Mayener Grubenfeld

Mayener Lay - Mayener Ley - Mayener Leyen


Touristische Informationen:

Ort: An den Mühlsteinen 7, Mayen.
(50.332800, 7.238345)
Öffnungszeiten: Grubenfeld: keine Einschränkungen.
Schacht 700: APR bis SEP keine Einschränkungen.
Erlebniswelten: Ganzjährig täglich 10-17.
[2021]
Eintrittspreise: Grubenfeld: frei.
Erlebniswelten: Erwachsene EUR 6, Kinder (-16) EUR 3,50, Kinder (<1 m) frei, Studenten EUR 3,50, Behinderte EUR 3,50, Familien Gruppenpreis.
Gruppen (20+): Erwachsene EUR 4,50, Kinder (-16) EUR 2,60.
[2021]
Typ: SubterraneaUnterirdische Steinbrüche ExplainKammerbau SubterraneaKeller
Licht: Taschenlampe mitbringen
Dimension:  
Führungen: auf Wunsch
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: nein
Literatur:  
Adresse: Erlebniswelten Grubenfeld, An den Mühlsteinen 7, 56727 Mayen, Tel.: 02651 491506. E-mail:
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Geschichte

5000 v. Chr. erste Verwendung des Basalt zum Mahlen.
3000 v. Chr. Steinwerkzeuge aus Basalt.
1000 v. Chr. erste, flache Steinbruch-Gruben.
800 v. Chr. Herstellung von Reibsteinen und Mühlsteinen.
55 v. Chr. römische Mühlsteinproduktion.
~1400 Abbau unter Tage in Gruben.
1840 Brauereien ziehen nach Mayen und Mendig wegen den Felsenkellern.
~1870 Gewinnung von Mühlstein-Rohlingen reduziert.
~1870 Abbau von Werkstein und Baustoff im Tagebau.
1876 Erfindung der Kältemaschine durch Carl von Linde.
1878 Eisenbahnstrecke von Andernach über Mendig nach Mayen eröffnet, in erster Linie für den Basalttransport.
1900 Gewinnung von Mühlstein-Rohlingen wegen Unwirtschaftlichkeit vollständig aufgegeben.
~1970 wirtschaftlich gewinnbaren Vorräte erschöpft, Betrieb wird eingestellt.
2012 Erlebniszentrum Terra Vulcania eröffnet.
2018 Erlebniszentrum umbenannt in Erlebniswelten Grubenfeld.

Geologie

Die Basaltvorkommen bei Mayen entstanden vor etwa 140.000 bis 200.000 Jahren, im Quartär. Ursprung der Lavaflüsse war die Bellerberg-Vulkangruppe, etwa 1,300 m nördlich bei Ettringen. Dreimal brach der Vulkan aus und zähflüssige Lava floß in mindestens drei großflächigen Lavaströmen ins Tal den Nette. Der Lavastrom bedeckte die Oberfläche aus devonischem Ton- und Schiefergestein zwischen 10 und 30 m hoch. Wäre die Lava etwas weniger zäh gewesen, wäre sie wohl vollständig entgast, so blieben aber Gasblasen in der Lava und erstarrten mit. Das Ergebnis ist ein sehr poröser Basalt mit bis zu 25% Blasenvolumen.

In späteren Vulkanausbrüchen wurde der Basalt durch eine bis zu 10 Meter mächtige Deckschicht aus Dielsteiner Gebirge bedeckt. Dabei handelt es sich um ein brekzienartiges vulkanisches Lockergestein, das aus grobem Trass mit eingelagerten Stücken aus Bimsstein, Schlacke, und anderen Steinen besteht. Diese Schicht hat den Basalt vor Verwitterung geschützt.

Bemerkungen

Das Mayener Grubenfeld wird im örtlichen Dialekt Mayener Lay genannt, Lay ist das Wort für Stein oder Felsen, aner auch für Steinbruch. Es taucht in Ortsnamen auf und auch in Eigennamen, die Lorelei ist die Lore auf dem Stein. In Mayen gibt es eine mächtige Schicht Basalt, entstanden durch einen Lavastrom vom nördlich gelegenen Bellerberg. Das besondere an diesem Basalt ist das hohe Porenvolumen von bis zu 25 Prozent Blasenvolumen. Dabei sind die Bläschen klein und recht gleichmäßig verteilt. Derartiges Gestein ist ideal zum Mahlen von Getreide, weil die Bläschen wenn sie angeschnitten werden scharfe Kanten besitzen, die das Mahlgut zerschneiden.

Bereits im Jungneolithikum vor etwa 7,000 Jahren wurde diese Eigenschaft des Basalts erkannt umd an der Oberfläche gefundene Basaltsteine als Reibsteine benutzt. Dabei wurden Körner auf eine Platte gelegt und mit dem Reibstein zerrieben. Offensichtlich wurden zuerst nur an der Oberfläche liegende Steine gesammelt, später aber auch besondere Blöcke mit Hilfe von Keilen und Hebeln zerkleinert. Ab 3000 vor Christus wurden Steinwerkzeuge wie Schlagkugeln, Steinbeile und -hämmer aus härterem Basalt hergestellt. Ab der Urnenfelderzeit, also etwa um 1000 vor Christus wurden erste, flache Steinbruch-Gruben in den Basalt getrieben. Mit der Hallstatt- und Latène-Zeit etwa 800 vor Christus wurden fortgeschrittene Reibsteine, sogenannten Napoleonshüte und erste einfache Mühlsteine für Handdrehmühlen hergestellt. Die Kelten handelten die Steine aus Mayen über weite Strecken.

Die Römer haben um 55 vor Christus im Gallischen Krieg gegen die Germanen ihr Reich bis an den Rhein erweitert. Sie wurden bald auf die hervorragende Eignung des Mayener Basalts als Mühlstein aufmerksam und begannen mit einem systematischen Abbau. Bereits damals arbeiteten bis zu 600 Arbeiter in den Mühlsteinbrüchen. Sie stellten sowohl Legionärsmühlen her, die die römische Armee für die tägliche Verpflegung mit auf ihre Kriegszüge mitnahm, als auch großen Göpelmühlen. Dafür wurde der Stein in eine Sanduhr-Form gehauen und auf einen Kegel gestellt. In den obern Trichter wurde das Getreide eingefüllt und dann der Stein auf dem Kegel gedreht, Zum Antrieb wurde ein Göpel befestigt, der dann von Menschen oder Tieren im Kreis gezogen werden musste.

Die Römer intensivierten auch den Handel, die Mühlsteine wurden vom römischen Rheinhafen in Andernach verschifft. Sie konnten in Britannien und im Mittelmeerraum nachgewiesen werden. Aber auch über den Rhein hinweg wurde gehandelt, wie Funde in Haitabu in Schleswig Holstein zeigen.

Das Mayener Grubenfeld in seiner jetzigen Form entstand jedoch im Mittelalter, ab dem 15. Jahrhundert. Damals ging man zum Abbau unter Tage über. Da der beste Basalt unter eine 10 m dicken Deckschicht begraben war, wurde zuerst ein Schacht mit 7-8 m Durchmesser abgesenkt. In die Wand wurde eine Treppe zum Abstieg und Aufstieg gehauen. Der Schacht wurde dazu benutzt, die fertigen Mühlsteine mit einem hölzernen Kran, der durch einen Göpel angetrieben wurde, herauszuheben.

Die unterirdischen Hohlräume wurden durch den Abbau immer größer und es stellte sich das Problem der Einsturzgefahr. Zum einen wurde in klassische Kammerbauweise durch Pfeiler die nicht abgebaut wurden die Decke gestützt. Dies wurde jedoch durch eine Einmalige technik ergänzt die nur hier funktionieren konnte. Die oberen Enden der Basaltsäulen wurden nicht abgebaut und bildeten so an der Decke ein Wabenmuster. Die abgebauten Teile des Säulen wurden Schienen, die oberen Enden Glocken genannt. Um das Herausbrechen von Glocken aus der Firste zu verhindern wurden Holzkeilen in die Klüfte eingeschlagen und dadurch die Glocken verspannt. Das so entstandene stabile Gewölbe wurde als Geglöck bezeichnet.

Aufgegebene Abbaue wurden von den Einheimischen gerne als Felsenkeller zur Lagerung von verderblichen Lebensmitteln genutzt. Insbesondere Brauereien nutzen sie als Bierkeller für die Reifung und Lagerung von Bier. Die zahlreichen Felsenkeller waren für die Brauereien so wertvoll, dass sich ab 1840 zahlreiche Brauereien in Mayen und Mendig ansiedelten. Sie verloren ihre Bedeutung mit der Erfindung der Kältemaschine durch Carl von Linde im Jahr 1876. Einige wenige wurden jedoch noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts genutzt, und apäter wurden sie als Marketinggag sogar wiederentdeckt.

Der Abbau von Mühlsteinen endete mit der Abschaffung der vielen kleinen Wind- und Wassermühlen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sie wurden durch größere, moderne Mühlen verdrängt, die mit Walzenstühlen arbeiteten, also keine Mühlsteine benötigten. Die Nachfrage nach Mayener Basalt-Mühlsteinen ging rapide zurück und um 1900 wurde der Abbau vollständig aufgegeben. Zeitgleich stieg jedoch der Bedarf an Basalt als Werkstein sowie als Baustoff für den Eisenbahn- und Straßenbau. Dadurch wurde der Abbau komplett umgestellt und sogar intensiviert. Die Gruben wurden aufgegeben und der Basalt wieder in Steinbrüchen abgebaut.

Der Abbau von Pflastersteinen, Schotter, und so weiter, erfolgte mit einfachen Handwerkzeugen. Diese Arbeitsweise war sehr personalintensiv und vor dem ersten Weltkrieg waren bis zu 1000 Arbeiter im Mayener Grubenfeld tätig. Erstz im Laufe der nächsten Jahrzehnte wurden Elektro-Kräne, Presslufthämmer, maschinelle Brecher und Sortierung eingeführt. Zur Herstellung großer Werksteinblöcke wurden elektrische Sägen eingeführt. Der Abbau endete in den 1970er Jahren weil die Vorkommen erschöpft waren.

Etwa 100 ha vom ehemals etwa 1,5 km² großen Grubenfeld sind im historischen Zustand erhalten. Dieser Bereich ist als Kulturdenkmal geschützt und in die Liste der Kulturdenkmäler in Mayen eingetragen. Am Rande des Gebiets wurde das Erlebniswelten Grubenfeld, ein Museum über die Geschichte des Basaltabbaus, eröffnet. Ursprünglich hatte es den Namen Erlebniszentrum Terra Vulcania, wurde aber von einem Vulkan Erlebniszentrum in der Auvergne in Frankreich wegen des Namens verklagt. Deshalb musste der Namen 2018 geändert werden. Das Museum ist täglich geöffnet, das Grubenfeld ist ganzjährig rund um die Uhr geöffnet. Allerdings ist das Begehen des Schacht 700, eines Mühlsteinabbaus mit einer modernen Zugangstreppe, nur vom April bis September erlaubt. Im Winter ist der Zugang aufgrund des Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG, §39, Abs. 6) nicht erlaubt.