Vogelherdhöhlen


Touristische Informationen:

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Das Lonetal.
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Landschaft am Vogelherd.
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Die Landschaft hat einen fast mediterranen Charme.
Ort: 89168 Niederstotzingen.
A7 Ausfahrt Niederstotzingen, der Straße durch Niederstotzingen folgen, nach 2 km am Abzweig nach Lontal.
(48.558776, 10.194135)
Öffnungszeiten: geschlossen.
[2023]
Eintrittspreise: geschlossen.
[2023]
Typ: SpeleologyKarsthöhle KarstHöhlenruine
Licht: nicht nötig, trotzdem Taschenlampe mitbringen
Dimension: (Große) Vogelherdhöhle: L=39 m, B=7 m, H=3.8 m, 480 m N.N.
Kleine Vogelherdhöhle: L=42 m, B=7 m, H=2.5 m, 438 m N.N.
Führungen: nein
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: nein
Literatur: Gustav Riek (1934): Die Eiszeitjägerstation am Vogelherd im Lonetal, Bd. I: Die Kulturen. Leipzig, Kabitzsch
Gustav Riek (1935): Kulturbilder aus der Altsteinzeit Württembergs. Tübingen, Franz F. Heine.
Gustav Riek (1951): Die Mammutjäger vom Lonetal. Stgt., Thienemanns.
Adresse: Stadtverwaltung Langenau, Rathaus, Marktplatz 1, 89129 Langenau, Tel: +49-7345-9622144, Fax: +49-7345-9622155. E-mail: contact
Geführte Wanderungen: Hermann Häußler, Achstraße 44 a, 89129 Langenau, Tel: +49-7345-6719, Cell: +49-172-7848347. E-mail: contact
Nach unserem Wissen sind die Angaben für das in eckigen Klammern angegebene Jahr korrekt.
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Bitte prüfen Sie bei Bedarf die aktuellen Werte beim Betreiber, zum Beispiel auf der offiziellen Website in der Linkliste.

Geschichte

1931 vom Heimatforscher H. Mohn aus Heidenheim entdeckt.
1931 bis 1934 Ausgrabungen durch den Tübinger Urgeschichtler Gustav Riek.
2005 to 2012 archäologische Ausgrabung im Abraum der Vorgängergrabungen.
2013 Archäopark Vogelherd eröffnet.
2017 in die UNESCO WHL aufgenommen.
2022 Archäopark Vogelherd dauerhaft geschlossen.

Bemerkungen

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Die Große Vogelherdhöhle von außen.
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Rechter Eingang von Innen.
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Mittlerer Eingang der Großen Vogelherdhöhle.
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Mittlerer Eingang von Innen.
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Der Innenraum der Großen Vogelherdhöhle.
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Der Innenraum der Großen Vogelherdhöhle.
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Die Kleine Vogelherdhöhle von außen.
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Die Kleine Vogelherdhöhle von innen.
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Elfenbeinschnitzerei eines Wildpferds aus dem Aurignacién.

Die Vogelherdhöhlen sind zwei Kleinhöhlen, die beide nur wenige Meter lang sind. Aus speläologischer oder geologischer Sicht haben sie wenig zu bieten, umso mehr aber aus archäologischer Sicht!

Die Große Vogelherdhöhle besitzt drei Eingänge, zwei davon sind hoch genug um aufrecht hindurch zu gehen. Der dritte Eingang ist sehr niedrig und versteckt, er wird von den meisten Besuchern gar nicht wahrgenommen. Der größte Teil der Höhle ist großräumig und wird von Jugendlichlichen aus der Umgebung für Feste benutzt. Dies ist natürlich nicht erlaubt, zeigt aber wie gut die Höhle als Lagerplatz geeignet ist.

Die Kleine Vogelherdhöhle ist viel kleiner. Der Eingang ist zwar hoch genug, um aufrecht hineinzugehen, aber schon nach wenigen Metern wird die Decke sehr niedrig. Nach einem kurzen Schluf endet die Höhle. Der Eingang ist zudem sehr versteckt, er liegt an der Seite eines Felsens und ist mit Büschen zugewachsen. Das macht die Höhle von außen fast unsichtbar. Nach dem Eingang knickt der Gang sofort um 90 Grad ab, so dass man vom Innern der Höhle nicht nach außen sehen kann. Die Höhle ist trotzdem leicht zu finden, da ein Trampelpfad direkt zum Eingang führt.

Im Lonetal gibt es an der Abzweigung von der Ortsverbindungsstraße zwischen Bissingen und Stetten in Richtung Hürben einen kleinen Wanderparkplatz. Von hier erreicht man die Vogelherdhöhlen in etwa 10 Minuten, wenn man dem Trampelpfad bergauf folgt. Im Jahr 2017 wurde das Lonetal und das Blautal mit allen Höhlen mit prähistorischen Funden in die UNESCO World Heritage List eingetragen. Die dort eingetragenen Denkmale müssen, das ist Teil der Regeln, für Besucher zugänglich sein und es müssen Erläuterungen zu den Hintergründen gegeben werden. Dies ist ein zweischneidiges Schwert, zum einen ist es begrüßenswert, dass der Eintrag in der Liste nicht dazu führt, dass Kulturgüter weggesperrt werden und nur noch für eine Elite zugänglich sind. Im Gegenteil, es hat in vielen Fällen bereits dazu geführt, dass Kulturgüter sinnvoll erschlossen wurden und so heute einer breiten Bevölkerung Wissen darüber vermittelt wird. Und zudem wurden vorher frei zugängliche und Vandalismus ausgesetzte Kulturgüter durch offizielle Öffnungszeiten und Führungen vor weiteren Zerstörungen geschützt.

Mit diesem Gedanken wurde hier am Vogelherd ein sogenannter Archäopark eingerichtet. Dieses Konzept kommt aus Frankreich, und basiert in erster Linie auf der Vermittlung von Wissen über das Leben in der Vorzeit durch die Möglichkeit diverse Tätigkeiten selbst auszuprobieren. Dazu zählen Dinge wie Feuer entzünden, einen Feuerstein zuschlagen, einen Pfeil zu schießen oder einen Speer zu werfen. Alle diese Dinge wurden im Rahmen der experimentellen Archäologie erforscht und werden hier nicht nur vorgeführt, sondern vermittelt. Sicherlich eine interessante Sache, insbesondere für Kinder und Schulklassen. Die Gemeinde Niederstotzingen, die den Archäopark finanziert hat, wäre über Einnahmen die der notleidenden kommunalen Kasse zugutekämen sicherlich auch nicht unglücklich.

Unglücklicherweise scheinen die Deutschen nicht ganz so begeistert von diesem Konzept zu sein. Dazu kommen die Lockdowns durch Corona, und so war der Archäopark bereits nach weniger als 10 Jahren pleite und wurde dauerhaft geschlossen. Unglücklicherweise hat niemand die Zäune wieder abgerissen, die das Gelände eingzäunt haben. Und so sind die Höhlen heute überhaupt nicht mehr zugänglich. Es war bereits vorher grenzwertig, für die Höhlen Eintrittspreise in zweistelliger Höhe zu verlangen, insbesondere wenn man an der experimentellen Archäologie nicht interessiert war. Aber die Höhlen dauerhaft versperrt zu halten, widerspricht unserer Meinung eklatant nach den Vorgaben der UNESCO.

Kleinkunstwerke aus den Vogelherdhöhlen

Die Vogelherdhöhlen waren über einen langen Zeitraum Rastplatz und Unterstand für die Jäger der Eiszeit. Die ältesten Funde sind aus der Zeit des Acheuléen (nach Riek). Besonders schön sind die gefundenen Elfenbeinschnitzereien aus dem Aurignacien. Es handelt sich um die Darstellungen von Mammut, Ren, Wildpferd, Wisent, Bär, Panther und Höhlenlöwe.

Neuere Messungen haben ergeben, dass diese prähistorischen Tierfiguren aus Elfenbein vor fast 40.000 Jahren entstanden sind. Damit stellen sie die ersten von Menschen geschaffenen Bildnisse dar, die ältesten künstlerischen Botschaften aus der Vorzeit. Die Schnitzereien (bzw. Kopien davon) können im SubterraneaUlmer Museum oder in den Universitätssammlungen im Tübinger Schloß besichtigt werden.

Wohl die berühmteste Figur ist die eines Wildpferds, des sogenannten Vogelherd-Pferdchen (32.000 a). Es ist 4,8 cm lang und stellt einen Hengst in typischer Imponierhaltung dar. Es war wohl einst eine vollständige Figur, allerdings scheint es entlang einer Fuge zerbrochen zu sein, mit anderen Worten es existiert nur noch die linke Seite.