Bunker Hagen


Touristische Informationen:

Ort: Bergstraße 98, 58095 Hagen.
(51.357948, 7.465832)
Öffnungszeiten: Ganzjährig Sa, So.
Onlinebuchung obligatorisch.
[2024]
Eintrittspreise: kompliziert.
[2024]
Typ: SubterraneaLuftschutzbunker
Licht: LightBeleuchtung mit Glühlampen
Dimension: Ar=3.500 m².
Führungen: D=60-90 min.
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: nein
Literatur:  
Adresse: Bunker Hagen, Bergstraße 98, 58095 Hagen, Tel: +49-2331-4893855. E-mail:
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Geschichte

10-OCT-1940 Führer-Sofortprogramm zur Planung und der Bau von Luftschutzbunkern auf Grundlage eines Führerbefehls.
1940 Bunkerbau begonnen.
1942 Bunker fertiggestellt.
1948 Hotel im Bunker eröffnet.
08-SEP-2013 Bunkermuseum Hagen eröffnet.
2016 Café eröffnet.

Bemerkungen

Der Bunker Hagen ist ein sogenannter Hochbunker, er wurde also über der Erde erbaut. Da somit der Schutz durch eine Erd- oder Gesteinsschicht fehlt, mussten die Wände aus meterdickem Beton erbaut werden. Derartige Bauwerke sind verhältnismäßig selten und wurden nur in Städten erbaut, wenn es keine Alternativen gab. Insgesamt wurden in der Stadt Hagen 7 Hochbunker erbaut, im damaligen Hagener Gau-Gebiet waren es 15. Daneben gab es allein in Hagen aber noch 160 Luftschutzstollen. Der Bau des Bunkers 15/HAG/5 in der Bergstraße begann im Winter 1940/41 nach Plänen des Hagener Architekten Phillipp Röll im Rahmen des Führer-Sofortprogramms. Hagen war ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt und Rüstungsindustriestadt, was die Stadt zu einem Ziel für Alliierte Bomber machte. Am Ende des Krieges war die Stadt zu etwa 72 % zerstört, der Stadtkern nahezu zu 100 %. Die zunehmende Zerstörung führte dazu, dass viele Leute Obdachlos wurden, und so wurden im Bunker ab 1943 kleine Kammern in der Größe von 2 × 3 m für jeweils eine Familie vermietet. Der Bunker hat fünf Stockwerke, vier über der Erde und eines unter der Erde. Jedes Stockwerk ist 35 x 20 m groß, also 700 m², insgesamt hat der Bunker somit eine Grundfläche von 3.500 m². Er sollte in 132 Räumen etwa 1.200 Menschen Schutz bieten, tatsächlich waren aber bis zu 3.000 Menschen im Bunker. Es gab jedoch einen großen Designfehler: Die Bunkerwände waren massiv genug für die Bomben von 1940 mit 250 kg, aber als der Bunker fertiggestellt wurde, wurden bereits 2,000 kg Bomben verwendet. Es ist reines Glück, dass der Bunker eigentlich nie direkt getroffen wurde, die meisten Menschen darin wären gestorben.

Der Bunker wird als "Luxus-Bunker" bezeichnet, das spielt auf die Tatsache an, dass der Bunker mit Infrastruktur erbaut wurde. Normale Luftschutzkeller waren einfach ein Kellerraum mit einer einzigen Glühbirne, der mit einer stabileren Tür und ein paar Holzbänken ausgestattet wurde. Dieser Bunker hatte eine Heizungsanlage, Notküche, Sanitätsraum und eigenem Brunnen, und sogar ein Notstromaggregat sowie eine Lüftungsanlage mit Filteranlage gegen Gasangriffe. Das war zum einen, weil der Bunker keine Fenster hatte und bei so vielen Bewohnern eine Lüftung natürlich unverzichtbar war. Zum anderen wurde ein leichter Überdruck erzeugt, der Verhindern sollte, dass bei Giftgasangriffe das Gas eintreten konnte. Und vier Toiletten pro Stockwerk bei 1.000 Dauerbewohnern kann man wohl kaum als Luxus bezeichnen. Die Heizungsanlage war wohl überflüssig, der Bunker wärmte sich durch die Körperwärme der Bewohner auf, während eines Luftangriffs, wenn der Bunker voll war, konnte die Temperatur 28 °C erreichen.

Auch nach dem Krieg wurde der Hochbunker weiter als Notunterkunft für Ausgebombte verwendet. Als nach zwei Jahren Wiederaufbau viele Bewohner auszogen, wurde der frei gewordene Platz für andere Zwecke benutzt. Ab 1948 wurde der Bunker als Hotel genutzt, das Hotel Stadt Hagen hatte eine renommierte Bar namens Jägers Gute Stuben aber kein einziges Fenster. Es gab mehrere Geschäfte, einen Friseur, einen Jazzclub, eine Fahrschule und eine Gaststätte. Die letzten Bewohner zogen erst in den fünfziger Jahren aus. Später hatten der Handballverein VfL Eintracht Hagen, ein Schießverein und die Spielegesellschaft La Famiglia hier ihr Vereinsheim. Bis heute befindet sich im Bunker das Requisiten-Lager des Hagener Stadttheaters, das auf der anderen Seite des Innenhofs liegt.

Der Bunker enthält heute ein privates Bunkermuseum das von Michaela und Gottfried Beiderbeck betrieben wird. Unterstützt werden sie vom Förderverein „Nie wieder Krieg“. Viele Teile der Ausstellung sind interaktiv, es werden Filme vorgeführt und Fliegerangriffe simuliert. Insgesamt gewinnt man den Eindruck, dass das ganze etwas stark zu derartigen Events hin gewichtet wird. Doch die Ausstellung sehr groß und sehenswert, und deckt auch eher außergewöhnliche Themen wie Spielzeug im Nationalsozialismus und die Psychologie von Flugblättern ab. Daneben gibt es wechselnde Sonderausstellungen zu Kunst und Zeitgeschichte.

Wir tun uns außerordentlich schwer diesen Bunker zu bewerten. Einerseits ist der Bunker selbst außergewöhnlich, und die Ausstellung ist tatsächlich großartig. Vor allem die zweisprachige Beschriftung in Deutsch und Englisch ist in Deutschland immer noch selten und sehr löblich. Andererseits ist die Tendenz zu irgendwelchen Soundeffekten, Events und Games eher irritierend. Bezeichnend ist, dass die Tickets auch von der Jochen Schweizer GmbH wiederverkauft werden. Die Vielzahl der Führungen die sich teilweise kaum unterscheiden ist ebenfalls kurios. Dazu kommt die dilettantische Website, die zwar grafisch der neusten Mode entspricht, aber praktisch keine Informationen liefert. Weder Geschichte des Bunkers noch Öffnungszeiten werden angegeben, noch nicht mal die Anfahrt wird erklärt. Und sie ist nicht auf Englisch verfügbar, ganz im Gegensatz zum eigentlichen Museum. Eigentlich besteht die Website lediglich aus einer Vielzahl von Links zum Online Buchungssystem. Dummerweise ist sie vorne hui, hinten pfui, trotz modernstem One-Pager-Design funktioniert leider das Kaufen von Tickets weder auf Firefox noch auf Chrome ohne massive Ruckeleien. Seiten werden nicht angezeigt, wenn man gerade einen Knopf klicken will werden Inhalte nachgeladen und der Knopf rutscht weg, nach dem Klick passiert erst mal ne Minute nichts und ähnliche Bedienungsprobleme. Es gibt sogar einen virtuellen Rundgang, allerdings kostet der Eintritt, und bei unserem Versuch ihn zu kaufen wurde er zwar in den Warenkorb gelegt, dieser war danach aber leer. Es bleibt ein fader Nachgeschmack.