Jungfernhöhle


Touristische Informationen:

Ort: Tiefenellern. Im Hofbauernholz zwischen Tiefenellern, Herzogenreuth und Laibarös.
(49.9199383, 11.0869647)
Öffnungszeiten: keine Einschränkungen [2006]
Eintrittspreise: frei [2006]
Typ: SpeleologyKarsthöhle
Licht: nicht nötig
Dimension: L=7 m, W=9 m, H=3 m.
Führungen:
Fotografieren:
Zugänglichkeit:
Literatur: Otto Kunkel (1955): Die Jungfernhöhle bei Tiefenellern. Eine neolithische Kultstätte auf dem Fränkischen Jura bei Bamberg. Münchner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte 5 1955.
Dr. Jörg Orschiedt (1997): Die Jungfernhöhle bei Tiefenellern. Eine Neuinterpretation, 133. Bericht des Historischen Vereines Bamberg, 185-198.
Adresse:
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Geschichte

1951 entdeckt durch Georg Engert auf der Suche nach Schätzen.
1951 bis 1954 Grabungen durch Otto Kunkel.

Bemerkungen

Die Jungfernhöhle ist eine sehr kleine Höhle, mit einem 3,50 m breiten und 1,25 m hohen Portal, und einem steil nach unten führenden Schacht. Der einzige Raum ist unregelmäßig geformt und es gibt einige kleinere Seitenspalten. Man erreicht die Höhle am besten von Tiefenellern, am Ende des Ellernbachtales, östlich von Bamberg. Am Ortsausgang führt die Ellernbergstraße in Serpentinen zum sogenannten Schlossberg hinauf. Die Alten Steine, auch Eulensteine, bieten hier einen großartigen Ausblick bis Bamberg. Dahinter folgt das Hofbauernholz, ein Waldstück in das ein unscheinbarer Waldweg zu einer bizarren Felsgruppe führt. Sie verläuft von Nordost nach Südwest, ist etwa 30 m lang, 10 m breit und 4 m hoch. An ihrem Fuß befindet sich der Höhleneingang.

Diese Höhle war offensichtlich schon im Neolithikum bekannt, wurde dann aber irgendwann vergessen. Doch in der Gegend gibt es so manche Sage, die von dieser Höhle berichtet. Die wichtigste ist wohl die Sage von den drei Jungfern, daher auch der Name. Diese drei Jungfern sollen einst in der Höhle gewohnt haben. Sie hatten keine Köpfe und wurden nach der Sage in der Höhle umgebracht. Georg Engert, genannt Zimmergörch, vermutete in dieser Höhle einen verborgenen Schatz und führte heimlich Grabungen durch. Er folgte, wie Heinrich Schliemann einst, der Legende. Dabei entdeckte er zwar keinen wirtschaftlichen Schatz, dafür aber einen wissenschaftlichen, in Form von Keramik und Knochen.

Die beiden Bamberger Dr. Oskar Kühn und Ingenieur Hermann Hundt kamen auf einer Wanderung vorbei und entdeckten zufällig die archäologischen Funde. Sie stoppten die illegale Ausgrabung und gaben den Fund weiter. Es folgte eine Ausgrabung durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege unter Leitung von Professor Dr. Otto Kunkel. Das Ergebnis waren unter anderem 110 verzierte Gefäße aus der bandkeramischen Epoche der Jungsteinzeit. Neben zahlreichen Tierknochen wurden Reste menschlicher Skelette, insgesamt etwa 38 bis 40 Personen, vor allem Kinder und von Jugendliche. Außergewöhnlich waren eigenartige schlanke Knochenstäbchen, an einem Ende spitz, am anderen Ende spachtelartig geformt.

Die Funde ware reichhaltig, gut erhalten und vor allem äußerst seltsam. Warum waren fast alle Knochen zerbrochen, insbesondere die der Schädel? Auch die Keramikgefäße waren stark zerstört und vor allem waren die Bruchflächen alt. An allen Unter- und Oberkiefern waren die einwurzeligen Zähne, also die Vorderzähne, entfernt worden. Es scheint so, dass die Personen eines gewaltsamen Todes gestorben sind. Die Körper wurden zerlegt, so wie Beute-, Schlacht- oder Opfertiere. Die langen Körperknochen wurden zertrümmert, offensichtlich wurde versucht das Knochenmark zu entnehmen. Interessant ist dabei auch, dass die Legende der kopflosen Jungfern zu den Funden paßt.

Die Interpretation derartiger Funde ist schwierig, doch die folgende ist durchaus naheliegend. Vor etwa 4000 bis 5000 Jahren wurden einer uns unbekannten Gottheit Menschenopfer dargebracht. Vor allem Kinder und Jugendliche ("Jungfern") wurden rituell getötet. Es wurden Ihnen die Köpfe abgetrennt und an der linken Schläfenseite geöffnet, um daraus das Hirn zu entnehmen. Dann wurden die Körper zerlegt und sehr wahrscheinlich Teile davon kultisch verzehrt. Die seltsamen Stäbchen werden als Essstäbchen interpretiert. Im Anschluss wurden Körperreste sowie verwendete Gefäße und Gerätschaften in die Höhle hinabgeworfen.