Brillenhöhle

Zwickelhöhle - Zwickerhöhle


Touristische Informationen:

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In der Brillenhöhle, das namensgebende Deckenloch.
Ort: 1 km von Blaubeuren.
Von Ulm: Vom Blaubeurer Ring B28 16 km nach Westen bis Blaubeuren. Nach dem Bahnhof Blaubeuren links ab Richtung Schelklingen.
A8 Ausfahrt Merklingen, Richtung Laichingen, nach 5 km links ab nach Blaubeuren. Am Tunnelende rechts ab Richtung Schelklingen. 30 Minuten Fußweg.
Nach 450 m Parkplatz auf der rechten Straßenseite, Wanderweg zur Höhle. Alternativ zum Ende des Matthäus-Hipp-Weg fahren, kein Parkplatz. 20 Minuten Fußweg.
Öffnungszeiten: Verschlossen.
Zugänglich am Tag des offenen Denkmals und nach Vereinbarung.
[2020]
Eintrittspreise: Frei.
[2020]
Typ: SpeleologyKarsthöhle KarstHöhlenruine
Licht: keines, nicht notwendig
Dimension: Ø=17 m, H=4.5 m, L=20 m.
Führungen:
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: nicht Rollstuhlgerecht
Literatur: Eberhard Wagner (1979): Eiszeitjäger im Blaubeurer Tal, Führer zu archäologischen Denkmälern in Baden-Württemberg, Band 6, Karl Theiss 1979.
Adresse: Urgeschichtliches Museum, Kirchplatz 10, 89143 Blaubeuren, Tel: +49-7344-9669-90, Fax: +49-7344-9669-915. E-mail:
Nach unserem Wissen sind die Angaben für das in eckigen Klammern angegebene Jahr korrekt.
Allerdings können sich Öffnungszeiten und Preise schnell ändern, ohne daß wir benachrichtigt werden.
Bitte prüfen Sie bei Bedarf die aktuellen Werte beim Betreiber, zum Beispiel auf der offiziellen Website in der Linkliste.
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Verschluß der Brillenhöhle.

Geschichte

1906 Sondage von Robert Rudolf Schmidt erfolglos.
1911 Goessler erwähnt den Fund von prähistorischen Scherben.
1951 weitere Funde.
1955 erste Grabungen durch Prof. Dr. Gustav Riek.
1963 letzte Grabunge durch Prof. Dr. Gustav Riek.
2017 in die UNESCO WHL aufgenommen.

Bemerkungen

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Besucher müssen einen Helm tragen, Einsturzgefahr.
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Vom Vorplatz hat man eine gute Sicht auf das Achtal.

Die Brillenhöhle erhielt ihren Namen durch ein brillenförmiges Loch in der Höhlendecke. Die Höhle besteht im Wesentlichen aus einem einzigen Raum, der einen Durchmesser von 17 m hat und durchschnittlich 4,50 m hoch ist. Insgesamt ist die Höhle lediglich etwa 20 m lang. Eine kleine Nebenhöhle heißt Vesperhöhle und verläuft vom Eingangsportal der Brillenhöhle etwa 5 m weit in östlicher Richtung. Sie ist 2,50 m breit und 6 m hoch. Die Brillenhöhle befindet sich bereits in einem fortgeschrittenen Zustand der Verwitterung und kann durchaus als Höhlenruine bezeichnet werden.

Andererseits kann man sich die Vorteile dieser Höhle für unsere Vorfahren gut vorstellen: Die beiden großen Öffnungen im Dach erlauben den Abzug von Rauch und lassen ausreichend Licht herein. Dennoch ist der Raum so groß, dass die meisten Teile bei Regen trocken bleiben und bietet so einer großen Zahl von Menschen einen herrvorragenden und komfortablen Wetterschutz.

Man erreicht die Höhle nach einem steilen Anstieg vom Ortsausgang von Blaubeuren. Der Eingang liegt zwischen Felsen etwa 95 m über dem heutigen Grund des Achtals. Die Höhle war also während der Eiszeit, als die Talhänge vermutlich nicht wie heute bewaldet waren, recht gut erreichbar. Gleichzeitig bot sie aber vom Eingang eine gute Aussicht auf das Achtal und das Blautal und damit auf das Wild das an die Urdonau zum Trinken kam.

Die Brillenhöhle wurde 1951 bis 1963 durch Prof. Dr. Gustav Riek systematisch ausgegraben. Dabei wurden unzählige Überreste von Eiszeitjägern gefunden. Die umfangreichen Funde aus dem Paläolithikum haben einen wertvollen Beitrag zu unserem Wissen über die Jagdkultur des Magdalénien in Süddeutschland geliefert. Nach Prof. Riek ist die Brillenhöhle eine der bedeutendsten Paläolith-Stationen im süddeutschen Raum. Er ergrub 22 Füllschichten, von denen 19 eiszeitlich entstanden sind. Aus dem Aurignacien wurden keine menschlichen Überreste gefunden, sondern lediglich Tierknochen, die für einen Bärenschlupf sprechen.

Die Hauptfunde der Brillenhöhle stammen aus dem Magdalénien. Es wurden Steinwerkzeuge, Feuerstellen und zertrümmerte Knochen gefunden. Eine Besonderheit sind Harpunen aus Elfenbein oder Rentiergeweih mit Widerhaken auf einer oder beiden Seiten. Die Tierknochen stammen hauptsächlich von Mammut, Wildpferd, Rentier und Höhlenbär. Dies war offensichtlich die Jagdbeute des Menschen. Zertrümmerte menschliche Schädelteile mit Brandspuren wurden immer wieder als Nachweis für Kannibalismus betrachtet. Nach Prof. Riek fehlt Rötelpulver, das als Beweis für Kopfbestattungen dient. Dennoch ist die Kannibalismustheorie äußerst umstritten.

Leider werden durch archäologische Grabungen die ausgegrabenen Schichten unwiderbringlich zerstört. So sind auch in der Brillenhöhle durch diese frühen Grabungen viele Informationen verloren gegangen. Und doch bietet die Höhle auch heutigen Archäologen noch ein Betätigungsfeld, da einige Bereiche damals wegen scheinbarer Unergiebigkeit ausgespart wurden. Das ist auch der Grund, warum die Höhle heute durch ein massives Eisengitter vor Zerstörungen durch Vandalismus oder Raubgrabungen geschützt wird.

Die Höhle kann vom Gitter aus gut eingesehen werden, so dass sich ein Besuch, zum Beispiel im Rahmen einer Wanderung, immer lohnt. Die Höhle kann im Rahmen von Sonderveranstaltungen besucht werden, die über das SubterraneaUrgeschichtliche Museum in Blaubeuren organisiert werden. So ist sie oft am Tag des offenen Denkmals (zweiter Sonntag im September) geöffnet. Der Höhlenwandertag am 1. Mai wird leider nicht mehr durchgeführt.