Feuersetzen


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Feuersetzen in Georgius Agricola (1556): De Re Metallica. Public Domain.
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Feuersetzen im Zinnbergbau im Erzgebirge, Balthasar Rösler (1700): Speculum metallurgiae politissimum (Hellpolierter Bergbau-Spiegel). Dresden. Public Domain.

Das Feuersetzen ist vermutlich die älteste Technik, die zum Abbau von sehr festem Gestein angewendet wurde. Mangels stabiler Werkzeuge und eines Antriebs war das zerkleinern von Gestein sehr anstrengend und eine Materialschlacht. Der Bergmann nahm mehrere Eisen (Meißel) mit auf die Schicht, die alle relativ schnell stumpf wurden, nach der Schicht gab er sie bei der Schmiede des Bergwerks ab wo sie wieder geschärft wurden. Doch die Anzahl an Meißeln, die er beim Einfahren tragen konnte, war begrenzt, zudem waren sie teuer. Da war das Feuersetzen eine sehr hilfreiche Alternative.

Das Feuersetzen besteht, wie der Name schon sagt, darin ein Feuer zu setzen. Am Abbauort, also an der Felswand die bearbeitet werden sollte, wurde Schichtholz oder Stoßholz aufgeschichtet und angezündet. Meist wurde das stark erhitze Gestein dann mit Wasser oder Essig bespritzt, was eine schlagartige Abkühlung zur Folge hatte. Dieser Vorgang musste je nach Gestein mehrmals wiederholt werden. Die Methode funktioniert nur bei bestimmten Gesteins- und Erzarten, wurde aber sowohl zum Erzabbau als auch zum Vortrieb von Stollen eingesetzt.

Das Feuersetzen diente dazu das Gestein aufzulockern oder zu sprengen, damit es anschließend mittels Schlägel und Eisen leicht abgeschlagen werden konnte. Die meisten Gesteine sind hitzeempfindlich, weil die Komponenten sich unterschiedlich stark ausdehnen. So kommt es im Gestein zu sogenannten thermischen Spannungen die das Gesteinsgefüge zermürben. Durch schnelle Abkühlung mit kaltem Wasser, dem Thermoschock, wird dieser Effekt weiter verstärkt. Dadurch konnte die Abbaugeschwindigkeit drastisch erhöht werden. Nachteile waren jedoch der große Verbrauch an Holz und Probleme mit der Bewetterung. Diese Methode wurde überwiegend in holzreichen Gegenden angewendet. Der Vorgang musste sehr oft wiederholt werden, weil damit nur dünne Schalen abgelöst werden konnten.

Es wurde eingangs als die älteste Abbau-Technik bezeichnet, weil Spuren im Feuersteinbergwerk Mur-de-Barrez in Frankreich auf Feuersetzen bereits in der Steinzeit deuten. Die alten Hochkulturen benutzten sie, zum Beispiel die Goldbergwerke des alten Ägyptens, nach einer Beschreibung von Diodorus Siculus. Die Methode wird mehrfach in der Bibel erwähnt und wurde auch von den Römern angewendet, wie von Plinius beschrieben. Nach Livius benutzte Hannibal die Methode um sich den Weg über die Alpen freizusprengen. Im Mittelalter wurde sie in ganz Europa eingesetzt, beim Bleibergbau im Gurgltal im Tiroler Oberland, im Rammelsberg am Harz, und beim Silber- und Zinnabbau im Erzgebirge.