Schachtanlage Asse II


Touristische Informationen:

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Abtransport der Salzlauge auf der 658-m-Sohle, Schachtanlage Asse II, Deutschland. Public Domain.
Ort: Am Walde 2, 38319 Remlingen-Semmenstedt.
(52.129691, 10.670564)
Öffnungszeiten: Infostelle: Ganzjährig Mi-Fr 9-17.
Befahrung: Ganzjährig Mo-Fr nach vorheriger Terminabsprache.
[2022]
Eintrittspreise: Infostelle: frei.
Befahrung: frei.
[2022]
Typ: MineSalz
Licht: LightBeleuchtung mit Glühlampen
Dimension:
Führungen: Infostelle: keine Führung.
Befahrung: MinAge=16, Max=12.
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: Infostelle: ja.
Befahrung: nein.
Literatur:
Adresse: Infostelle und Befahrungen der Schachtanlage Asse II, Am Walde 1 38319 Remlingen, Tel: +49-5336-89-2640, Fax: +49-5336-89-2494. E-mail:
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Bitte prüfen Sie bei Bedarf die aktuellen Werte beim Betreiber, zum Beispiel auf der offiziellen Website in der Linkliste.

Geschichte

1894-1895 drei Tiefbohrungen ergeben Salzvorkommen in 296 m Teufe.
1899 Kali Abbau im Bergwerk Asse I bei Wittmar.
1905 Wassereinbruch.
1906 Asse I wegen Wassereinbruch geschlossen.
1906-1908 Schacht Asse II bis zu einer Tiefe von 765 m abgeteuft.
1909–1925 Abbau von Carnallit.
1916–1964 Abbau von Leine-Steinsalz.
1927–1964 Abbau von Staßfurt-Steinsalz in größerer Tiefe im Kern des Salzstocks.
1964 Ende des Salzabbaus.
1965 als Forschungsbergwerk betrieben.
1967-1978 Endlagerung radioaktiver Abfälle großtechnisch erprobt und praktiziert.
1995 Ende der Forschungsarbeiten.
1995-2004 Verfüllung verbliebener Hohlräume.
2007 Endgültige Schließung beantragt.
2008 Medienskandal wegen gravierender Mängel bei der Einlagerung.
01-JAN-2009 wird Endlager nach dem Atomrecht betrieben durch das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS).
2010 Plan zur Rückholung der eingelagerten Abfälle.
APR-2017 Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) übernimmt den Betrieb der Asse.

Geologie

Der gesamte Untergrund der norddeutschen Tiefebene ist ein Becken mit 2 bis 4.5 km mächtigen Ablagerungen des Mesozoikums. Die Sedimentgesteine liegen auf kristallinem Grundgebirge aus Metamorphiten. Die unterste Schicht ist eine mächtige Schicht aus Evaporiten, vorwiegend Salz, aber auch Gips und verschiedene andere Salze, aus dem Zechstein. Im Laufe der Zeit wurde die Sedimentschicht durch tektonische Kräfte angehoben und ist dabei zerbrochen. Das Salz, das durch den hohen Druck der Gesteine anfängt zu fließen, hat sich in diese Schwächzonen hineinbewegt. Da es zudem leichter ist als das Umgebungsgestein versucht es aufzusteigen. Das Ergebnis sind Salzmauern und Salzdiapire, man spricht von Halotektonik.

Die Asse ist ein sehr gerader, länglicher Höhenzug, der sich entlang einer Störung gebildet hat. Durch das aufsteigende Salz wurden die Gesteine auf beiden Seiten der Störung nach oben gebogen und fallen so an der Erdoberfläche etwa 45° ein. Sie bilden mehrere parallele Schichtstufen oder Schichtrippen. Dieses auf dem Kopf stehende V hat einen Kern aus aufgestiegenem Salz, das im Bergwerk Asse abgebaut wurde.

Bemerkungen

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Steuerpult der Krananlage, Schachtanlage Asse II, Deutschland. Public Domain.
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Zufuhrkammer über der Kammer 8a, Schachtanlage Asse II, Deutschland. Public Domain.

Das Salzbergwerk Asse wurde benannt nach dem Höhenrücken Asse. Der Schacht, durch den das meiste Salz abgebaut wurde, war bereits der zweite, so daß er auch unter dem Namen Schachtanlage Asse II bekannt war. Nach Ende des Salzbergbaus hätte das Bergwerk eigentlich geschlossen werden müssen, doch die aufstrebende Atomwirtschaft in Deutschland brauchte Endlager für ihren Atommüll. So wurde das Bergwerk in Forschungsbergwerk Asse umbenannt und eine private Betreibergesellschaft führte umfangreiche Untersuchung der Eigenschaften des Salzes durch. Schließlich wurden auch schwach- und mittel-radioaktive Abfälle eingelagert und die Auswirkungen auf das Salz untersucht. Das ganze lief unter der Aufsicht des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS). Die Forschungsarbeiten zur Endlagerung liefen 1995 aus. Danach sollte das Bergwerk verfüllt und damit geschlossen werden.

Doch wo es um Geld geht finden sich skrupellose Leute und als die Betreiber bereits beantragt hatten, das Bergwerk nach Bergbaurecht zu schließen kam es zu einem Skandal in den Medien. Der Vorwurf, die Betreiber hatten aus Geldgier Abfälle entgegengenommen, die eigentlich gar nicht eingelagert hätten werden dürfen, und zudem hatten sie bei der Einlagerung gespart und die Behälter einfach wahllos hineingeworfen, wodurch diese aufgebrochen waren und die radioaktiven Abfälle austraten. Zudem hatten sie dies vor den Aufsichtsbehörden (BfS) verschleiert, was später amtlich bestätigt wurde. Weiterhin wurde nicht berücksichtigt, das Grundwasser in den Salzstock eindringt und damit die Gefahr besteht, dass die Lagerbehälter durch natürliche Prozesse wieder freigelegt werden. Im Ergebnis sieht es so aus, dass radioaktive Stoffe in einem warmen Salzsee schwimmen, der sich durch Konvektion und die Lösung und Wiederablagerung von Salz langsam durch den Salzstock bewegt. Sollte er den Rand des Salzstocks erreichen, werden die Quellen in der Umgebung wohl nachts leuchten. Und geht man auf die offizielle Website des BfS findet man dort folgende Aussage: "Gegenwärtig schätzen die Beteiligten die Kosten für die Vorbereitung der Rückholung bis 2033 auf rund 3,35 Milliarden Euro." Also nochmal, nicht die Bergung des Mülls kostet über drei Milliarden, allein die Planung und das in Betrieb halten der Asse kostet so viel. Die Bergung kostet ein Vielfaches davon, wie viel kann man gar nicht schätzen, wenn und falls es in 10 Jahren endlich losgeht. Damit ist faktisch die Untauglichkeit von Salzstöcken als Endlager belegt, auch in Zukunft kann der Mensch nicht aus seiner Haut, umso wichtiger ist, dass die Endlagerung Gier-sicher ist. Und die Wahnvorstellung von billigem Atomstrom ist damit wohl auch vom Tisch, billig ist daran gar nichts, und der Bürger finanziert es alles, es wird nur nicht über die Stromrechnung abgerechnet. Das ist wie man Benzin für 10 cent pro liter bekäme und dafür die Lohnsteuer auf 70 % erhöht würde.

Während die Asse noch Forschungsbergwerk war, machte der Betreiber auch Bergwerkstouren. Ein richtiges Schaubergwerk war das nie, man konnte allerdings mit dem Aufzug hinunterfahren und Teile der Anlage besichtigen. Das war wohl als public relations gedacht, um Werbung zu machen und Offenheit vorzugaukeln. Es gab immer wieder Zeiten, in denen keine Besichtigung möglich war, doch inzwischen werden auch vom BfS derartige Besuche wieder angeboten. Zudem gibt es inzwischen ein recht großes Museum, auf der anderen Straßenseite, hinter dem Mitarbeiterparkplatz. In der sogenannten Infostelle können sich Interessierte über die Geschichte der Asse und die Endlagerung von radioaktivem Müll informieren. Somit ist das zumindest teilweise ein Bergbaumuseum. Zudem ist der Förderturm der Asse II auch problemlos von außen zu sehen. Eine Besichtigung lohnt sich allemal, und bei schönem Wetter empfiehlt sich die kurze Wanderung zum Bismarcktum und zur Asseburg. Sie bietet in der Regel einen schönen Blick auf den Harz und den Brocken.

Die Führungen sind Öffentlichkeitsarbeit des BfS und als solche kostenlos. Allerdings werden sie nur werktags angeboten, man muss sich anmelden und muss mit einer mehrwöchigen Wartezeit rechnen. Man erhält eine weiße Hose und Jacke, Helm, Kopflampe und Gummistiefel, fährt also ein wie jeder Bergmann. Das Bergwerk ist natürlich so gemacht, dass es für Menschen sicher ist, es ist schließlich in erster Linie ein Arbeitsplatz, ist allerdings wie gesagt kein Schaubergwerk. Es gleicht mehr der Besichtigung einer Großbaustelle. Zudem kann man wohl kaum erwarten die Stelle zu sehen, wo der Atommüll liegt, der wurde zum einen zugeschüttet, zum anderen wäre es dort aufgrund der Strahlung wohl lebensgefährlich.