Ort: |
Nähe Kienberg-Gaming.
A1 Ausfahrt Ybbs, B25 Richtung Süden durch Scheibbs, Neubrück. Links abbiegen Richtung Kienberg, ausgeschildert. 8 km talaufwärts zur Schindlhütte. 1 Stunde Gehzeit zur Höhle, rot-weiß-rot markiert und mit der Nummer 05 versehen. Alternative: 2 Stunden Gehzeit vom Lachenhof, ausgeschildert. Katasternummer: 1824/10 (47.9097630, 15.1899199) |
Öffnungszeiten: |
MAI bis JUN Sa, So, Fei 9–16. JUL bis AUG Mi, Sa, So, Fei 9–16. SEP bis OKT Sa, So, Fei 9–16. [2023] |
Eintrittspreise: |
Erwachsene 10 EUR, Kinder (6–15) 8 EUR. [2023] |
Typ: |
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Licht: | Karbidlampen werden gestellt |
Dimension: | L=575 m, VR=54 m, A=710 m ü.A. |
Führungen: | |
Fotografieren: | erlaubt |
Zugänglichkeit: | nein |
Literatur: | |
Adresse: |
Ötscher Tropfsteinhöhle, Herr Johann Scharner, Tormäuerstrasse 64, 3292 Gaming, Cell: +43-664-4064154, Tel: +43-7485-98559.
E-mail: TV Naturfreunde, Ortsgruppe Gaming, Patrick Pils, Schleierfallstraße 35, 3292 Gaming, Tel: +43-6767-822763. E-mail: |
Nach unserem Wissen sind die Angaben für das in eckigen Klammern angegebene Jahr korrekt. Allerdings können sich Öffnungszeiten und Preise schnell ändern, ohne daß wir benachrichtigt werden. Bitte prüfen Sie bei Bedarf die aktuellen Werte beim Betreiber, zum Beispiel auf der offiziellen Website in der Linkliste. |
1920 | von zwei Holzfällern entdeckt. |
1925 | Tunnel gebaut. |
1926 | vom TV Naturfreunde der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. |
1934 | TV Naturfreunde von den NAZIs verboten, Höhle geschlossen. |
1960er Jahre | Die Höhle wurde von den Naturfreunden, der Familie Teufl und Vertretern der Gemeinde Gaming besichtigt. |
1966 | Schauhöhle wiedereröffnet. |
1987 | Höhle vermessen. |
2010 | Holztreppen durch Stahltreppen ersetzt. |
Die Ötscher-Tropfsteinhöhle ist eine jener Höhlen in Österreich, die man erst nach einer längeren Wanderung erreichen kann. Der Ausgangspunkt ist die Schindlhütte, eine gemütliche Wirtschaft an der Straße, die irgendwo zwischen einer Almhütte und einem Restaurant liegt. Von hier aus beginnt ein rot-weiß-rot markierter Weg mit der Nummer 05. Laut Beschilderung ist die Wanderung 3 km lang, also etwa 45 Minuten. Der Höhenunterschied ist jedoch recht groß, und wer nicht an Bergwanderungen gewöhnt ist, sollte mindestens eine Stunde einplanen. Die Aussicht rechtfertigt übrigens einige Pausen. Die Höhle ist nach dem Berg Ötscher benannt, der sich auf der anderen Talseite befindet, und auf dem Weg dorthin bieten sich mehrere Ausblicke auf den Ötscher. Im Ötscher selbst befindet sich eine weitere berühmte Höhle, die jedoch nicht öffentlich zugänglich ist. Da das Gebiet touristisch geprägt ist und die Berge über ein reiches Wandernetz verfügen, führen zahlreiche Wege zur Höhle. Der Aufstieg von der Schindlhütte ist der kürzeste, es gibt aber auch mehr oder weniger horizontale Wege, die etwas länger sind.
Die Höhle wird vom Touristenverein „Die Naturfreunde“ betreut. Dieser Verein wurde Ende des 19. Jahrhunderts gegründet, um auch einfachen Menschen Naturerlebnisse zu ermöglichen. Früher konnten sich nur die Wohlhabenden solche Reisen leisten, weshalb in ganz Mitteleuropa günstige Unterkünfte, sogenannte Naturfreundehäuser, errichtet wurden, die nur für Mitglieder zugänglich waren. Die Ziele des Vereins sind sowohl Naturschutz als auch Naturentwicklung, daher ist es naheliegend, eine Schauhöhle zu unterhalten. Heute zählt der gemeinnützige Verein 160.000 Mitglieder, betreibt 140 Hütten und 100 Kletterhallen sowie Hunderte von Wanderwegen in den Bergen. Die Höhle wird mit Karbidlampen besichtigt. Die Handlampen werden von den Höhlenführern bereitgestellt und sind recht einfach zu handhaben. Den schwierigeren Teil, das Reinigen und Befüllen der Lampen, übernehmen die Führer. Allerdings benötigt man zum Halten eine Hand, und Menschen mit körperlichen Einschränkungen sollten besser keine Lampe mitnehmen.
Die Höhle hat einen tiefen Tageslichtschacht und eine horizontale Flusshöhle am Boden. Der Schacht ist der natürliche Eingang, durch den die Höhle entdeckt wurde. Sie können diesen Eingang, ein Loch im Boden, oberhalb des Ticketschalters sehen. Aus Sicherheitsgründen ist er eingezäunt.
Der Zugang zur Höhle erfolgt über einen künstlichen Tunnel in der Mitte des Schachts. Beim Betreten der Höhle kann man oben das Tageslicht und unten den Schacht sehen. Über mehrere Treppen gelangt man zum Grund des Schachts, wo eine wirklich beeindruckende Flusspassage beginnt. Der Gang schlängelt sich und mäandert, ist recht eng und manchmal etwas niedrig. Besonders eindrucksvoll ist ein Abschnitt des Gangs, in dem sich der Höhlenfluss in zwei Teile geteilt hat. Eine dünne Kalksteinwand, etwa 1,20 m hoch und nur 10 bis 20 cm breit, verläuft etwa 6 m lang durch die Mitte des Gangs. Sie weist nur wenige Tropfsteine, aber zahlreiche Erosionsspuren auf. Dennoch folgt sie einem S-förmigen Riss im Gestein, dem ersten Weg des Wassers, der durch die tektonischen Kräfte bei der Entstehung der Alpen geschaffen wurde. Der Gang endet an einem 100 m² großen unterirdischen See, wo die Führung endet. Der Rückweg erfolgt auf demselben Weg.
Der Höhleneingang war Forstarbeitern und Silbersuchern seit langem bekannt, aber schwer zugänglich. Die Einheimischen nannten ihn Wetterloch wegen der kalten Luft, die aus dem Eingang strömte. 1920 seilten sich zwei mutige Männer durch den natürlichen Eingang in die Höhle ab. Nach ihrer sicheren Rückkehr sprach sich die Nachricht schnell herum, und auch Mitglieder der Gaminger Naturfreunde erfuhren davon und befuhren die Höhle. Sie waren von dem spektakulären Schacht beeindruckt und beschlossen, die Höhle als Schauhöhle zu erschließen. Die Familie Teufl besaß den Hof Kerschbaum, zu dem auch das umliegende Land gehörte, und ermöglichte die Erschließung. 1925 wurde der Eingangsstollen gebaut und der Schacht mit einer Art Klettersteig ausgestattet; die Besichtigung war recht abenteuerlich. 1926 wurde der Schacht für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Führungen wurden unter der Woche vom Besitzer und an den Wochenenden von den ehrenamtlichen Helfern der Naturfreunde geleitet. 1934 wurden die Naturfreunde von den Nazis verboten und die Schauhöhle geschlossen.
Nach dem Krieg, Anfang der 1960er Jahre, wurde die Höhle von den Naturfreunden, der Familie Teufl und Vertretern der Gemeinde Gaming erneut besucht. Sie beschlossen, die Schauhöhle zu reaktivieren und Holztreppen einzubauen. Diese Treppen sind absolut sicher und deutlich bequemer als die früheren Leitern. Allerdings waren sie aus Holz, das in der feuchten Höhlenluft schwarz und etwas rutschig wird. Außerdem vibrieren die Stufen beim Betreten und machen knarrende Geräusche. Zusammen mit dem mystischen Licht von oben und den Karbidlampen wurde der Höhlenbesuch zu einem fantastischen Erlebnis. 2010 wurden sie durch Stahltreppen ersetzt, die zwar komfortabler, aber weniger interessant sind.
Das gesamte Gebiet ist stark verkarstet und weist zahlreiche Höhlen auf. Einige interessante geologische Besonderheiten lassen sich sogar von der Straße aus erkennen. Auf dem Weg zur Schindlhütte, etwa 5 km von der Abzweigung und 3 km von der Schindlhütte entfernt, schneidet die Straße durch eine beeindruckende Verwerfung. Folgt man der Straße, sieht man entlang des Flusses in einer herrlichen Schlucht zahlreiche kleine Höhlen und Karstquellen.
Die Höhle in ihrer heutigen Form entstand durch die enormen Schmelzwassermengen am Ende der letzten Eiszeit vor etwa 12.000 bis 15.000 Jahren. Die zahlreichen Überschwemmungen zerstörten auch die zuvor vorhandenen Tropfsteine. Die vorhandenen, recht kleinen Tropfsteine sind jüngeren Datums.