Hohlenstein

Hohlenstein-Stadel - Kleine Scheuer - Bärenhöhle


Touristische Informationen:

Ort: Lonetal.
Zischen Bocksteinschmiede und Vogelherdhöhle, erreichbar zu Fuß von beiden Seiten etwa 3 km.
A7 (E43) Ausfahrt Langenau, durch Langenau nach Rammingen, links ab nach Lindenau. Von Lindenau zu Fuß nach Norden 1 km.
(48°32'57.57"N, 10°10'20.75"E)
Öffnungszeiten: Keine Einschränkungen.
[2023]
Eintrittspreise: frei.
[2023]
Typ: SpeleologyKarsthöhle, ArchaeologyAbri
Licht: Taschenlampe mitbringen
Dimension:
Führungen:
Fotografieren:
Zugänglichkeit:
Literatur: Joachim Hahn, Hansjürgen Müller-Beck, Wolfgang Taute: Eiszeithöhlen im Lonetal. Archäologie einer Landschaft auf der Schwäbischen Alb
Konrad Theiss Verlag Stuttgart, 1985, Broschiert, 200 Seiten, ISBN: 3806202222.
Bookamazon.de
Adresse: Stadtverwaltung Langenau, Rathaus, Marktplatz 1, 89129 Langenau, Tel: +49-7345-9622144, Fax: +49-7345-9622155. E-mail: contact
Geführte Wanderungen: Hermann Häußler, Achstraße 44 a, 89129 Langenau, Tel: +49-7345-6719, Cell: +49-172-7848347. E-mail: contact
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Geschichte

1861 erste Untersuchungen durch Oskar Fraas.
1866 Fraas erkennt die Bedeutung der gefundenen Feuersteinstücke.
1937 Ausgrabungen unter der Leitung von Robert Wetzel.
1939 Abruptes Ende der Ausgrabungen durch den Ausbruch des zweiten Weltkriegs.
1954 Wiederaufnahme der Grabungen durch Robert Wetzel.
1961 Ende der Ausgrabungen durch den Tod von Robert Wetzel.
2017 in die UNESCO WHL aufgenommen.

Bemerkungen

Der Hohlenstein ist keine Höhle, sondern ein Fels am Südrand des Lonetals. Er besitzt mehrere Kleinhöhlen, deshalb auch der Name, den Hohlenstein-Stadel, die kleine Scheuer und die Bärenhöhle. Stadel und Bärenhöhle sind jeweils richtige Höhlen, die kleine Scheuer ein Abri, ein Felsüberhang. Alle drei Höhlen sind wichtige paläontologische und archäologische Fundstellen. Wie die anderen berühmten Höhlen im Lonetal wurden sie bereits Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts ausgegraben und sind heute fast vollständig ausgeräumt.

Die ersten Forschungen erfolgten durch den früheren Pfarrer Oskar Fraas im Jahr 1861. Er war auf der Suche nach paläontologischen Überresten und hatte in der Bärenhöhle großen Erfolg: er barg 88 Schädel und über 10.000 Knochenteile. Daraufhin wurde die bislang namenlose Höhle erst Bärenhöhle getauft. Doch muß man ihm, bei aller Würdigung seiner Verdienste, Vandalismus vorwerfen. Bei der konzentrierten Suche nach Bärenknochen wurden alle anderen Funde achtlos beiseite geworfen und archäologische Höhleninhalte unwiderbringlich zerstört. Er selbst erkannte dies jedoch bei seiner zweiten Grabung 1866, und beklagte die Zerstörungen die er selbst angerichtet hatte. Nichts desto trotz war dies ein Meilenstein in der Archäologiegeschichte, da er erstmals die Bedeutung der gefundenen Feuersteinstücke erkannt hatte. Das war der Moment in dem die Archäologie die Steinzeit entdeckte.

Die zweite Grabungsphase war sehr kurz, der Tübinger Urgeschichtsforscher Robert Wetzel grub 1939, doch die Grabung wurde mit Ausbruch des zweiten Weltkrieges hektisch eingestellt. So ist wohl auch zu erklären, dass er den wohl beeindruckendsten steinzeitlichen Fund in Süddeutschland, einen löwenköpfigen Menschen, zwar ausgrub aber in einer Schachtel verstaute und vergass. Nach dem Krieg übergab Robert Wetzel zahlreiche Bruchstücke von Mammutelfenbein an das Ulmer Museum. Dort ruhten sie wieder, bis 30 Jahre nach ihrer Entdeckung Joachim Hahn Schnitzspuren bemerkte und aus über 200 Einzelteilen eine bruchstückhafte Figur zusammenfügte. Diese hatte allerdings noch keinen Kopf. Erst nochmal 20 Jahre später wurden durch Elisabeth Schmid weitere Bruchstücke entdeckt und eingefügt, bis die Figur ihre heutige Form erhielt.

Robert Wetzel nahm seine Grabungstätigkeiten am Hohlenstein 1954 wieder auf und grub noch einige Jahre hier, bis zu seinem frühen Tod im Jahre 1961. Dabei wurden weitere spektakuläre Funde gemacht. Der Oberschenkelknochen eines Neandertalers ist einer der ganz seltenen Neanderthaler-Skelettreste in Süddeutschland. Eine Bestattung der Köpfe von drei gewaltsam zu Tode gekommenen Personen, ein Mann, eine Frau und ein Kind, aus der Mittelsteinzeit (etwa 9.000 BP). Die sogenannte Knochentrümmerstätte ist eine Grube am Höhleneingang mit über 1.000 Skelettteilen von mindestens 54 Menschen aus der Jungsteinzeit (etwa 6.000 BP). Dies sind wohl Sekundärbestattungen, die ursprüngliche Kannibalismustheorie ist nach modernen forensischen Methoden nicht mehr haltbar. Alle diese Funde sind im Ulmer Museum ausgestellt.