Südamerika

Südamerika ist der südliche Teil des amerikanischen Doppelkontinentes und trennt den Atlantischen Ozean und den Pazifischen Ozean. Die Westküste ist der konvergente Plattenrand der Pazifischen Platte die unter die kontinentale Platte subduziert wird. Dadurch sind entlang der Küste die Anden entstanden, die in gewisser Weise einen durchgehenden vulkanischen Gebirgszug von Alaska bis nach Feuerland bilden. Der Rest des Kontinents ist größtenteils ein Kraton, Flachland, das um den Äquator von Regenwald bedeckt und vom Amazonas entwässert wird. Südlich davon schließt sich die südliche Wüstenzone an, die in Brasilien auch sehr Höhlenreich ist. Die gemäßigten Breiten im Süden sind bereits relativ schmal und mangels eines Golfstroms nicht mit Europa vergleichbar. Da Feuerland nur durch die Drakestraße vom Nachbarkontinent Antarktika getrennt ist, befindet man sich dort bereits in subpolaren Breiten.

Besonders interessant für die Bildung von Höhlen sind die Bergländer, das Bergland von Guayana, das Brasilianische Bergland und das Ostpatagonische Bergland. Diese Regionen liegen höher, und wenn es lösliche Gesteine wie Kalkstein oder Gips gibt, entwickeln sich Karstgebiete. Die meisten touristischen Sehenswürdigkeiten befinden sich jedoch in Brasilien entlang der Ostküste. Deutlich weniger sind in den Anden zu finden. Die Tiefländer sind erwartungsgemäß äußerst ungünstig für unterirdische Anlagen und deshalb frei von derartigen Orten. Eine Besonderheit sind die vielfältigen Quarzit-Karstgebiete in Venezuela und Brasilien. Da Quarzit nicht wasserlöslich ist, spricht man manchmal auch von Pseudokarst. Durch das tropische Klima entwickeln sich dennoch riesige Höhlen, es gibt diverse Tiankengs und der vermutlich größte Höhleneingang der Welt befindet sich in einem Tepui in Venezuela. Einmalig sind die Höhlen von Riesenfaultieren, die inzwischen ausgestorbenen Tiere haben Wohnhöhlen in die Erde gegraben. Da sie so riesig waren, kann man die Höhlen aufrecht gehend besichtigen.

In Südamerika ist wie in Afrika und Teilen von Asien der Anteil der touristisch genutzten, aber nicht den westlichen Vorstellungen von einer Schauhöhle oder Schaubergwerk entsprechenden Orte sehr hoch. Meist muss man eine halb- oder ganztägige Tour buchen, die körperliche Fitness, Ausrüstung und einen ortskundigen Führer erfordern. In der Vergangenheit wurden diese Firmen kaum kontrolliert, seit zwanzig Jahren etwa wurden die Gesetze in Brasilien jeodch verschärft und es gibt strenge Auflagen. So müssen u.a. die Guides eine staatliche Ausbildung zum Umweltschutz und zum Schutz der Höhlen machen. Wir denken, diese Entwicklung ist sehr positiv und nutzt den Höhlen und den Besuchern.

Insgesamt gibt es einiges an unterirdischen Sehenswürdigkeiten in Südamerika. Und doch ist die Zahl, gemessen an der Größe des Kontinents eher enttäuschend. Das liegt unter anderem daran, dass mehrere Länder noch an der Schwelle zum Entwicklungsland stehen, und der Tourismus sich gerade erst entwickelt. Zum Teil liegt es aber auch daran, dass die Höhlen nicht unbedingt dort liegen, wo der Tourismus stattfindet. Traditionell gehen Touristen entweder an den Strand, in die großen Städte, oder zu den archäologischen Sehenswürdigkeiten. Zudem scheint auch einfach das Bewusstsein, dass das Betreiben eine Schauhöhle lohnend sein könnte, in der Bevölkerung zu fehlen.