Eisstollen Dornburg

Ewiges Eis


Touristische Informationen:

Ort: 65599 Dornburg.
Von Dornburg L3278 nach Wilsenroth, nach 900 m rechts ab zu Wanderparkplatz. 300 m/5 Minuten Fußweg.
(50.519723, 8.024994)
Öffnungszeiten: Frei zugänglich.
[2023]
Eintrittspreise: frei.
[2023]
Typ: SubterraneaEiskeller
Licht: Taschenlampe mitbringen
Dimension:  
Führungen: nein
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: nein
Literatur:  
Adresse: Gemeinde Dornburg, Rathaus Frickhofen, Egenolfstraße 26, 65599 Dornburg, Tel: +49-6436 9131-0. E-mail:
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Geschichte

1839 Arbeiter, die im Geröllfeld am Südhang der Dornburg Steine für den Straßenbau abtragen sollten, entdecken etwa einen halben Meter unter den losen Gesteinsblöcken Vereisungen.
1869 J. Troost aus Wiesbaden lasst am Südosthang der Dornburg eine Bierbrauerei errichten.
1886 Brauerei an der Dornburg brennt ab.
1927 Naturschutzgebiet Dornburg ausgewiesen.

Bemerkungen

Der Eisstollen Dornburg ist ein künstlicher Stollen, der angelegt wurde um ein natürliches Phänomen, den einzigen Permafrostboden in Hessen, zu nutzen um Bier zu kühlen. Ein sehr löblicher Ansatz, der jedoch mit dem Brand und der Zerstörung der Brauerei leider endete. Heute sind die beiden Stollen mit Gittertüren verschlossen, können also nur von außen besichtigt werden. Sie sind aber eigentlich auch nicht wirklich interessant. Interessant ist die Temperaturanomalie bei ihren Eingängen, auch im Hochsommer ist es hier nur 7 bis 10 °C warm.

Doch beginnen wir am Anfang: die Dornburg ist eine Basaltkuppe zwischen Frickhofen und Wilsenroth. An ihrem Südhang befindet eine Geröllhalde aus Basalt, die selbst nicht bewachsen ist, aber von Wald umgeben. Die Spalten im Geröll erlauben es Luft hindurchzuströmen. Dadurch kommt es zwischen dem Fuß der Halde unde dem oberen Ende der Halde zu einer Konvektionsströmung. Im Sommer strömt kalte Luft am Fuße des Hanges aus dem Berg, weil sie schwerer ist. Dadurch wird am oberen Ende warme Luft nach gesaugt, die sich dann zwischen den kalten Felsen ebenfalls abkühlt. Im Winter kehrt sich dieser Effekt um und es strömt an höher gelegenen Stellen warme Luft aus dem Berg. Diese Luft, die zumindest wärmer als 0 °C ist, führt auch dazu, dass diese Stellen schneefrei bleiben. Kalte Luft wird unten nach gesaugt und erwärmt sich an den Felsen, kühlt diese aber dabei ab.

Derartige Effekte sind nicht unbekannt, aber es müssen viele Details zusammen kommen und so sind sie weltweit recht selten, dies ist die einzige derartige Stelle in Hessen. Besonders interessant ist nicht nur die Tatsache, dass im Sommer kalte Luft am Fuß der Geröllhalde ausströmt. Durch das hier herrschende Gleichgewicht ist das Basaltgeröll selbst in einem größeren bereich ganzjährig kälter als 0 °C. Man spricht dabei von Permafrost, dies ist also das einzige erhaltene Stückchen Permafrost, das aus der letzten Eiszeit erhalten geblieben ist. Zwischen dem lockeren Gestein findet man ab etwa 50 cm bis zu einer Tiefe von 2 Metern Eis. Darunter ist das Erdreich in 5 bis 8 m Tiefe gefroren. In einer Tiefe von 8 m hört die Vereisung auf. Drei Quellen am Fuße der Dornburg haben das ganze Jahr über eine Temperatur zwischen 5° und 6° C. Die Dornburger Eisstollen sind Teil des Nationalen Geoparks Westerwald-Lahn-Taunus, und als Geotop unter Schutz gestellt.

Das besondere Eisvorkommen wurde im Sommer 1839 entdeckt, als Arbeiter im Geröllfeld am Südhang der Dornburg Steine für einen Wegebau abtragen sollten. Etwa einen halben Meter unter der Erdoberfläche fanden sie im Hochsommer Eis. Dies erregte damals einiges Aufsehen und wurde ausgiebig von der Herzoglich-Nassauischen Landesregierung untersucht. Die Linde'sche Kältemaschine war noch nicht erfunden, und Eis für die Kühlung von Lebensmitteln musste im Winter in Eiskellern gelagert werden. Das war wohl auch der Grund warum J. Troost aus Wiesbaden auf die Idee kam diese Kälte zu nutzen und am Südosthang der Dornburg eine Bierbrauerei errichten ließ. Dazu ließ er zwei Stollen in den Fuß der Geröllhalde treiben die als Eiskeller für das Bier dienten. Der Effekt wurde noch dadurch verstärkt, dass Schnee in die Stollen geschaufelt wurde. Doch 1886 brannte die Brauerei an der Dornburg ab. Inzwischen war jedoch die Kältemaschine erfunden worden, und so wurde sie nicht wieder erbaut, stattdessen wurde eine Gaststätte gebaut, die heute von einem Wiesbadener Jugendferienwerk als Jugendheim genutzt wird.

Die Stollen sind also tatsächlich weder durch Bergbau noch durch den ebenfalls am Dornberg betriebenen Baslt-Abbau entstanden, sondern sie wurden als Eiskeller angelegt. Am Nordhang der Dornburg wurde 1886 der erste Steinbruch eröffnet. 1905 wurde in vier Betrieben Basalt abgebaut, zeitweise waren in der Dornburger Basaltindustrie mehr als 500 Leute beschäftigt. 1927 wurde nun ein Teil des Berges als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Doch bald gab es wirtschaftliche bedenken und 1938 und 1963 wurde das Naturschutzgebiet zugunsten der Basaltindustrie wieder verkleinert. Erst 1989, als der Steinbruch erneut bis zur Grenze des geschützten Gebietes vorgedrungen war, wehrten sich Naturschützer und vor allem der Westerwaldverein.