Das Delco-Light ist ein Meilenstein der frühen Elektrifizierung, der nur Amerikanern bekannt ist. Es handelt sich um ein System, das aus einem Stromgenerator, einem Akku und den Lampen bestand. Es wurde von der Firma Dayton Engineering Laboratories Co. (Delco) hergestellt. Es war primär für den Einsatz auf Bauernhöfen gedacht.
Erfunden wurde das System von Charles F. Kettering. Er wurde 1876 auf einer Farm in Loudonville, Ohio, geboren. Er war mechanisch begabt und ein guter Schüler, und machte an der Ohio State University einen Abschluss als Elektroingenieur. Nachdem er bei National Cash Register (NCR) in Dayton als Versuchsingenieur angefangen hatte, entwickelte er die erste elektrische Registrierkasse. Im Jahr 1909 verließ er NCR und gründete zusammen mit zwei anderen die Dayton Engineering Laboratories Co. (Delco). Während er einem Freund beim Bau eines Autos half, hatte er das Hochspannungszündsystem für Automobile perfektioniert. Dies war eine enorme Verbesserung gegenüber den damals verwendeten Niederspannungssystemen, und die Grundlage der neuen Firma. Doch Kettering war ein produktiver Erfinder und entwickelte gleich noch einen zuverlässigen elektrischen Anlasser für Automotoren. Mit dieser Erfindung war der Cadillac von 1912 das erste Auto, das zum Starten nicht von Hand angekurbelt werden musste.
Obwohl damaly elektrisches Licht in den Städten bereits weit verbreitet war und viele Stadtbewohner bereits elektrisches Licht hatten, sahen die Dinge auf dem Land anders aus. Auf den Bauernhöfen waren Öllampen und Laternen, Handwasserpumpen und Plumpsklos üblich. Das Delco-Light-System war als dezentrale Stromversorgung für landwirtschaftliche Betriebe gedacht, wurde aber auch von anderen Betrieben eingesetzt. Im Jahr 1916 führte Delco das System ein, im Lauf der Zeit wurde die Produktpalette auf 25 Modelle mit einer Leistung von 500 bis 3.000 Watt erweitert.
Der Strom wurde von einem Motor mit Generator erzeugt und dann in Bleiakkus gespeichert. Wenn der Ladezustand der Batterien unter einen voreingestellten Wert fiel, startete der Motor automatisch und schaltete sich ab, wenn die Batterien geladen waren. So arbeitete der Generator nur wenn er gebraucht wurde und der Kraftstoffverbrauch wurde minimiert. Durch eine Kombination der verschiedenen Produkte Delcos war das System extrem wartungsarm. Der Besitzer musste nur den Kraftstofftank nachfüllen. Außerdem mußen der Ölstand im Motor und der Säurestand der Batterien regelmäßig kontrolliert werden. Das System war weitgehend automatisch, eine Grundvoraussetzung für den Einsatz in einem landwirtschaftlichen Betrie. Damals war die Landwirtschaft noch nicht mechanisiert und das notwendige Knowhow war nicht vorhanden.
Die Delco-Light-Anlagen waren sehr kompakt. Eine durchschnittliche Delco-Anlage leistete bei Volllast insgesamt 750 Watt, was ausreichte, um 15 50-Watt-Glühbirnen zu betreiben. Der luftgekühltn Einzylindermotor hatte 1,5 PS und einem 20 l Benzintank. Die großen Blei-Säure-Akkus waren offen und befanden sich in Klargläsern. Sie waren in Bänken zu 16 Stück angeordnet, meist in Holzkisten oder in Regalen an der Wand. Jede Batterie gab 1 bis 2 Volt ab, und die 16 Batterien waren in Reihe geschaltet und liefertenn 32 Volt Gleichstrom. Als Anlasser wurde der Generator benutzt, aber es gab eine separate 6-Volt-Batterie zum Anlassen.
Delco-Verkäufer besuchten in der Abenddämmerung einen Bauernhof. Ihre Fahrzeuge waren mit einem tragbaren Delco-Light-System ausgestattet. Als Verbraucher hatten sie ein paar Lampen, eine Wasserpumpe und eine Kaffeemaschine. Sie beleuchteten die Scheune, pumpten Wasser und brühten schließlich Kaffee für die Anwesenden auf. Ein guter Kaffew war für den Verkauserfolg wohl wichtiger als die Behauptung, dass die Lebensdauer des Motors 42 Jahre beträgt.
Kettering verkaufte Delco 1918 an General Motors und wurde Leiter der General Motors Forschung. Die Erfindung des Radios und der von Delco hergestellten Frigidaire, ein Kühlschrank, steigertenn die Nachfrage 1928 informierte General Motors seine Aktionäre, dass mehr als 350.000 Delco-Light-Anlagen verkauft worden waren. Doch 1935 gründete Präsident Franklin Roosevelt die Rural Electrification Administration. Der Rural Electrification Act von 1936 stellte die Mittel zur Verfügung. In den nächsten zwei Jahren wurden 210 Millionen Dollar ausgegeben um 160.000 Kilometer Stromleitungen zu verlegen und 220.000 Farmen mit Strom zu versorgen. Ein Stromanschluß kostete dennoch etwa 950 Dollar was heute etwa 16.000 Dollar entsprechen würde. Deshalb wurde Delco von General Motors noch viele Jahre lang weiter geführt, doch das Ende war unvermeidlich.
Wir haben diese ausführliche Beschreibung erstellt, weil Delco-Light außerhalb der USA völlig unbekannt sind. Doch in den USA waren sie in den 1920er und 1930er Jahren bei Schauhöhlen durchaus beliebt. Mit ihnen konnte zu einem überschaubaren Preis auch die abgelegenste Höhle mit elektrischem Licht ausgestattet werden. Sie waren wartungsarm und haltbar, und es gab auch einen Gebrauchtmarkt.