Schaubergwerk ganz besonders interessant.

Und doch beginnt die Führung mit einem mittelalterlichen Stolln, der mit Schlägel und Eisen von Hand vorgetrieben wurde. So wurde zum Beginn des Abbaus im 15. Jahrhundert gearbeitet, später kamen Sprengstoffe die immer weiter verbessert wurden. Doch nach einer flotten Zeitreise erreicht man das 20. Jahrhundert. Im Tannenbergstolln sieht man auf 600 m eine Vielzahl modernerer Grubentechnik, wie Grubenlok, Bohrmaschinen und eine alte Schlosserei in der Werkzeuge und Maschinen gewartet und repariert wurden. Auch die Geologie, das umgebende Gestein aus Granit und Schiefer, sowie die Erzgänge sind zu sehen. Am Stollenende erreicht man einen Blindschacht mit einem Maschinenraum, der einen anschaulichen Einblick in die Fördertechnik des 20. Jahrhunderts bietet.

Der Höhepunkt der Führung ist der Abbau Greisenkörper I, nach dem Abbau des Erzkörpers blieb eine Halle mit 60 m Länge, 30 m Breite und 55 m Höhe. Dazu kommt ein 45 m tiefer See, sodass die Kammer eine Gesamthöhe von 100 m hat. Dies ist einer der größten bergmännisch geschaffenen Abbauhohlräume im Freistaat Sachsen. Er ist das Ergebnis von geologischen Erkundungsarbeiten in den zwanziger Jahren, die zum Vortrieb des 600 m langen Tannenbergstolln führten. 1938 wurde auf der Stollnsohle der Greisenkörper I entdeckt, und anschließend abgebaut, ab 1940 wurde das Erz in einer Übertage errichteten Aufbereitung weiterverarbeitet. Der Abbau endete zum Kriegsende.

Doch es ging sehr bald weiter, die SDAG Wismut suchte nicht nach Wismut, das war nur ein Tarnname, sondern nach Uran. Die sowjetischen Besatzer verlangten Uran als Reparationszahlungen und so wurde massiv nach uranhaltigen Erzen gesucht. Im Schneckensteingebiet wurde in 5 von 6 großen Schächten uranhaltige Pechblende entdeckt und abgebaut. In den 1950er Jahren war die Hochzeit des Uranbergbaus mit 6000 Beschäftigten allein in diesem Gebiet.

Ab 1952 wurde jedoch auch wieder Zinn abgebaut. Weil der Tannenbergstolln durch die Aufbereitungsanlage der SDAG Wismut blockiert wurde, war ein Zugang von dort nicht möglich. Durch den VEB Wolfram-Zinnerz Pechtelsgrün wurde von Mühlleithen aus der 1,6 km lange Mühlleithner Stolln vorgetrieben. Sie erreichten den Greisenkörper I und entdeckten den Greisen II und bauten beide ab. Diese beiden Lagerstätten waren 1964 erschöpft und es konnten keine weiteren Lagerstätten erkundet werden, so wurde der Zinnbergbau endgültig eingestellt.

Das Schaubergwerk war eine Initiative der Landkreise Klingenthal und Auerbach, die im Schneckensteingebiet ein Schaubergwerk eröffnen wollten. Neben der Zinnerzgrube Tannenberg war auch die Schwerspatgrube Brunndöbra in der engeren Wahl. Die Entscheidung fiel dann 1992 für Tannenberg und der Ausbau begann, 1996 wurde das Schaubergwerk eröffnet. Doch in späteren Jahren wurden auf dem Gelände weitere Einrichtungen eröffnet und heute befindet sich hier die Topaswelt Schneckenstein, die aus drei Einrichtungen besteht. Neben dem Schaubergwerk ist hier das Vogtländisch-Böhmische Mineralienzentrum und der Topasfelsen zu finden. Ein Kräutergarten, eine Kräuterküche, ein Tiergehege und ein Irrgarten befinden sich ebenfalls auf dem Gelände. Alle Einrichtungen sind innerhalb weniger Minuten fußläufig zu erreichen.

Das Mineralienzentrum ist eine Ausstellung mit regionalen Mineralien und Erzen, mit einem besonderen Schwerpunkt auf das Edelsteinvorkommen am Schneckenstein. Das Topaszimmer hat den Schwerpunkt auf vogtländische Topase sowie auf Topase von Fundorten in aller Welt. Die Betreiber haben zusammen mit lokalen Mineraliensammlern recherchiert und eine Weltkarte mit allen 300 bekannten Topasfundstellen erstellt. Ziel ist es, für jede Fundstelle ein Belegfundstück auszustellen. Es gibt zudem eine Bergbauausstellung und ein Naturkundemuseum mit lebenden Tieren, sowie eine Edelsteinschleiferei. Besonderheiten sind zudem ein Kabinett mit fluoreszierenden Mineralien und Glasprodukten, sogenanntes Uranglas. Das sind in erster Linie radioaktive Uranverbindungen die unter UV Licht fluoreszieren, und die in der Herstellung von Keramik und Glas als Farbpigmente verwendung fanden. Natürlich ist das Gesundheitsschädlich und die Herstellung wurde inzwischen verboten, das Sammeln dieser schönen und gefährlichen Gläser scheint aber inzwischen recht populär zu sein. Das Museum wurde 2013 um eine Fossillienausstellung erweitert.

Der Topasfelsen Schneckenstein ist tatsächlich ein großer Fels, ein gut befestigter Weg mit Geländer führt hinauf zu einer Aussichtsplattform in 24 m Höhe. Er ist schon deshalb eine Besonderheit, weil es der einzige Fels in der sonst felsfreien Waldlandschaft ist. Das Gestein ist voller Topase, und die erste Topas-Fundstelle der Geschichte. Bei diesem Felsen handelt es sich um eine der ältesten Topasfundorte der Welt und die älteste Topasfundstelle in Mitteleuropa, zudem um den einzigen oberirdischen Topasfelsen auf der nördlichen Erdhalbkugel. Es gibt nur einen weiteren oberirdischen Fundort in Australien. Topase von dieser Fundstelle befinden sich sogar in der Krone der britischen Monarchie.