Funtensee


Touristische Informationen:

Ort: Kärlingerhaus, 83471 Schönau am Königssee.
Ausgangspunkt: Seestraße 3, 83471 Schönau am Königssee.
(47.493396, 12.939911)
Öffnungszeiten: Keine Einschränkungen.
[2022]
Eintrittspreise: frei.
[2022]
Typ: KarstKarstsee KarstUvala
Licht: nicht nötig
Dimension: L=230 m, W=140 m, A=1601 m asl, Ar=2.5 ha, Dmax=5.5 m, Davg= 2.5 m.
Führungen: nein
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: nein
Literatur: Anon (2012): Karsthydrologische Markierungen im Nationalpark Berchtesgaden, Berchtesgaden, März 2012, Nationalpark Berchtesgaden, Uni Graz. pdf
Thomas Eder (2012): Karstgrundwasser-Vulnerabilitätskartierung im Nationalpark Berchtesgaden, Magisterarbeit zur Erlangung des akademischen Titels eines Magisters der Naturwissenschaften. Karl-Franzens-Universität Graz, Umwelt-, Regional- Und Bildungswissenschaftliche Fakultät, Graz, Jänner 2012. pdf
Inga Kosak, Sabine Hennig, Hans Krafft (2004): Aufbau des Karstwasser-(G)IS im Nationalpark Berchtesgaden - Einsichten in die „Blackblox“ Karstwasser, Angewandte Geoinformatik 2004: Beiträge zum 16. AGIT-Symposium Salzburg, Volume: 16. Salzburg, July 2004. researchgate pdf
Adresse: Kärlingerhaus, A. Bachmann, 83471 Schönau am Königssee, Tel: +49-8652-6019901. E-mail:
Deutscher Alpenverein e.V., Anni-Albers-Straße 7, 80807 München, Tel: +49-89-14003-0, Fax: +49-89-14003-23 E-mail:
Österreichischer Alpenverein, Olympiastraße 37, 6020 Innsbruck, Tel: +43-512-59547, Fax: +43-512-59547-50. E-mail:
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Geschichte

1385 Nutzung des Funtensee-Gebietes zur Almwirtschaft urkundlich belegt.
1850 Funtenseealm mit 185 Rindern bewirtschaftet.
1964 Alm aufgegeben.
2001 deutscher Kälterekord mit minus 45,9 °C an Weihnachten.

Bemerkungen

Der Funtensee ist ein recht unspektakulärer kleiner Bergsee in der Kernzone des Nationalparks Berchtesgaden, weniger als 4 km südlich des Königssees, auf 1601 m NN. Während der Königssee jedoch von Touristen überflutet wird, ist hier der Andrang eher mäßig, ausser natürlich an Schönwetterwochenenden im Sommer. An seinem Ufer befindet sich das Kärlingerhaus, eine Alpenvereinshütte der Kategorie I der Sektion Berchtesgaden, ein idealer Ausgangspunkt für zahlreiche Bergtouren. Doch der See wird schnell übersehen, obwohl er eine der interessantesten Sehenswürdigkeiten des Nationalparks ist. Es handelt sich hier nämlich um einen Karstsee. Deshalb ist der Funtensee vom Bayerischen Landesamt für Umwelt als besonders wertvolles Geotop (Geotop-Nummer: 172R002) ausgewiesen worden.

Ein Karstsee ist ein abflussloser See, zumindest ein See ohne Abfluss an der Oberfläche. Unterirdisch ist er mit dem Karst-Aquifer, dem Grundwasserkörper verbunden. So fließt oberirdisch Regenwasser in den See, über den Stuhlgraben und den Rennergraben im Südosten, das Einzugsgebiet umfasst etwa 10 km². Dennoch ist der Zufluss recht gering, außer zur Schneeschmelze, das meiste Wasser fließt aber wohl unterirdisch in den See. Als Blindsee und hat der Funtensee keinen oberirdischen Abfluss, das meiste Wasser verlässt ihn wohl über einem verstürzten Ponor an der Teufelsmühle, genannt Teufelsloch. Es ist aber anzunehmen, dass es im Bereich des Sees mehrere Schlucklöcher gibt. Der Name Teufelsmühle bzw Teufelsloch ist eventuell ein Ergebnis des gurgelnden Geräuschs des unterirdisch abfließenden Wassers, das früher für die Menschen recht mysteriös gewesen sein muss. Das Wasser fließt unterirdisch nach Norden und erreicht normalerweise nach 11 Stunden Kastl am Königssee. Nach 20 Stunden erreicht das Wasser dann das Schradlloch. Die Verbindung wurde bereits bei ersten Färbeversuchen 1997 und 1998 nachgewiesen, ein ausführlicher Bericht mit Färbeversuchen wurde vom Nationalpark 2012 veröffentlicht.

Die Hohlform des Funtensses ist in erster Linie eine Karstform, die allerdings während der letzten Eiszeit glazial überprägt wurde. Die schüsselartige, längliche Hohlform mit unruhig geformter Sohle und unregelmäßigen Böschungen wird als Uvala bezeichnet. Dies ist mit 0,75 km² Fläche die größte Uvala im Nationalpark.

Am Funtensee gibt es mehrere Gebäude, das bekannteste ist die Alpenvereinshütte Kärlingerhaus. Die Almhütte Kaser stammt aus der Zeit als hier noch Almbetrieb war, und wird seit den 1960ern nicht mehr benutzt. Die dritte Hütte am See ist die Enzianbrennhütte der Enzianbrennerei Grassl, in der Funtensee-Enzian aus den von Hand gegrabenenen und vor Ort verarbeiteten Wurzeln des hier wachsenden Enzians gebrannt wird.

Der See liegt in einer Mulde, wie gesagt, er ist abflusslos, und somit ist er eine Kältefalle. Im Winter sinkt die kalte Luft, weil sie schwerer ist, zum tiefsten Punkt und bildet dort einen "See" aus besonders kalter Luft. So erlangte der Funtensee, zumindest unter Meteorologen, eine gewisse Berühmtheit als er an Weihnachten 2001 mit minus 45,9 °C den deutschen Kälterekord aufstellte, den er immer noch hält. Am wenige Meter höher gelegenen Kärlingerhaus war es fast 20° wärmer, die Temperatur beruhte auf dem Kältefallen-Effekt und bereits ein kräftiger Windstoß hätte die kalte Luft wieder verteilt. Aus dem gleichen Grund gibt es hier auch einen relativ seltenen Effekt: je tiefer man kommt, desto kälter wird es und desto und die Bäume werden kleiner. Man spricht von einer Temperaturinversion, ein Effekt der in Karsthohlformen durchaus öfters vorkommt.

Der Funtensee kann nur mit einer mindestens drei- bis vierstündigen Wanderung erreicht werden. Der schnellste Weg führt von Sankt Bartholomä am Königssee über die sogenannte Saugasse, erfordert natürlich zuerst eine Überfahrt mit dem Schiff nach Sankt Bartholomä. Anspruchsvollere Wege führen durch das Wimbachgries über den Trischübel-Pass, über das Steinerne Meer oder von Salet über den Sagereckersteig.