Kammerbacher Höhle

Frau Holle Höhle - Hilgershäuser Höhle - Hohlstein


Touristische Informationen:

Ort: Hohlstein, 37242 Bad Sooden-Allendorf.
Zwischen Kammerbach und Hilgershausen. Bei Bad Soden-Allendorf, Meisner, Nordhessen.
(51.2662910, 9.8955883)
Öffnungszeiten: Wegen Steinschlaggefahr geschlossen.
[2024]
Eintrittspreise: Wegen Steinschlaggefahr geschlossen.
[2024]
Typ: SpeleologyKarsthöhle
Licht: keines, Taschenlampe mitbringen
Dimension: L=40 m, B=21 m, H=12 m.
Führungen: nein
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: Weg erfordert Trittsicherheit
Literatur: Karl Kollmann (1993): Der Hohlstein bei Hilgershausen, in: Geschichte des Dorfes Hilgershausen, Bad Sooden-Allendorf 1993, S. 98-119
Friedrich Reinboth (1985): Aus der Geschichte der Kammerbacher Höhle Karst und Höhle 184/85, S. 171-175, 2 Abb., München 1985.
Friedrich Reinboth (1988): Aus der Geschichte der Kammerbacher Höhle, Die Kammerbacher Höhle – die älteste urkundlich genannte Höhle Deutschlands, Das Werraland, 40(2): 19-21, 4 Abb, Eschwege.
Klaus Sippel (1997): Der Hohlstein bei Hilgershausen, Stadt Bad Sooden-Allendorf Archäologische Denkmäler in Hessen 138, 12 Seiten, 9 (2 Farb-) Abbildungen, ISBN13: 978-3-898-22138-2. Hrsg. von der Abteilung Archäologische und Paläontologische Denkmalpflege im Landesamt für Denkmalpflege Hessen und der Archäologischen Gesellschaft in Hessen e.V., Wiesbaden 1997. online
Adresse: Geo-Naturpark Frau-Holle-Land, Klosterfreiheit 34 A, 37290 Meißner-Germerode, Tel: +49-5657-644990. E-mail:
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Geschichte

1267 erstmals urkundlich erwähnt.
25-MAR-1938 zum Naturdenkmal erklärt.

Bemerkungen

Die Kammerbacher Höhle wird gerne als die größte Höhle Hessens bezeichnet. Mit der größten Höhle ist aber üblicherweise die Längste gemeint, und das ist in Hessen das Herbstlabyrinth-Adventhöhlen-System mit derzeit 13.070 m Länge [2024]. Die Kammerbacher Höhle besteht nur aus einer einzigen Halle, diese hat aber recht beeindruckenden Dimensionen. Sie ist 40 m lang, 21 m breit und bis zu 12 m hoch. Damit ist sie vermutlich der größte Höhlenraum in Hessen, der ohne größere Anstrengung zu besuchen ist. Oder sie wäre es, wenn sie denn nicht seit einigen Jahren leider verschlossen wäre. Die Höhle entstand im Zechsteinkalk und besitzt sogar einen kleinen Höhlensee.

Archäologische Funde belegen, dass die Höhle spätestens ab 200 vor Christus von Menschen besucht wurde. Bei Ausgrabungen wurden auch menschliche Knochen entdeckt, die zu Spekulationen über eine eisenzeitliche Opfer- und Begräbnisstätte führten. Doch die eher spärlichen Funde sind für eine sinnvolle Interpretation kaum ausreichend. Die erste schriftliche Erwähnung als Holenstein oder Hollenstein war bereits 1267, was sie zur ältesten namentlich nachweisbaren Höhle Deutschlands.

Neben dieser objektiven und nachweisbaren Geschichte gibt es auch noch eine Vielzahl von Legenden und Märchen über die Höhle. Die Gebrüder Grimm sammelten auch in dieser Gegend die Geschichten für ihr Märchenbuch, und diese Höhle wird meist mit der Figur der Frau Holle in Verbindung gebracht. So erklärt sich auch der Name Frau Holle Höhle. Die Geschichten über Blumenopfer und Zeremonien mit dem als wundertätig angesehenen Wasser des kleinen Höhlensees sind wohl eher aus der Romantik, als historische Tatsachen. Da gibt es Geschichten, dass Ehefrauen die sich ein Kind wünschten in der Mainacht oder am Weihnachtsabend im Höhlenteich badeten. Mädchen legten Blumen auf den Opferstein in der Hoffnung von Frau Holle einen Wunsch erfüllt zu bekommen. Jungfrauen die sich in der Osternacht zwischen elf und zwölf Uhr mit dem Höhlenwasser wuschen und dabei schwiegen, sollten ihre Schönheit lange behalten. Das einstündige Schweigen wird wohl allenthalben als der schwierigere Teil der Aufgabe angesehen.

Der Teich vor der Höhle heißt Hexenteich oder Nixenteich und auch über ihn gibt es diverse Sagen. Natürlich ist er von einer Nixe bewohnt, die man ebenso selbstverständlich nie zu Gesicht bekommt. Außer Mädchen, die nicht treu lieben können, kommen die dem Teich zu nahe, werden sie von der Nixe geholt, in das Wasser gezogen und kommen nie zurück. Zudem gibt es oberhalb des Höhleneingangs den Mädelsprung, ein Vorsprung von dem ein untreues Mädchen in den Nixenteich gesprungen sein soll. In einer Variante der Legende verwandelte sie sich daraufhin in eine Nixe und lebt bis heute in dem See.

Eine weitere Höhle in der Nähe, die Kitzkammer hat ebenfalls einen Bezug zu Frau Holle. Diese verwandelt untreue Ehefrauen in Katzen und verbannt sie dann in die Kitzkammer.

Die Spekulationen, dass diese Traditionen aus vorchristlicher Zeit stammen sind unbewiesen. Vermutlich entstammen sie größtenteils der überbordenden Fantasie der Romantik, oder wie die Märchen aus dem späten Mittelalter. Im 19. Jahrhundert wurden aber wohl alle möglichen Rituale durchgeführt, man muss sich das wohl eher als eine Art frühe Hippie-Bewegung unter der gutsituierten Jugend der höheren Gesellschaft vorstellen.

Wie aber Franz Lindenmayr richtig sagt, ist das außergewöhnliche, dass die Sagen vorwiegend eher positiv sind. Über viele Jahrhunderte wurden Höhlen mit Hölle, Drachenbehausung oder einem generell gefährlichem Ort gleichgesetzt. Vor dem Betreten der Kammerbacherhöhle ein Blumenopfer zu bringen, eine Tradition die wohl erst in den 1920er Jahren endete, mutet dagegen eher Hippie-mäßig an, Flowerpower eben. Blumenopfer und die Heilwirkung des Höhlensees wurden bereits 1842 von G. Landau beschrieben.

Die Höhle befindet sich am Rhenanuspfad zwischen Hilgershausen und Kammerbach. Auch ist sie nicht weit von der Ortsverbindungsstraße entfernt, ist also sehr leicht zu erreichen. Vor einigen Jahren noch war die Höhle im Sommer frei zugänglich, nur im Winter war zum Schutz überwinternder Fledermäuse keine Besichtigung möglich. Dann wurde die Höhle, wohl wegen Vandalismus, verschlossen gehalten, man konnte aber gegen eine kleine Gebühr und ein Pfand den Schlüssel erhalten. Inzwischen ist die Höhle jedoch ganz geschlossen, als Grund wird akute Steinschlaggefahr genannt. Die Höhle ist mit einem eisernen Gittertor verschlossen, das den ungehinderten Durchflug der Fledermäuse erlaubt, und Besuchern einen kleinen Blick in den vorderen Teil der Höhle gestattet.