Ort: |
Hamburg St. Pauli, Landungsbrücken.
öffentlich: U3, S1, S3, Station Landungsbrücken. (53.545903, 9.966823) |
Öffnungszeiten: |
Für Fußgänger: rund um die Uhr. Für PKW: bis auf weiteres geschlossen. Lastenaufzüge: Mo-Fr 5:30-20, Sa, So 10-18. [2022] |
Eintrittspreise: |
Für Fußgänger: kostenlos Für PKW: bis auf weiteres geschlossen. [2022] |
Typ: | Tunnel |
Licht: | Beleuchtung mit Glühlampen |
Dimension: | L=448,50 m, VR=23,50 m. |
Führungen: | nein |
Fotografieren: | erlaubt |
Zugänglichkeit: | ja |
Literatur: | |
Adresse: | Alter Elbtunnel, Bei den St. Pauli-Landungsbrücken, 20359 Hamnburg-St. Pauli, Tel: +49-40-42847-4812. |
Nach unserem Wissen sind die Angaben für das in eckigen Klammern angegebene Jahr korrekt. Allerdings können sich Öffnungszeiten und Preise schnell ändern, ohne daß wir benachrichtigt werden. Bitte prüfen Sie bei Bedarf die aktuellen Werte beim Betreiber, zum Beispiel auf der offiziellen Website in der Linkliste. |
22-JUL-1907 | Baubeginn. |
07-SEP-1911 | in Betrieb genommen. |
1995 | Beginn der Restaurierungsarbeiten. |
2003 | unter Denkmalschutz. |
2019 | wegen Sanierungsarbeiten in der Weströhre für Kraftfahrzeuge bis auf Weiteres gesperrt. |
2026 | Wiedereröffnung geplant. |
Der Alte Elbtunnel ist ein Denkmal der Technikgeschichte und steht seit 2003 auch tatsächlich unter Denkmalschutz. Er verbindet die St. Pauli Landungsbrücken mit der Hafeninsel Steinwerder. Er wurde angelegt, um den auf der Insel beschäftigten Arbeitern regelmäßig pünktlich und unabhängig von der Witterung den Zugang zu ihren Arbeitsplätzen zu ermöglichen. Und bis heute wird er auch genau für diesen Zweck genutzt. Vorher wurden St. Pauli und Steinwerder durch Fähren verbunden, die bei schlechtem Wetter, zum Beispiel Nebel oder Eis, nicht verkehren konnten, und zudem das Verkehrsaufkommen auf der Elbe stark erhöhten.
Als Eingänge dienen auf beiden Seiten quadratische Steingebäude mit Kuppeldach. Vier imposante Steinportale mit Pfeilern und einem Giebel darüber erlauben die Zufahrt und Ausfahrt für Autos. Darunter befindet sich ein runder Zugangsschacht, in dem je vier Lastenaufzüge für PKW und zwei Glas-Personen-Aufzüge installiert sind. Die hydraulisch betriebenen Aufzüge überwinden 24 m bis auf das Niveau der Tunnelröhren. Die PKW Aufzüge können jedoch auch von Fußgängern und Fahrradfahrern benutzt werden. Zudem gibt es die Möglichkeit, auf einer Treppe mit 132 Stufen zum Grund des Schachts zu gelangen. Der Tunnel selbst besteht aus zwei parallelen, weiß gefliesten, 426,5 m langen Röhren, die jeweils eine Fahrspur für PKW sowie auf beiden Seiten einen Fußweg besitzen. Fahrzeuge benutzen jeweils die rechte Röhre, Fußgänger die linke.
Ursprünglich wurde zum Betrieb der Aufzüge in Steinwerder ein Kraftwerk errichtet, 1911 war die Elektrifizierung noch nicht weit genug vorangeschritten. Drei Dieselgeneratoren lieferten den notwendigen Strom für Aufzüge und Beleuchtung.
Der Elbtunnel war nach seiner Eröffnung ein schneller Verkehrsweg und zur Elbquerung innerhalb der Stadt von integraler Bedeutung. Zwei Ereignisse in den 1970er Jahren änderten das jedoch, die Krise der Werften, die die Anzahl der Fußgänger stark reduzierte, und der Bau des neuen Elbtunnels, durch den Autoverkehr stark abnahm. Der Tunnel wurde von einer integralen Verkehrsinfrastruktur zu einem Touristenmagnet. Und das ist nicht unwesentlich, immerhin wurde er 2019 von fast zwei Millionen Menschen genutzt. Der Betrieb ist allerdings, bedingt durch die alte Technik die sehr personalintensiv ist, unwirtschaftlich. Deshalb wurde berechtigterweise beschlossen für die Benutzung keinen Eintritt zu verlangen. Welcher Preis auch immer verlangt würde, er wäre niemals kostendeckend.
Und zum laufenden Betrieb kommen noch die erheblichen Kosten für die dringend notwendige Sanierung des Tunnels nach 100 Jahren. Seit 1995 wird der Alte Elbtunnel aufwendig restauriert. Die Schachtgebäude auf beiden Seiten wurden innen und außen bereits komplett restauriert. Auf der St.-Pauli-Seite bekam die Kuppel eine neue Kupferhaut und die Fenster wurden originalgetreu wiederhergestellt. Die Erneuerung der Oströhre wurde im Frühjahr 2019 abgeschlossen, dabei gab es enorme technische Probleme, dauerte länger und war teurer als ursprünglich geplant. Inzwischen ist die Sanierung der Weströhre im Gange, die Wiedereröffnung ist für 2026 geplant.
Der Tunnel wurde von Baumeister Otto Stockhausen erbaut. Die Eingangsgebäude von Architekt Otto Wöhlecke, der auch die angrenzenden Landungsbrücken entworfen hatte. Entsprechend dem Zeitgeschmack waren die imposanten Tuffstein-Eingänge im Stil des repräsentativen Historismus. Dazu gehören Kuppeldach, große Fenster, Plastiken an den Wänden und eine offene Stahlkonstruktion mit den Fahrkörben. Auch in den Fliesen der Röhren sind immer wieder Reliefs, die Fische und andere Wassertiere darstellen, eingestreut. Technische Konstruktion und Schönheit sollten in einem Bau vereinigt werden. Das Schachtgebäude in Steinwerder sah ursprünglich genauso aus wie das in St. Pauli, allerdings gab es einen gewollten Unterschied. St. Pauli war aus Tuffstein erbaut und die Plastiken an den Wänden zeigten Ingenieure, Steinwerder aus rotem Backstein und die Plastiken zeigten Arbeiter. Steinwerder wurde jedoch im Zweiten Weltkrieg zerstört und 1952 als reiner Zweckbau wiedererrichtet.
Weniger schön waren die Arbeitsbedingungen, immerhin ist das der erste "Unterwassertunnel" auf dem europäischen Kontinent und eine technische Sensation. Im damals noch neuen Schildvortriebverfahren wurden die Röhren im nassen Untergrund des Flusses vorangetrieben. Doch die gefährliche Arbeit war nicht das Hauptproblem. Um das Eindringen von Wasser zu verhindern, wurden die Arbeiten bei Überdruck ausgeführt. Damals hatte die Medizin noch wenig Erfahrung mit der Taucherkrankheit gesammelt, und so kam es trotz der Bemühungen des Ärzteehepaars Bornstein, daß 700 Arbeiter Symptome der Taucherkrankheit hatten, drei starben daran.