Der Company Store ist ein Gemischtwarenladen, in dem alles verkauft wird, was der Bergmann und seine Familie zum Leben brauchen, und der der Bergwerksgesellschaft gehört. In vielen Fällen werden Bergwerke im Nirgendwo gegründet, es gibt zunächst keine Infrastruktur. Im 19. Jahrhundert lebten die Bergleute in Zelten, später wurden Holzhütten gebaut. Menschen, die Waren verkauften oder Dienstleistungen anboten, folgten dem Goldrausch oder den Bergbauaktivitäten, eröffneten Läden, Bordelle, Kneipen und alles andere. Aber wenn die Minenstadt von der Bergbaugesellschaft erbaut wurde, baute dies nicht nur Wohnhäuser, sondern auch eine Kirche, eine Kneipe und einen Laden. Und so ganz nebenbei waren die Kneipe und der Laden im Besitz der Bergbaugesellschaft und wurden von ihr betrieben. Wahrscheinlich war das gesamte Gelände im Besitz der Bergbaugesellschaft, sodass kein anderer Unternehmer die Möglichkeit hatte, ohne die Unterstützung der Bergbaugesellschaft ein Lokal zu eröffnen.
Der nächste Schritt ist fast selbstverständlich: Das Unternehmen zahlt Löhne, die im Laden des Unternehmens ausgegeben werden. So bekommen die Firmen ihr Geld zurück. Mehr noch, wenn es keine Konkurrenz gibt, können sie lukrativere (hohe) Preise festlegen. Und der nächste Schritt ist die Bezahlung in Gutscheinen. Die Hälfte des Lohns wird nicht als Geld ausgezahlt, sondern einer Art Firmengeld, das nur im Firmenladen gültig ist. Ein weiterer Weg, um sicherzustellen, dass das Geld hier ausgegeben wird. Der company store wird zum Sinnbild für Lohnsklaverei. Letztlich ist das System ein kapitalistischer Traum von Sklavenarbeit, die Menschen arbeiten für Essen und haben keine Chance, jemals aus dem System auszusteigen, da ihre gesamte Arbeit nur durch Leistungen innerhalb des Systems bezahlt wird. Heute gibt es in den meisten Ländern strenge Gesetze gegen solche ausbeuterischen Methoden.
Sehr beeindruckend wird diese Situation in amerikanischen Kohlegruben vor 100 Jahren in dem Blues 16 tons beschrieben. Den Text haben wir deshalb auf der englischen Version dieser Seite zitiert. In Deutsch gibt es den Liedtext nicht, Freddy Quinn hat ihn zwar in den 1950ern mal veröffentlicht, allerdings mit einem ganz anderen Text. Der Refrain enthält die Zeilen:
You load sixteen tons, what do you get?
Another day older and deeper in debt
Man lädt sechzehn Tonnen, und was bekommt man?
Einen Tag älter und tiefer verschuldet
Das beschreibt einen Tag Arbeit in einem Kohlebergwerk, der Bergmann schaufelt 16 Tonnen Kohle am Abbau in Loren. Dafür erhält er einen Lohn der die täglichen Ausgaben nicht deckt, so dass er seine Schulden vergrößert hat. Doch der Refrain geht weiter:
Saint Peter don't you call me, 'cause I can't go
I owe my soul to the company store
St. Peter, ruf mich nicht, denn ich kann nicht gehen
meine Seele gehört dem Firmenladen
Im christlichen Glauben ist der heilige Petrus derjenige, der die Schlüssel zum Himmelreich aufbewahrt. Der Sänger beklagt sich also scherzhaft darüber, dass Petrus ihn nicht in das Himmelreich rufen kann, also er nicht sterben darf. Und zwar, weil er eine beträchtliche Menge Schulden hat, beim firmeneigenen Laden, in dem er einkaufen muss.