Eine Schauhöhle ist eine Höhle, die touristisch genutzt wird.
Das ist eine recht simple Definition, und deshalb ist sie leider falsch.
Insbesondere mit der Entwicklung des Extremsports, der auch Canyoning, Cave Trekking und diverse andere Höhlennutzungen einschließt, ist sie bedauerlicherweise nicht mehr hinreichend.
Der Begriff, der auf die Entwicklung des Höhlentourismus im 19. Jahrhundert zurückgeht, hat im 20ten Jahrhundert eine Wandlung erfahren.
Doch schon in der Donaumonarchie im 19. Jahrhundert wurde eine Höhle nicht einfach dadurch zur Schauhöhle, dass sie jemand touristisch besucht hat.
Touristen sind Leute die etwas besichtigen, ohne die notwendigen Fähigkeiten dafür zu haben, für die also der Ort so aufbereitet werden muss, dass er sicher genug ist.
Das ist leicht verständlich, wenn man an Wege und Lichtanlage denkt.
Schon beim ersten dokumentierten Schauhöhlenbesuch in Deutschland im Jahr 1516 durch Herzog Ulrich von Württemberg wurde die
Sontheimer Höhle
für den Besuch erschlossen, der Weg wurde mit Holzplanken ausgestattet, um den Besuch bequemer zu machen, und Beleuchtung eingerichtet.
Auch künstliche Zugangstunnel, die Tauchen oder Abseilen unnötig machen, sind vielfach notwendig.
Nun wird es aber etwas kompliziert: was ist denn nun eine Schauhöhle? Ist es eine Höhle mit einem künstlichen Zugangstunnel? Tatsächlich gibt es einige Höhlen, die so etwas haben aber nicht touristisch genutzt werden. Es gibt umgekehrt aber auch viele Höhlen, die definitiv Schauhöhlen sind, aber keinen künstlichen Tunnel haben. Deshalb zitieren wir hier eine Definition von Hubert Trimmel:
Geeignete Höhlen werden für den Besuch einer größeren Zahl von Menschen zugänglich gemacht.
Die dazu notwendigen Arbeiten werden als Höhlenerschließung bezeichnet.
Finden in erschlossenen Höhlen fallweise oder regelmäßig Führungen statt, so spricht man von Schauhöhlenbetrieben.
Hubert Trimmel (1968): Höhlenkunde, Vieweg, p. 190.
Es gibt auch eine moderne Version dieser Definition:
Eine Schauhöhle ist definiert als ein natürlich vorkommender Hohlraum unter der Erdoberfläche, der der Öffentlichkeit für Führungen zugänglich gemacht wurde.
Offizielle Definition einer Schauhöhle durch die International Show Caves Association (I.S.C.A.)
Diese Version wird heute allgemein als Definition verwendet und in zahlreichen Veröffentlichungen zitiert. Eigentlich ist es nur die verkürzte Definition von Hubert Trimmel.
Wir wollen dies etwas genauer betrachten. Es ist notwendig, dass eine Höhle erschlossen wird, und dann auch noch touristisch genutzt wird. Das macht viel Sinn. Viele Höhlen werden im Laufe der Zeit mit künstlichen Zugängen und Leitern ausgestattet, allerdings um die Forschung zu erleichtern. Insbesondere wenn ein Siphon den Zugang auf Höhlentaucher beschränkt, werden von Höhlenforschern regelmäßig Zugangstunnel gegraben. Kletterhilfen machen den Materialtransport sicherer und den Anmarsch kürzer. Umgekehrt, wenn eine Höhle touristisch genutzt wird, ohne erschlossen zu sein, dient sie offensichtlich als Extremsport-Sportgerät. Ob man nun in einen Kletterpark geht, zum Canyoning, oder in einer Höhle abseilt, der sportliche Aspekt steht im Vordergrund.
Und doch gibt es viele Fälle, die darüber hinaus gehen. Wie sieht es mit der Schauhöhle aus, die vor drei Jahren Konkurs angemeldet hat und deshalb nicht mehr besucht werden kann? Was ist mit der Höhle, die so einen ebenen Boden hat, dass jegliche Anlage von Wegen völlig unnötig ist? Und was ist nun das Gegenteil einer Schauhöhle, eine unausgebaute Höhle? Und gibt es nur diese zwei Kategorien oder vielleicht weitere? Wir haben deshalb eine Liste gemacht, von optionalen Eigenschaften die Schauhöhlen besitzen sollten:
Tatsächlich gibt es für alle diese Punkte Schauhöhlen, die sie nicht erfüllen und trotzdem als Schauhöhle betrachtet werden. So hat zum Beispiel die Frauenmauerhöhle kein elektrisches Licht (4.) und keine richtigen Wege (3.). Die Schellenberger Eishöhle erfordert einen mehrstündigen Anmarsch (9.). Es gibt sogar Schauhöhlen, die gar keine Höhlen sind (1.), zum Beispiel die Schloßberghöhlen Homberg oder die Saalfelder Feengrotten werden gerne mal als Schauhöhlen aufgelistet. Bei beiden handelt es sich jedoch um Schaubergwerke. Und dann gibt es Länder in denen das Niveau insgesamt niedriger ist als in Industrienationen und Trampelpfade als Ausbau gelten und man als Lichtquelle eine Funzel bekommt. Aber im Allgemeinen ist eine Schauhöhle einfach eine Höhle, die die meisten dieser Anforderungen erfüllt.
Wir haben uns über Jahrzehnte hinweg immer wieder mit diesem Problem auseinandergesetzt und uns auf die folgende Definition geeinigt. Bisher mussten wir unsere Klassifizierung nur in sehr wenigen Fällen revidieren. Die Definition ist weniger eingängig als obige Definitionen, aber dennoch, wie wir meinen, tragfähig.
Also noch einmal: generell sollten so viele Punkte wie möglich erfüllt sein. Da wir Schaubergwerke und alle Arten von künstlichen Hohlräumen ebenfalls auflisten, entscheidet die erste Regel lediglich die Kategorisierung. Die touristische Nutzung, und das nicht einmalig, sondern wiederholt, ist das Kriterium für eine touristische Höhle. Diese haben wir in zwei Klassen geteilt, Schauhöhlen im engeren Sinn und sogenannte "halbwilde" Höhlen. Das letztere ist ein eher schwacher Euphemismus für eine Höhle die mit minimalen Einbauten entschärft wurde. Da es keinen richtigen Namen gibt, haben wir sie einfach Höhlen genannt, um deutlich zu machen, dass sie nicht oder nur rudimentär erschlossen sind. Die Grenze ist also genau da wo körperliche Fitness, Schwindelfreiheit oder ähnliches verlangt wird, oder eben die Gefahr von Verletzung wegen mangelhafter Sicherung besteht.