Göpfelsteinhöhle


Touristische Informationen:

Ort: Unterstadt 3, 72519 Veringenstadt.
B32 von Sigmaringen, Ausfahrt Veringenstadt, vor der Brücke am Neandertaler Denkmal rechts ab, Bei der Lohmühle, zum Zentrale Höhleninformation.
(48.1797889, 9.2098284)
Öffnungszeiten: frei zugänglich.
[2025]
Eintrittspreise: frei.
[2025]
Typ: SpeleologyKarsthöhle
Licht: Taschenlampe mitbringen
Dimension: A=660 m asl.
Führungen: nein
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: nein
Literatur: Thomas Rathgeber (2004): Die quartäre Tierwelt der Höhlen um Veringenstadt (Schwäbische Alb), Laichinger Höhlenfreund, Jg. 39, Nr. 1, S. 207-228, 9 Abb., 7 Tab.; Laichingen. pdf
Thomas Rathgeber (2004): Zum Höhlenforschertreffen Speläo-Südwest 2004 in Veringenstadt - Eduard Peters vor der Göpfelsteinhöhl, Beiträge zur Höhlen- und Karstkunde in Südwestdeutschland, Nr. 44, S. 2, 3 Abb. auf der Umschlagseite; Stuttgart. pdf
Adresse: Stadtverwaltung Veringenstadt, Im Städtle 116, 72519 Veringenstadt, Tel: +49-7577-930-0. E-mail:
Manfred Saible, Panoramaweg 23, 72519 Veringenstadt, Cell: +49-171-7784542. E-mail:
Rosemarie Elser, Im Städtle 115, 72519 Veringenstadt, Tel: +49-7577-7324, Cell: +49-152-36644037. E-mail:
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Geschichte

1909 erste archäologische Grabungen in der Göpfelsteinhöhle durch Robert Rudolf Schmidt vom Geologischen Institut der Universität Tübingen.
1934 Oberpostrat a. D. Eduard Peters findet in einer 2-monatigen Probegrabung Überreste des Neandertalers.
1935 Hauptgrabung durch Eduard Peters.
1971 als kulturgeschichtlich wertvolles flächenhaftes Naturdenkmal ND8437048 im Naturraum Mittlere Flächenalb ausgewiesen.

Bemerkungen

Die Göpfelsteinhöhle heißt auch Göpfelberghöhle, weil sie sich in einem Kalkfelsen befindet, einem Bergsporn der von Westen in das Tal der Lauchert hineinragt und Göpfelstein oder Göpfelberg heisst. Die Höhle befindet sich an einer sehr prominenten Stelle, überblickt einen Mäander der Lauchert in dem Veringenstadt liegt. Das große Portal in dem auffälligen Felsen ist von weitem zu sehen. Direkt unter der Höhle wird der Bergsporn von zwei Tunneln durchquert, dem 1907 erbauten Eisenbahntunnel der Hohenzollerischen Landesbahn und der 1977 erbaute Straßentunnel der B32. Erreicht wird die Höhle vom über den Bergsporn verlaufenden Burgweg auf einem 50 m langen Fußweg.

Die Höhle hat ein 3 m breites und 3 m hohes Portal, gefolgt von einem Gang der sich bis auf 7 m weitet. Doch bereits wenige Meter vom Eingang teilt sich der Gang in zwei Stockwerke, der obere Gang ist 5 m hoch, der untere nur 1,20 m. Der Zwischenboden ist erst nach der Eiszeit durchgebrochen, vorher war nur der untere Gang zugänglich. Die Sedimente wurden von dem Deckeneinbuch bedeckt und damit auch geschützt, doch leider nicht gut genug. Der Überhang des Göpfelsteins diente über Jahrhunderte als Unterstand für Schafherden und die Ausscheidungen wurden von der Bevölkerung als Dünger abgebaut. Dabei wurden die Schichten gestört und es konnten keine sauber zu trennenden Kulturschichten ergraben werden.

Die archäologische Forschung begann erst 1909, deutlich später als in den anderen Höhlen der Schwäbischen Alb. Robert Rudolf Schmidt vom Geologischen Institut der Universität Tübingen grub in der Göpfelsteinhöhle. Doch die oberen Sedimentschichten waren die Steine des Deckendurchbruchs, und so brach er seine Grabung ohne Funde und Publikation ab. Viel erfolgreicher war Oberpostrat a. D. Eduard Peters, der 1934 in einer zweimonatigen Probegrabung bereits Funde vom Neandertaler machte. Damit bestätigte er zum ersten Mal die Vermutung von Karl Theodor Zingeler, der von 1891 bis 1915 Leiter des Fürstlich Hohenzollerischen Haus- und Domänenarchivs war. Dieser hatte nämlich bereits 1893 öffentlich vermutet, dass in Hohenzollern Neandertaler gelebt haben. 1935 machte Eduard Peters eine Hauptgrabung. Fundhäufungen vom Neandertaler fand er in einer Vertiefung an der rechten Seite der Höhle. Er publizierte seine Funde jedoch nicht, es gibt nur einige Vorberichte. Das lag unter anderem an der politischen Situation, er hasste jede Art der Gängelung und wollte nicht in die NSDAP eintreten und wurde deshalb geächtet. In den folgenden Jahren untersuchte er mehrere Höhlen in Veringenstadt.

Er lagerte seine Funde im Rathaussaal von Veringenstadt, machte sich jedoch Sorge was mit ihnen bei Kriegsende passieren würde. Um sie in Sicherheit zu bringen, brachte er sie in das Hohenzollerische Landeshaus nach Sigmaringen. Nach dem Einmarsch der französischen Truppen 1945 in Sigmaringen waren jedoch sämtliche Funde, Akten und Grabungsberichte der Jahre 1941 bis 1942 verschwunden. Auch die Berichte von der Grabung in der Göpfelsteinhöhle von 1935 sind verschwunden. Es wurde nie geklärt, wo sie verblieben waren und sie wurden nie wieder gefunden. Das war besonders ärgerlich, weil Peters dafür berühmt ist seine Funde sehr genau und akribisch aufgenommen und beschrieben hat, und er stellte Zeichnungen der Funde und der Fundsituation her. Außerdem entwickelte er eine Methode zum Ausschlämmen von Kleinfunden, die bis dahin einfach auf der Halde landeten. Damit war er ein Vorreite für Methoden, die einige Jahrzehnte später jeder Archäologe anwenden musste.

Die Funde die nicht verschwunden sind befinden sich heute zu einem großen Teil im Heimatmuseum Veringenstadt. Dieses besitzt jedoch keine Öffnungszeiten, es kann lediglich während einer Stadtführung besichtigt werden. Diese Führungen werden nach Vereinbarung von den Stadtführern Manfred Saible und Rosemarie Elser angeboten, allerdings nur für Gruppen. Sie beinhalten die Besichtigung des Heimatmuseums, der Bergschule und des Strübhauses.

Der Kalkstein des enthält im normalen gebankten Kalk, der durch Ablagerung von Kalk am Meeresboden in Schichten entstanden ist, Bereiche die keine Schichtung aufweisen. Dies sind ehemalige Riffe, die nicht abgelagert wurden, sondern gewachsen sind. Die fehlende Schichtung macht diese Bereiche, obwohl sie die gleiche chemische Zusammensetzung haben, widerstandsfähiger gegen Verwitterung als das Umgebungsgestein. Das Ergebnis sind Felsen die über die Talhänge herausragen. Diese typischen Felsen, von denen es hier einige gibt, besitzen häufig überhänge, Halbhöhlen und manchmal sogar richtige kleine Höhlen. Diese waren bei den Urzeitmenschen als Unterstände beliebt. Dabei wurden die bevorzugt, die nach Süden weisen, weil die Sonne hineinscheint und den Eingangsbereich erwärmt. Die Felsen hielten die kalten Nordwinde von den skandinavischen Gletschern auf, und schützten auch gegen Regen. Und weil die Höhlen meist etwas über dem Tal lagen, boten sie zudem eine gute Aussicht auf das durch das Tal ziehende Jagdwild. Durch das kältere Klima gab es auch keine Bewaldung die den Blick verstellt hätte. Der Platz war aber auch deshalb interessant, weil das Tal eigentlich im Norden und Süden recht weit ist, und sich nur hier verengt, was das Wild zwingt genau hier durchzuziehen.

Hier bei Veringenstadt gibt es in einem Mäander gleich sechs Höhlen. Neben der Göpfelsteinhöhle sind das die Große und Kleine Hagentorhöhle etwa 140 m weiter westlich, die Annakapellenhöhle, und die Mühlberghöhle und die Nikolaushöhle auf der anderen Talseite. Die Nikolaushöhle liegt als einzige nicht hoch am Hang, sondern direkt an der Straße "Bei der Lohmühle". Ursprünglich als Scheune genutzt, wurde sie inzwischen zu einer Art Museum ausgebaut und wird auch Zentrale Höhleninformation genannt. Mehrere Schilder bieten Informationen über die Höhlen, die archäologischen Funde und die Geschichte von Veringenstadt. Die Höhle hat kein Tor, die Ausstellung ist frei zugänglich. Beim Besuch der Höhlen sollte man hier anfangen und etwa eine bis zwei Stunden rechnen. Dabei ist es wohl am besten die Höhlen zu Fuß abzulaufen, sie liegen so nahe beieinander, dass die Runde nur etwa einen Kilometer lang ist. Seit einigen Jahren gibt es auch einen offiziellen ausgeschilderten Höhlenrundweg. Der offizielle Flyer kann von der Stadtverwaltung Veringenstadt angefordert werden, leider gibt es ihn nicht im download. Ein weiteres Highlight ist die Steinskulptur eines Neandertalers auf der Brücke, die ebenfalls auf die Urzeitfunde hinweist.