Untertageverlagerung Dachs 1


Touristische Informationen:

Ort: Ehem. Untertageverlagerung Dachs 1, Hausberger Straße, An der Pforte, 32457 Porta Westfalica, NRW.
A2 Ausfahrt 33 Porta Westfalica, B482 Richtung Minden 5 km.
(52.2448515, 8.9221243)
Öffnungszeiten: APR bis OKT siehe Website.
[2024]
Eintrittspreise: Erwachsene EUR 20.
[2024]
Typ: SubterraneaLuftschutzbunker SubterraneaFabriken
Licht: LightBeleuchtung mit Glühlampen
Dimension:  
Führungen: D=90 min.
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: nein
Literatur: Rainer Fröbe (1986): "Vernichtung durch Arbeit"? - KZ-Häftlinge in den Rüstungsbetrieben an der Porta Westfalica in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs
In: Joachim Meynert, Arno Klönne (Hrsg.) (1986): Verdrängte Geschichte - Verfolgung und Vernichtung in Ostwestfalen 1933-1945 AJZ-Verlag Bielefeld 1986, S. 221–297.
Adresse: KZ-Gedenk- und Dokumentationsstätte Porta Westfalica, 32457 Porta Westfalica, Tel: +49-. E-mail:
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Bitte prüfen Sie bei Bedarf die aktuellen Werte beim Betreiber, zum Beispiel auf der offiziellen Website in der Linkliste.

Geschichte

1944 Beginn des Geilenberg-Programms mit dem Bau von Dachs 1.
2015 Beginn der Führungen.

Bemerkungen

Die Untertageverlagerung Dachs 1 ist ein unvollendet gebliebener Versuch, eine kriegswichtige Produktion in den letzten zwei Jahren des Zweiten Weltkriegs unter die Erde zu verlagern, um sie vor den Alliierten Luftangriffen zu schützen. Dafür wurden die Stollen im Wiehen- und im Wesergebirge an der Porta Westfalica genutzt. Der aufgelassene Sandsteinstollen im Jakobsberg in Hausberge wurde zur Untertageverlagerung Dachs 1, so der Deckname der Nazis, ausgebaut. Die Anlage sollte eine Schmierölraffinerie aufnahmen, diese Anlage gehörte somit zum Geilenberg-Programm (Mineralölsicherungsplan). Insgesamt waren neun Raffinieranlagen Projekt Dachs I bis IX geplant. Ziel des Projekts war eine vollständige Raffinerie der Deurag-Nerag, einer Hannoveranischen Firma, unterirdisch aufzubauen. Die Anlage wird lokal auch fälschlich als "Hydrierwerk" bezeichnet.

Die Anlage sollte in einem vorhandenen Stollensystem im Jakobsberg im Wesergebirge untergebracht werden. Auf 15.000 m² Produktionsfläche sollten ab Mitte 1945 monatlich 4000 t Schmieröl hergestellt werden. Durch das Ende des Zweiten Weltkrieges im Mai 1945 wurde das Projekt jedoch nicht fertiggestellt.

Wie bei allen diesen Projekten wurden in erheblichem Maße Zwangsarbeiter eingesetzt. Dies waren KZ-Häftlinge des KZ Neuengamme die in drei Außenlagern Barkhausen, Lerbeck und Hausberge an der Porta Westfalica untergebracht waren. Sie wurden nicht nur zur Arbeit gezwungen, sie waren auch Hunger, Krankheit und Gewalt ausgesetzt. Das ist der Grund warum die Führungen von der KZ-Gedenk- und Dokumentationsstätte Porta Westfalica durchgeführt werden. Offensichtlich in historischer Tradition verlangen sie dafür eine Zwangsspende, die Nazi-Begrifflichkeiten und zynischen Euphemismen haben wohl etwas abgefärbt. Unabhängig davon ist die Führung äußerst kompetent und informativ, und jeden Cent wert.

Der Eingang zum Stollen befindet sich zwischen Weser und Wesergebirge, auf der Ostseite der Weser an der B482. Hier in der Porta Westfalica ist der Platz begrenzt, es gibt keine Parkmöglichkeit. Es wird empfohlen am Porta Bahnhof zu parken, von dort sind es 300 m Fußweg. Bitte planen Sie genügend Zeit ein um 20 Minuten vor Beginn der Führung vor Ort zu sein. Besucher erhalten (unnötigerweise) Helme, das soll wohl zum Lokalkolorit beitragen, oder es ist versicherungstechnisch nötig. Die Stollen haben keine Führungswege, sind aber eben bis auf etwas Versturz, das liegt in der Natur der Sache. Der Führungsweg ist elektrisch beleuchtet.

Eigentlich waren wir nicht sicher, ob wir dieses Objekt aufnehmen sollten. Es ist leider realistisch betrachtet nicht touristisch zugänglich. Es gibt jedes Jahr nur eine sehr kleine Zahl an Besichtigungstermine, man muss sich viele Monate vorher online anmelden, und ob man wirklich einen Platz bekommt ist nicht sicher. Die Termine werden erst im April festgelegt, zu diesem Zeitpunkt sind die Reservierungen schon voll. Aktuell ist die Warteliste 2 Jahre lang! Mit anderen Worten, man meldet sich an ohne zu wissen, wann die Führung stattfinden wird, man weiß noch nicht mal das Jahr! Warum das so gehandhabt wird, entzieht sich unserer Kenntnis. Auf jeden Fall macht diese komplizierte Regelung einen Besuch für einen normalen Touristen praktisch unmöglich, was sehr schade ist.