Es gibt in Deutschland und auch im benachbarten Luxemburg und Belgien einige Höhlen die Genovevahöhle heißen. Dabei handelt es sich um eine Referenz auf eine mittelalterliche Sage. Nach aktuellem Stand der Wissenschaft handelt es sich um eine fiktionale Geschichte, die aus verbreiteten Grundmotiven (Archetypen) und Namen zusammengesetzt wurde. Mit anderen Worten, die Personen haben nie gelebt, die Geschichte ist nie passiert. Die Handlung ist eine Metapher. Doch im 19. Jahrhundert, durch den damals grassierenden Historismus wurden viele Geschichten romantisiert und darin geschwelgt. So erhielten viele Höhlen den Namen Genovevahöhle, obwohl sie deutlich jünger als die Sage sind, und auch wenn sie nicht erfunden wäre, unmöglich der beschriebene Ort sein können. Es ging viel mehr um Romantik, um den Schauer an einem historischen Ort zu stehen, und vielleicht auch um Marketing im aufkeimenden Tourismus. Doch erst mal eine Wiedergabe der Legende. Da es unzählige Varianten gibt, ist diese natürlich nur eine Version davon.
Genoveva war die Tochter eines Herzogs von Brabant und die Gemahlin eines Pfalzgrafen Siegfried. Nachdem Pfalzgraf Siegfried in den Krieg gezogen war, wurde Genoveva von Siegfrieds Statthalter Golo umworben. Doch sie war treu zu ihrem Mann und aus Wut, dass er verschmäht wurde beschuldigte er Genoveva des Ehebruchs mit einem Koch und verurteilte sie zum Tode. Doch der Henker verschonte sie und ließ sie frei. Darauf lebte sie mit ihrem neugeborenen Sohn sechs Jahre lang in einer Höhle. Die Gottesmutter Maria versorgte sie durch eine Hirschkuh. Als ihr Ehemann Siegfried aus dem Krieg zurückkehrte, glaubte er nicht an ihre Schuld, mußte aber Golos Entscheidung als Statthalter akzeptieren. Er suchte sie, fand sie schließlich, und errichtete zum Dank für Genovevas Errettung eine Wallfahrtskirche. Golo ließ er nach Aufdeckung des wahren Verlaufs der Geschichte vierteilen.
Nachdem eine Version der Legende 1448 im Kloster Maria Laach niedergeschrieben worden war, kam es zu weiterer Verbreitung. Es wurden Abschriften erstellt, sie wurde stilistisch überarbeitet, und umfangreich erweiterte und ausgeschmückte Varianten geschrieben. Die Geschichte wird ebenfalls dem Kapuzinerpater Martin von Cochem zugeschrieben, der sie 1640 niedergeschrieben haben soll. Nach einer anderen Quelle entstand die Erzählung 1687.
Genoveva war die Tochter des Herzogs von Brabant, wird auch oft Genoveva von Brabant genannt.
Sie soll um 750 n. Chr. gelebt haben und die Frau des Trierer Pfalzgrafen Siegfried gewesen sein.
Eines Tages zog Siegfried in eine Fehde.
Bei seiner Rückkehr bezichtigte der Haushofmeister Golo Genoveva des Ehebruchs.
Siegfried befiehlt seinen Knechten sie zu töten, diese verhelfen ihr aber zur Flucht.
Als sie durch den Wald irrt entdeckt sie die Höhle und nutzt sie als Unterkunft.
Schwanger von Ihrem Ehemann bekommt sie in der Höhle ihren Sohn Schmerzensreich.
Gemeinsam leben sie viele Jahre in der Höhle im Wald.
Sechs Jahre später entdeckt Siegfried die Unschuld von Genoveva.
Er sucht sie und holt sie wieder zurück.
Golo wird zur Strafe für seinen Verrat gevierteilt.
Legende nach Kapuzinerpater Martin von Cochem um 1640
Die Grundmotive sind leicht zu erkennen. Der gutmütige Henker erinnert an Schneewittchen, die Hirschkuh ist auch weit verbreitet, genauso wie der untreue Statthalter. Der Stoff wurde später zu einem deutschen Volksbuch umgestaltet, die Brüder Grimm nahmen die Legende auf der Basis einer Quelle von 1612 in ihre Sammlung Deutsche Sagen(1816) auf. Friedrich Müller (Maler Müller) gestaltete nach diesem Stoff das Schauspiel Golo und Genoveva (1775). Ludwig Tieck schrieb 1834 Genoveva und Friedrich Hebbel 1841 Genoveva. Jugendbuchautor Christoph von Schmid verarbeitete die Legende, Friedrich Hebbel schrieb das Theaterstück Genoveva, Robert Schumann eine gleichnamige Oper. Mathilde Wesendonck schrieb ein Trauerspiel, Jacques Offenbach eine Operette und Gustav Schwab nahm den Stoff in sein Deutsche Volksbücher auf. Bis in die Gegenwart dient die Geschichte als Grundlage für weitere Werke, sodass sie in ihren Grundzügen jedem vertraut erscheint.
Derzeit haben wir zwei Höhlen aufgelistet, die beide am Ursprungsort der Legende auf der Eifel liegen. Es gibt wohl noch weitere, die zumindest im 19. Jahrhundert ebenfalls diesen Namen trugen, heute aber nicht mehr so genannt werden. Auch im Ausland gibt es keine Höhlen, die offiziell so benannt sind. Doch in Belgien gibt es sogar eine Biersorte die Geneviève de Brabant heißt.