Bergkristall


Touristische Informationen:

Ort: Marcel-Callo Straße 3, 4222 St. Georgen an der Gusen.
Treffpunkt: Heimathaus St. Georgen/Gusen, Färbergasse 2, 4222 St. Georgen/Gusen.
Von Linz B3 nach Abwinden, links ab nach St. Georgen an der Gusen. Von Wien/Salzburg A1 Ausfahrt 151 St. Valentin, B123a über die Donau, links auf B3 bis Mauthausen, rechts nach St. Georgen an der Gusen.
(48.2677332, 14.4451126)
Öffnungszeiten: Stollenanlage „Bergkristall“:
Nur auf Voranmeldung.
KZ-Gedenkstätte Gusen:
MÄR bis OKT Mo-So 9-16:30.
NOV bis FEB Di-So 9-15:45.
[2025]
Eintrittspreise: Stollenanlage „Bergkristall“:
frei.
KZ-Gedenkstätte Gusen:
frei.
[2025]
Typ: SubterraneaFabriken
Licht: LightBeleuchtung mit Glühlampen
Dimension:  
Führungen: D=2 h.
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: nein
Literatur: Bernard Aldebert, Elisabeth Hölzl (1997) Gusen II - Leidensweg in 50 Stationen Bibliothek der Provinz, Weitra 1997.
Rudolf A. Haunschmied et.al. (2007): St. Georgen-Gusen-Mauthausen - Concentration Camp Mauthausen Reconsidered Gusen Memorial Committee, Norderstedt 2007.
Adresse: Stollenanlage „Bergkristall“, Tel: +43-7238-2269-51. E-mail:
Haus der Erinnerung, Marcel-Callo Straße 3, 4222 St. Georgen an der Gusen, Tel: +43-699-16886513. sekretariat©bewusstseinsregion.at
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Geschichte

1944 Bau der unterirdischen Fabrik.
05-MAI-1945 Befreiung durch die amerikanische Armee.
1947 Rote Armee versucht das Stollensystem mit Fliegerbomben zu sprengen.
1990er über der Anlage werden Häuser errichtet.
2001 Republik Österreich wird Rechtsnachfolger, Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) neue Eigentümerin der Anlage.
2003 Verfüllung von Stollen zur Sicherung der Häuser.
2009 Großteil der Analge wird verfüllt.
MAI-2010 erstmals offizielle Führungen in die Anlage.
2019 Haus der Erinnerung errichtet.
MAI-2020 Haus der Erinnerung eröffnet.

Bemerkungen

Bergkristall ist ein Tarnname, der Name für eine unterirdische Fabrik, die von den Nationalsozialisten am Ende des Zweiten Weltkriegs in St. Georgen an der Gusen errichtet wurde. Der Bau der unterirdischen Fabrik im Jahr 1944 kostete 10.000 Häftlinge das Leben. In einem 7,5 km langen Stollen mit 45.000 m² bombensichere Produktionsfläche wurden Flugzeugrümpfe und Flügel für das Düsenjagdflugzeug Me 262 der Marke Messerschmitt produziert. Auch dafür wurden KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter des Konzentrationslagers Gusen II eingesetzt. Bergkristall gehört zu den größten Bauwerken aus der NS-Zeit in Österreich. In Gusen gab es noch eine weitere, kleinere, unterirdische Anlage für die Rüstungsfertigung, die den Namen „Kellerbau“ trug.

Als die Region am 5. Mai 1945 befreit wurde, hatte die SS bereits die Sprengung der unterirdischen Fabrik und die dabei vorgesehene Vernichtung von tausenden KZ-Häftlingen vorbereitete. Diese wurde jedoch glücklicherweise nicht ausgeführt, und die Stollenanlage fiel in die Hände der Amerikaner und wurde sofort abgeriegelt. Als die Amerikaner den Raum nördlich der Donau im Frühsommer räumten, brachten sie die wichtigsten Maschinen auf die andere Seite der Donau nach Linz, um sie nicht der Sowjetunion zu überlassen. Die Sowjetunion demontierte alle Einrichtungen und im Herbst 1947 versuchte die Rote Armee das Stollensystem mit Fliegerbomben zu sprengen. Mehrerw Wochen andauernde Sprengung zerstörten große Teile der Anlage, aber bei weitem nicht alles. Die Folge waren Geländeeinbrüchen, die dann von der Bevölkerung wieder verfüllt wurden. Die weniger stark beschädigten Stollen wurden sogar für eine Champignonzucht genutzt. Der Sand in den Stollen wurde abgebaut. Pläne für ein unterirdisches Kraftwerk, einen Großbunker für den Zivilschutz oder ein Atommüll-Endlager wurden zum Glück nicht umgesetzt.

Tatsächlich waren die Eigentumsverhältnisse gelinde gesagt kurios. Bergkristall wurde während des Krieges ohne irgendwelche behördlichen Bewilligungen errichtet und die Republik Österreich hatte kein Interesse an der Aufarbeitung der Geschichte. Wem die Anlage gehört wurde Jahrzehntelang nicht geklärt, erst 2001 wurde die Republik Österreich Rechtsnachfolger. Somit wurde die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) neue Eigentümerin der Anlage. Seit den 1990ern waren jedoch in dem Gebiet bereits Häuser errichtet worden, offensichtlich in einer juristischen Grauzone, und so musste die BIG 2003 und 2004 zur Absicherung dieser Häuser die Stollen darunter verfüllen. Schließlich verfüllten sie 2009 den Großteil der Stollen, dass nicht alles verfüllt wurde ist die Folge von Bemühungen, einen Teil als Gedenkstätte zu erhalten. Heute ist nur noch ein 1,8 km langes Stück des Stollens erhalten, der Rest wurde mit Beton verfüllt.

2010 durfte die Anlage erstmals offiziell besucht werden, in den nächsten Jahren wurde die Anlage einmal im Jahr im Mai offiziell für einige Führungen geöffnet. Nach wie vor ist es nur ein Wochenende im Mai, zum Jahrestag der Befreiung, an dem Führungen angeboten werden. Zudem gibt es am Stollenmund eine KZ-Gedenkstätte und ein Haus der Erinnerung. Das Gebäude dient als Besucherzentrum an der Gedenkstätte und beherbergt die Verwaltung der Bewusstseinsregion und verschiedene Veranstaltungs- und Seminarräume. Das Denkmal zum Gedenken an die polnischen Opfer beim heutigen Eingang zum Stollen wurde 2015 von der polnischen Regierung gestiftet.