Höhlenpilze


Pilzwachstum auf Holz im Inneren einer Höhle.
Pilzwachstum auf Holz im Inneren einer Höhle.

Höhlenpilze ist wahrscheinlich ein falscher Begriff. Pilze wachsen überall, und sie brauchen kein Licht. Um in einer Höhle zu wachsen, ist also keine Anpassung nötig. Sie wachsen in der Erde und sie wachsen im Höhlenlehm, besonders wenn es ein Stück Holz gibt, das höchstwahrscheinlich die Sporen mit in die Höhle gebracht hat. Höhlenpilze sind also keine an Höhlen angepassten Pilze, sondern ganz normale Pilze, zumindest einige Arten, bei denen Höhlen ein genereller Teil ihres Lebensraums sind. Die Pilzmorphologie verändert sich allerdings unter den Höhlenbedingungen.

Doch sind Höhlenpilze ein häufig übersehener Eckpfeiler des Höhlenlebens. Fast 1030 Arten sind weltweit aus Höhlen bekannt, in Österreich wurden etwa 100 Großpilze in Höhlen gefunden. Ernährungstechnisch sind die meisten Höhlenpilze saprotroph, gefolgt von Parasiten, es gibt nur wenige Mykorrhizapilze.

Pilze wachsen als Mycelium, dem vegetativen Teil einer Pilz- oder pilzähnlichen Bakterienkolonie, bestehend aus einer Masse von verzweigten, fadenförmigen Hyphen. Dafür brauchen sie kein Sonnenlicht, sondern nur genügend verrottende Pflanzen. Wenn sich zwei kompatible monokaryotische Myzelien verbinden und ein dikaryotisches Myzel bilden, kann dieses Myzel Fruchtkörper wie Pilze bilden. Fruchtkörper oder Sporocarps sind mehrzellige Strukturen, an denen sich sporenbildende Strukturen wie Basidien oder Asci bilden.

Da Höhlen dem natürlichen Lebensraum von Pilzen sehr nahe kommen, obwohl es dort im Allgemeinen nicht genug Nahrung für sie gibt, ist es einfach, Pilze in Höhlen zu züchten, indem man einfach die Nahrung bereitstellt. Im 19. und 20. Jahrhundert wurden Hunderte oder sogar Tausende von Höhlen genutzt, um Pilze zu züchten, typischerweise Champignons (Agaricus). Doch leider sind sie sehr empfindlich und so mussten viele Pilzfarmen wieder schließen, weil sie durch Bakterien, andere Pilze oder eine andere Pilzkrankheit verseucht waren.

Der wohl berühmteste Höhlenpilz stammt aus einer Höhle in der kleinen französischen Stadt Roquefort. Oberhalb des Ortes befindet sich eine Kalksteinhöhle, eine Karsthöhle, in der Felswand. Vor langer Zeit ließ ein Hirte sein Essen in der Höhle zurück, während er seine Schafe hütete. Das Essen war ein Stück Käse und ein Laib Brot, verpackt in ein Tuch. Es ist nicht klar, was genau passiert ist, aber es scheint, dass er sein Essen in der Höhle vergessen hat, was im Allgemeinen kein großes Problem war, da die kühle Höhlenluft und der hohe Anteil an Kohlendioxid in der Luft das Essen wie ein Kühlschrank konservierte. Aber als er zurückkam, war das Essen von einem grün-blauen Pilz bedeckt. Er dachte daran, es wegzuwerfen, aber das Essen war teuer und er war arm, also versuchte er, es zu essen. Er war sehr erstaunt, als er feststellte, dass der Käse, ein Frischkäse, der vorher ziemlich langweilig schmeckte, jetzt viel besser war und einen ganz besonderen Geschmack hatte. Das Brot war durch den Pilz nicht mehr gut, aber er hatte die Idee, die nächste Ladung Käse mit Krümeln des verschimmelten Brotes zu bestreuen, um ihn schmackhaft zu machen.

Aber auch in Höhlen können Pilze Schäden verursachen. Leider haben viele Höhlen mit prähistorischen Malereien das Problem, dass Pilze in die Malereien eindringen. In den sechziger Jahren wurden die Höhlen von Lascaux und Altamira geschlossen, um die Malereien zu schützen. Zu viele Besucher verursachten das Wachstum von Grünalgen, von Pilzen, und andere Schäden. Die Zahl der Besucher wurde drastisch reduziert, die Höhlen wurden mehr oder weniger verschlossen, außer für einige Wissenschaftler. Das stoppte die Probleme für eine Weile, aber jetzt wurden schwarze Flecken auf den Malereien entdeckt (JUL-2007) und als Pilze identifiziert. Zwei Pilze, ulocladium und gliomastix, wachsen auf einer Schicht aus vorhandenen Bakterien.

Und schließlich sollte man nicht vergessen, dass Pilze in Höhlen Einfluß auf Höhlenbesucher und Höhlentiere haben können. Einige Erkrankungen werden durch Pilzsporen in der Höhlenluft ausgelöst, und Höhlenforscher sollten in diesen Höhlen ubedingt Atemmasken tragen. Ein ganz wichtiger Vertreter ist die Histoplasmose (Histoplasma capsulatum). Auch Fledermäuse können durch Pilze geschädigt werden, der Pilz Pseudogymnoascus destructans führt bei ihnen zum White-nose Syndrome (WNS).


Literatur