Glühwürmchen

Arachnocampa


Ein Glühwürmchen. Die Larve befindet sich am oberen Rand des Bildes, etwas links von der Mitte. Man beachte die vertikalen Fäden mit den klebrigen Glühbirnen, ähnlich dem Netz einer Spinne.

Glühwürmchen sind im deutschen Sprachgebrauch fliegende Insekten die Biolumineszenz besitzen und deshalb leuchten. Im Englischen werden diese als firefly bezeichnet. Wir beschäftigen uns hier jedoch mit einer anderen Art, Arachnocampa, die in Australien und Neuseeland endemisch sind. Im Englischen werden sie als Glow Worm (Glühwürmchen) bezeichnet, was durchaus Sinn macht, weil lediglich die wurmartigen Larven Biolumineszenz besitzen, die Fliegen jedoch nicht. Eine entsprechende Unterscheidung gibt es im Deutschen jedoch leider nicht, so daß wir im Weiteren den Namen Arachnocampa statt Glühwürmchen verwenden werden.

Arachnocampa durchlaufen einen Lebenszyklus von einem 3–5 mm langen Ei über Larven, die sich verpuppen und dann zur Mücke werden. Die Larven schlüpfen nach etwa 20 Tagen. Das Larvenstadium dauert je nach Nahrungsangebot 6 bis 12 Monate und nimmt damit den größten Teil der Lebenszeit ein. Die Larve produziert wie eine Spinne Seidenfäden (deshalb auch der Name Arachnocampa=Spinnenraupe). Sie produziert ein Nest und darum herum bis zu 70 Seidenfäden die etwa 30 cm bis 40 cm lang und mit klebrigen Schleimtröpfchen besetzt sind. Bei einigen Arten enthalten die Tröpfchen Gift, um die gefangene Beute schneller überwältigen zu können. Da sich die Fäden leicht verfangen brauchen die Larven windstille Orte.

Die Biolumineszenz der Larven dient dazu Beute in ihre Fangfäden zu locken. Die Larven leuchten heller, wenn sie hungrig sind. Ihre Beute sind Gnitzen, Eintagsfliegen, Köcherfliegen, Stechmücken, Nachtfalter, kleine Schnecken und Tausendfüßer. Wenn die Beute am Fangfaden klebt, zieht sie die Larve mit bis zu 2 mm/s nach oben und frisst sie dann. Die Larve hat zwar einen weichen Körper aber eine harte Kopfkapsel, wenn diese zu klein wird häutet sich die Larve. Nach vier Häutungen hat die Larve eine Größe von 3 cm erreicht und verpuppt sich. Die Puppe hängt an der Decke und leuchtet periodisch, nach 1-2 Wochen schlüpft die Mücke. Da Weibchen stärker leuchten und im Gegensatz zu den Männchen nicht vor dem Schlüpfen damit aufhören, nimmt man an dass das Leuchten die Männchen anlocken soll, so dass diese bereits beim Schlüpfen auf die Weibchen warten. Die Mücken nehmen keine Nahrung auf, dieses Stadium dient lediglich der Paarung und Eiablage. Das Weibchen legt drei Haufen mit 40 bis 50 Eiern und stirbt daraufhin.

Sie leben sehr häufig in Höhlen, sind aber keine Höhlentiere. Sie lieben lediglich die kühle und feuchte Höhlenluft und natürlich die Dunkelheit durch die ihr Licht ganztägig Opfer anlocken kann. Da sie also auf fliegende Insekten angewiesen sind, findet man sie nur in Höhlen, in die sich genügend Insekten verirren, die also große Öffnungen haben. Oft sind es auch Durchgangshöhlen, Naturbrücken oder Flußhöhlen. Sogar künstliche Hohlräume werden von den Arachnocampa besiedelt. Man findet sie aber auch an Felswänden, unter Überhängen und im dichten Unterholz.

Traditionell waren vier Arten bekannt, jedoch wurden mit einer Arbeit von Claire H. Baker von 2010 fünf weitere Arten identifiziert. Außergewöhnlich ist die Arachnocampa buffaloensis, die bisher lediglich in einer einzigen alpinen Höhle auf Mount Buffalo in Victoria nachgewiesen wurde. Es wird angenommen, dass der Regenwald einst bis zu dieser Höhle reichte, und dass die Art nach der Veränderung des Klimas und dem Verschwinden des Regenwalds die Höhle nicht mehr verlassen konnte.

  1. Arachnocampa tropica Baker, 2010: nördliches Queensland
  2. Arachnocampa flava Harrison, 1966: Queensland.
  3. Arachnocampa girraweenensis Baker, 2010: - südöstliches Queensland und nördliches New South Wales
  4. Arachnocampa richardsae Harrison, 1966: New South Wales.
  5. Arachnocampa buffaloensis Baker, 2010: in einer alpinen Höhle auf Mount Buffalo in Victoria.
  6. Arachnocampa gippslandensis Baker, 2010: östliches Victoria.
  7. Arachnocampa otwayensis Baker, 2010: westliches Victoria.
  8. Arachnocampa tasmaniensis Ferguson, 1925: Tasmania.
  9. Arachnocampa luminosa Skuse, 1891: New Zealand, Nord- und Südinsel.

Literatur