| Ort: |
Retzneier Str. 11, 8435 Wagna.
(46.7492279, 15.5494491) |
| Öffnungszeiten: |
nach Vereinbarung. [2025] |
| Eintrittspreise: |
Schulklassen frei. [2025] |
| Typ: |
Unterirdische Steinbrüche
Kammerbau
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| Licht: |
Beleuchtung mit Glühlampen
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| Dimension: | T=8 °C. |
| Führungen: | Min=1. |
| Fotografieren: | erlaubt |
| Zugänglichkeit: | nein |
| Literatur: |
(1986):
Beilage, Blätter Römersteinbruch Aflenz
In: R. Näderl, G. Suette; W. Gräf (Projektleitung): Systematische Erfassung der Festgesteinsvorkommen in der Steiermark. Endbericht (unveröffentlicht).
Forschungsgesellschaft Joanneum – Institut für Umweltgeologie und angewandte Geographie, Graz 1986, S. 862-864.
pdf
Dr. Val. Pogatschnigg (1890): Steinbrüche in Steiermark In: Culturbilder aus Steiermark, Leykam, Graz, 1890, S. 55-73. pdf Franz Krašan (1897): Das Tertiärbecken von Aflenz, Mittheilungen des Naturwissenschaftlichen Vereines für Steiermark, Heft 33 (1896), Graz, S. 51-69. pdf Gert Christian (1999): Die Muschelkalk-Sandsteinbrüche in Aflenz bei Leibnitz (Marktgemeinde Wagna, Steiermark) In: Mitteilungsblatt der Korrespondenten der Historischen Landeskommission für Steiermark, Heft 6, GRAZ 1999, S. 22-32. pdf Andreas Rohatsch (2004): Werksteinbeschaffung für die Baudenkmalpflege während der Zeit des Wiederaufbaus nach dem 2. Weltkrieg In: Aus Trümmern wiedererstanden - Denkmalpflege 1945 bis 1955, S. 472–476. Edition: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege Heft 3/4. researchgate |
| Adresse: |
Marktgemeinde Wagna, Franz-Trampusch-Platz 1, 8435 Wagna, Tel: +43-3452-82582.
E-mail: Führungen: Walter Gluschitsch, Tel: +43-664-3839874. E-mail: |
| Nach unserem Wissen sind die Angaben für das in eckigen Klammern angegebene Jahr korrekt. Allerdings können sich Öffnungszeiten und Preise schnell ändern, ohne daß wir benachrichtigt werden. Bitte prüfen Sie bei Bedarf die aktuellen Werte beim Betreiber, zum Beispiel auf der offiziellen Website in der Linkliste. |
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| 15 v. Chr. | für den Bau der römischen Stadt Flavia Solva eröffnet. |
| 12. Jahrhundert | für den Bau von Sakralbauten wieder eröffnet. |
| 1943 | Zweigbetrieb der Thondorfer Flugzeugwerke Steyr Daimler Puch eingerichtet. |
| 1946 | Abbau von Steinen für den Wiederaufbau von im Krieg zerstörten Gebäuden. |
| 1987 | von der Firma Stein von Grein erworben und wieder eröffnet. |
Der Kalksandstein ist ein Meeressediment das im Miozän vor etwa 15 Millionen Jahren abgelagert wurde. Dieses Meer hieß Parathetys, das Gestein wird auch als Leithakalk bezeichnet. Die Ablagerung ist wie immer bei Kalkstein ein sauerstoffreiches, relativ flaches Meer, subtropische bis tropische Bedingungen. Kalk bildet sich generell biogen, also als Skelett oder Schale eines Tiers. Die Tiere verwesen jedoch in der sauerstoffreichen Umgebung vollständig und nur der Kalk bildet einen lockeren Schlamm am Boden. Er wird von weiteren Sedimenten überlagert und unter Druck und Temperatur in der Diagenese in Stein umgewandelt.
Der arenitische Kalkstein besteht hauptsächlich aus Korallenabfällen und Rhodolithen, aber es sind auch Fragmente von Seeigeln, Muscheln, Korallen und Foraminiferen dabei. Dass kein Kalkstein, sondern Kalksandstein entstand, ist darauf zurückzuführen, dass die größeren Bruchstücke von Korallen und Tieren zwar von den Wellen zerkleinert wurden, aber nur bis zur Korngröße von Sand. Kalksandstein hat als Baustein erhebliche Vorteile. Er ist vor allem leichter zu bearbeiten als normaler Kalk, er ist etwas weichen, weniger spröde, bricht besser und lässt sich deshalb leichter zu Skulpturen verarbeiten. Der Leithakalk wird in diesem Bereich in mehreren Steinbrüchen abgebaut. Es gibt auch Tagebaue, in denen er gewonnen wird.
Leithakalk ist Sandstein mit Körnern aus Kalk und einer Matrix aus Kalk ohne Silikatanteil und natürlich entstanden. Er darf nicht mit dem modernen Baustein Kalksandstein verwechselt werden. Kalksandziegel oder Sandsteinziegel sind ein künstlich hergestellter Mauerstein aus Sand sowie Kalksilikathydraten als Bindemittel. Er wurde im 19. Jahrhundert erfunden und mit der zunehmenden Industrialsierung löste er bald den Naturstein ab.
Römerhöhle ist der umgangssprachliche Name des Römersteinbruch Aflenz, einem Steinbruch für Kalksandstein, den sogenannten Aflenzer Stein oder Aflenzer Quader. Tatsächlich liegt er in der Gemeinde Wagna, zwischen Aflenz an der Sulm und Unterlupitscheni. Der Aflenzer Stein ist ein sehr guter und haltbarer Baustein, der schon seit der Römerzeit abgebaut wird, und da der Steinbruch immer noch in Betrieb ist, wird er auch als das älteste, heute noch aktive Bergwerk Österreichs bezeichnet. In einem nicht mehr aktiven Teil der weitläufigen Anlage gibt es eine Ausstellung zur Geologie und Geschichte des Steinbruchs. In der Geschichte gab es drei wesentliche Phasen.
Zuerst die Römerzeit, mit dem Beginn des Abbaus. Hier erfährt man einiges über die Bausteine, aber im naheliegenden Museum der Ausgrabungsstätte Flavia Solva, 2,5 km nördlich, findet man die einzige Römerstadt und den bedeutendsten römerzeitlichen Fundplatz der Steiermark. Das Museum besteht aus Glas, man kann von außen alles sehen, somit ist das Museum nicht nur rei zugänglich, sondern auch kostenlos. Diese Siedlung wurde 15 v. Chr. gegründet und 70 von Kaiser Vespasian zur Stadt erhoben. Diverse Gebäude, die damals erbaut wurden, benötigten eine große Menge an Bausteinen zum Beispiel das Amphitheater. Nach dem Zusammenbruch des Römischen Reichs war wohl der Bedarf an Bausteinen für einige Zeit nicht mehr vorhanden.
Der Abbau wurde wieder aufgenommen im Mittelalter, ab dem 12. Jahrhundert wurde der Stein in erster Linie für den Bau von Sakralbauten benötigt. Nur Kirchen, Klöster und Schlösser verwendeten Stein, normale Bauern und Bürger bauten in Fachwerk. Der Stein wurde wegen seiner Qualität geschätzt und wurde auch über weitere Strecken transportiert. Zum Beispiel der Stephansdom in Wien, die Grazer Burg und das Grazer Landhaus wurden unter Verwendung von Aflenzer Sandstein gebaut.
Ein ganz unrühmliches Kapitel der Geschichte war das Ende des Zweiten Weltkriegs. Als die Luftangriffe der Alliierten zunahmen, wurde kriegswichtige Produktion soweit möglich in den Untergrund verlagert. Das bedeutet, dass auch der Steinbruch hier als unterirdische Fabrik genutzt wurde. Ein Zweigbetrieb der Thondorfer Flugzeugwerke Steyr Daimler Puch wurde in den Berg verlegt. Dies musste sehr schnell geschehen, und so wurde das Konzentrationslager Aflenz als Außenlager des KZ Mauthausen eingerichtet. Die Gefangenen wurden als Zwangsarbeiter eingesetzt, dabei starben über 5,0000 Menschen. Dabei wurden nicht nur die existierenden Steinbrüche weiterverwendet, es wurden auch Hallen aufgefahren, ein Pfeilerbau mit etwa 20.000 m² Grundfläche. Außerdem wurden Stollen durch den Hügel hinüber an das Sulmufer gebaut, vermutlich um den Transport von Rohstoffen und Produkten per Schiff zu erleichtern. Die Sprengmaßnahmen beim Bau haben diesen Bereich jedoch nachhaltig geschädigt, die Stollen wurden deshalb verfüllt. Nach Kriegsende versuchten die Alliierten alle militärischen Anlagen zu stören, in der Regel durch Sprengung. Auch hier war dies geplant, doch abgesehen davon, dass es sehr schwer und aufwändig ist eine große unterirdische Anlage zu zerstören, haben die britischen Besatzer den Wert des Steins erkannt. Das ging auf eine Intervention von Univ.Prof.Dr. Alois Kieslinger zurück, der für das österreichische Bundesdenkmalamt arbeitete. Der Abbau wurde wieder aufgenommen, die Steine wurden für den Wiederaufbau von im Krieg zerstörten Gebäuden benötigt. Danach wurde der Steinbruch jedoch stillgelegt.
Der Steinbruch wurde aufgrund der stetig steigenden Nachfrage nach Naturstein 1987 von der Firma Stein von Grein in Graz erworben und 1988 wieder eröffnet. Seither werden etwa 200 m³ Kalksandstein pro Jahr abgebaut. Die Firma hat sich auf exklusive Natursteine für Grabsteine, Küchenplatten, Verkleidungen, Fensterbänke und so weiter spezialisiert. Dieser Teil des Steinbruchs kann nicht besichtigt werden.
Das als Römerhöhle oder Römersteinbruch Aflenz bekannte Schaubergwerk ist ein Museum zum mittelalterlichen bis neuzeitlichen Abbau von Bausteinen. Die römischen Steinbrüche wurden leider im Zweiten Weltkrieg verfüllt und sind nicht zu besichtigen. Der Friedensstollen ist eine Gedenkstätte für das Konzentrationslager Aflenz. Auch wenn sie keine Öffnungszeiten haben, man kann auch als Individualreisender eine Führung vereinbaren, es gibt keine Mindestgröße der Gruppe. Zudem gibt es eine Art Konzert- und Theatersaal, des seit 1989 für verschiedene Veranstaltungen genutzt wird. Es finden Konzerte und Theateraufführungen statt.