Suffosion

Pseudokarst - Erdhöhlen


Suffosion ist eine Form der Subrosion, der unterirdischen Erosion. Dabei wird die feinere Kornfraktion von Lockergesteinen in Porenkanälen umgelagert. Das tragende Korngerüst bleibt dabei erhalten. Derartige Prozesse können zur Höhlenbildung führen, gehören aber nicht zum Prozess der Verkarstung. Während derartige Prozesse im Karst ablaufen können, sind sie nicht darauf beschränkt. Sie werden dann auch als Pseudokarst bezeichnet, weil sie zu vergleichbaren Formen führen, wie zum Beispiel Höhlen und Dolinen. Besonders häufig tritt Suffosion in Lockergesteinen oder lockeren bis mittel verfestigten Sandsteinen auf. Man spricht deshalb auch von Erdhöhlen.

Eine Erdhöhle ist eine Höhle, die sich im Erdreich befindet. Umgangssprachlich ist damit meist ein in die Erde gegrabener Tierbau oder eine aus Lockergesteinen gegrabene Wohnhöhle gemeint. In der Wissenschaft ist der Begriff Höhle natürlichen Hohlräumen vorbehalten und eine Erdhöhle ist eine Höhle, die sich in einem wenig verfestigten Lockergestein gebildet hat.

Erdhöhlen sind sehr selten, um das gleich zu Anfang klarzustellen. Das liegt daran, dass sehr aussergewöhnliche Bedingungen zusammen kommen müssen, eine ausreichend große Menge an Lockergestein, ein Klima das der Bildung zuträglich ist, und schließlich ein Lockergestein, das ganz bestimmte Eigenschaften besitzt, in erster Linie Standfestigkeit. Die allermeisten Lockergesteine werden von Wasser einfach erodiert, also abgetragen und an einen anderen Ort transportiert. Die längste Erdhöhle ist derzeit die B&B Caverns in New Mexico, U.S.A., die 821 m lang und 325 m tief ist [2022]. Der Höhenunterschied ist nicht schlecht, aber die Länge ist im Vergleich zu Karsthöhlen lächerlich. Es gibt also Höhlensysteme mit einer Länge von 500 km und diese Höhle ist gerade mal 800 m lang. Doch der Grund warum sie von der speläologischen Forschung jahrhundertelang übersehen wurden, ist, dass sie vor allem in ariden Gebieten zu finden sind und diese erst in den letzten Jahrzehnten intensiver erforscht wurden.

Wasser und Lockergesteine gibt normalerweise Schlamm, man denke an eine schlammige Flutwelle, die sich durch ein Tal wälzt. Nur wenn das Lockergestein einen Spalt besitzt, durch den Wasser eindringen kann und dieses dann unterirdisch diesen Abtransport leistet, kann sich eine Höhle bilden. Der geologische Prozess ist Erosion, es handelt sich also um eine Form der Erosionshöhlen. Da das bei Lockergesteinen sehr schnell geht, geschieht die Höhlenbildung und -zerstörung auch sehr schnell. Solche Höhlen sind also generell jung, und nur in Gebieten mit aridem oder semi-aridem Klima kann man hoffen solche Höhlen zu finden. Nur dort sind Regenfälle eher selten und die Höhle überlebt wenigstens so lange, dass man sie gefahrlos befahren kann.

Typischerweise bilden sie sich entlang steilwandiger Täler, wo Wasser in einen Spalt oberhalb und in der Nähe eines Tals eindringt. Das Wasser lockert zunächst das Material im Spalt und wäscht es dann nach unten und am Fuß der Talwand heraus. Solche Höhlen haben in der Regel einen beträchtlichen Höhenunterschied, in seltenen Fällen können sie aber auch nahezu horizontal verlaufen.

Keine dieser Höhlen wurde jemals als Schauhöhle geöffnet, und es gibt auch keine, die für Höhlentrekking-Touren genutzt wird. Da sie aus Erde und Lockersedimenten bestehen, haben sie keinerlei Speläotheme. Und sie befinden sich in abgelegenen Trockengebieten. Mit anderen Worten: Wir haben nicht ein einziges Beispiel auf showcaves.com, das Sie besuchen könnten.

Derartige Erdhöhlen sind im Gegenteil eher unrühmlich. Sie treten leider sehr häufig im Zusammenhang mit spektakulären Dolinen auf. Dabei kann es sich um natürlich Hohlraumbildungen handeln, sehr oft sind die Ursache jedoch Erdarbeiten durch den Menschen oder gar ein Wasserrohrbruch oder die Verlegung eines Flusses. Generell ist es oft der Fall, dass ein verfüllter Bachlauf zwar nun woanders fließt, das zugefüllte Gelände aber durch seine Form eine Art unterirdischen Geisterfluß entwickelt, der das Lockergestein genau da entwässert, wo vorher der Fluss geflossen ist. Dabei kommt es zu einer recht zügigen Bildung eines großen Hohlraums, der dann kollabiert eine große Doline bildet, und dabei häufig Gebäude oder Infrastruktur zerstört. Das lockere Material der Dolinenwände bricht zudem schnell nach wodurch sich der zerstörte Bereich weiter vergrößert. Dabei können in der Regel vor dem Ereignis keinerlei Anzeichen wahrgenommen werden, die Bildung des Hohlraums ist an der Oberfläche nicht zu erkennen, bis zum katastrophalen Einbruch.