Ort: |
Bei Dreistetten, im Hohe Wand National Park.
Autobahn A2, Abfahrt Wöllersdorf, Richtung Piestingtal, Dreistetten. Markierte Wanderwege von Dreistetten Sportplatzparkplatz 30 Minuten, vom Gasthaus Zitherwirt in der Nähe der Burgruine Starhemberg 30 Minuten. Katasternummer 1863/5 (47.857500, 16.089722) |
Öffnungszeiten: |
Ostermontag bis SEP (wetterabhängig) So, Fei 9-17. [2025] |
Eintrittspreise: |
Erwachsene EUR 4.50, Kinder EUR 3. [2025] |
Typ: |
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Licht: |
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Dimension: | L=60 m, VR=5 m, A=585 m ü.A. |
Führungen: | L=120 m, D=20 min. |
Fotografieren: | erlaubt |
Zugänglichkeit: | nein |
Bibliography: |
Dr. Franz Waldner (1935):
Die Einhornhöhle am Hirnflitzstein in der Hohen Wand bei Dreistetten,
Mitt. Höhlen- und Karstforschung 1935, S. 70-75.
Martina Pacher, Gernot Rabeder (2018): Pleistozäne Höhlenlöwen (Panthera spelaea) in Niederösterreich, Wiss. Mitt. Niederösterr. Landesmuseum 28 67-88 St. Pölten 2018. pdf |
Adresse: |
Einhornhöhle, Zitherwirt Otto Langer, A-2713 Dreistetten, Tel: +43-2633-42553, Cell: +43-664-2343467.
E-mail: |
Nach unserem Wissen sind die Angaben für das in eckigen Klammern angegebene Jahr korrekt. Allerdings können sich Öffnungszeiten und Preise schnell ändern, ohne daß wir benachrichtigt werden. Bitte prüfen Sie bei Bedarf die aktuellen Werte beim Betreiber, zum Beispiel auf der offiziellen Website in der Linkliste. |
1927 | erforscht von Otto Langer Senior. |
1930 | Schauhöhle eröffnet. |
Zweiter Weltkrieg | als Schauhöhle geschlossen, während des Krieges als Versteck genutzt. |
1948 | zum Naturdenkmal erklärt. |
1958 | als Schauhöhle wiedereröffnet. |
1964 | Höhle modernisiert durch Otto Langer Junior. |
Die Einhornhöhle wird so genannt, weil man in ihr eine Knochenbrekzie von Höhlenbärenknochen gefunden hat. Dieser Name ist natürlich ein Scherz, denn bis zum 17. Jahrhundert hielt man Höhlenbärenknochen für Einhornknochen, aber die Höhle wurde erst 1927 von Otto Langer erforscht. Die Höhle ist lokal eigentlich unter den Namen Hirnflitzsteinhöhle und Oakirnlucke bekannt, beide Begriffe stammen aus dem lokalen Dialekt und sind für andere unverständlich. Sie werden vermutlich aus gutem Grund nicht übersetzt. Otto Langer scheint ein Schelm gewesen zu sein, denn er stellte auch eine Statue der Heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute, in eine Nische. Bergbau hat es in der Höhle nie gegeben, aber es macht die Führung etwas interessanter.
Diese Höhle scheint eine Art Familienbetrieb der Familie Langer zu sein. Sie sind die Wirtsleute des Gasthauses Zitherwirt in Dreistetten. Die Höhle wurde von Otto Langer Senior 1927 entdeckt, erforscht und bereits 1930 als Schauhöhle eröffnet. Später wurde sie von seinem Sohn modernisiert. Beide machten bei der Erschließung der Höhle zahlreiche Funde, darunter Knochen und Zähne des Höhlenbären (Ursus spelaeus) und anderer Tiere wie dem Höhlenlöwen (Panthera spelaea). Außerdem wurden Überreste aus der Bronze- und Hallstadtzeit, die Reste einer Feuerstelle und Knochen gefunden. Eine archäologische Untersuchung der Höhle scheint allerdings nie stattgefunden zu haben.
Die Höhle befindet sich in einer Felswand des Hirnflitzstein, etwa 600 m westlich der Ortschaft Dreistetten und ist kilometerweit sichtbar. Der natürliche Eingang ist in der Felswand und kann nur kletternd erreicht werden, im Inneren muss man sich sofort in einen Schacht abseilen. Beim Ausbau zur Schauhöhle wurde deshalb ein künstlicher Zugangsstollen angelegt, sodass der Besucher ebenerdig in die Höhle gelangt. Vor der Felswand wurde ein Holzhaus mit einem Biergarten erbaut das als Eingangsgebäude, Kiosk und Getränkeverkauf dient. Eine Materialseilbahn befördert die Waren hinauf. Im Biergarten kann man sich gut aufhalten während man auf die nächste Führung wartet und die Aussicht geniesen. Nachdem man die Höhle betreten hat, befährt man zuerst einen Seitengang, dann folgt man dem Hauptgang. Am Ende in einem etwas größeren Raum kann man ein paar Stalagmiten sehen, die bis zu einem Meter hoch sind. Insgesamt ist die Anzahl der Tropfsteine leider sehr begrenzt, eine Folge des Zweiten Weltkriegs. Damals versteckte sich die Bevölkerung einige Zeit in der Höhle, und bei dieser Gelegenheit wurden sehr viele Tropfsteine zerstört.
Die Höhle liegt, wie bereits erwähnt, in einem Kalkfelsen mit dem Namen Hirnflitzstein, dieser gehört jedoch zu einer Art Trauf, der mit einer ganzen Kette derartiger Felsen ausgestattet ist. Von Dreistetten zieht sich ein Plateau nach Südwesten, das etwa 8,5 km lang und 2,5 km breit ist, und auf beiden Langsseiten derartige Felsen besitzt. Diese Struktur heißt Hohe Wand und ist durch den Hohe Wand National Park geschützt. Die Felsen sind ein beliebtes Wander- und Klettergebiet. Die Region war während der Oberkreide (110-90 Ma) ein mit Meerwasser erfülltes Becken mit dem Namen Grünbacher Gosaumulde. Durch Flüsse wurden Sedimente in diese Mulde gespült und als Sedimentgesteine abgelagert. Dreistetten liegt auf dem Schotterfächer eines Zuflusses, der das Dreistetter Konglomerat ablagerte. Es war wohl nicht immer Salzwasser in dem Becken, zu Zeiten war es auch Brackwasser oder Süßwasser, was man an den vielen versteinerten Schnecken sehen kann. Dies sind Trochactaeon gigantea, die auch als Actaeonellen oder Gosauschnecken bezeichnet werden. Die Wiese unter der Höhle heisst deshalb auch Schneckengartl, weil man da derartige Fossilien sehr leicht finden kann. Nach der Verlandung der Mulde kam es zur Bildung von tropischem Urwald und es bildete sich Kohle in verschiedensten Qualitätsstufen. Diese wurde in der Vergangenheit auch abgebaut, allerdings nur in sehr kleinem Rahmen, weil die Flöze eigentlich unergiebig waren. Auch kleinere Bauxitlager wurden eine Weile abgebaut. Dann wurde auch der Kalkstein abgebaut und in Kalköfen gebrannt, ein Steibruch ist noch in Betrieb, ab gebrannt wird der Kalk hier nicht mehr. Das Karstplateau hat 181 katasterwürdige Höhlen, die größte ist die Tieftalbruchfuge im Miesenbachtal, mit 140 m Länge. Die Gegend ist seit der Jungsteinzeit bewohnt und ganz in der Nähe wurde ein Goldschatz aus der älteren Kupferzeit (6,000 BP) gefunden.
Die Höhle ist recht klein, und das Interessanteste ist wahrscheinlich die Aussicht vom Eingang und die spektakuläre Klippe, an der sie sich befindet. Aus diesem Grund wurde vor kurzem ein Klettersteig namens Währinger Klettersteig angelegt. Er hat den Schwierigkeitsgrad C und führt 100 m eine senkrechte Kalksteinwand hinauf, mit Klauen und einer Leiter wird sogar eine kleine Höhle durchquert. Der Abstieg erfolgt über den Zugangsweg der Schauhöhle. Ein weiterer, viel älterer Klettersteig namens Drobilsteig beginnt an der Höhle und führt hinauf zum Herrgotschnitzerhaus, einem Restaurant auf der Hohen Wand. Er verläuft größtenteils im Wald und hat mehrere lange Eisenleitern.
Von der großen Eingangskammer aus hat man einen schönen Blick auf die umliegende Landschaft. In einer Reihe von kleinen Kammern sind noch Knochenbrekzien aus der letzten Eiszeit zu finden. Zu den Funden gehören Höhlenbären und große Säugetiere. Bemerkenswert sind auch die Tropfsteinformationen.
Text von Tony Oldham (2002). Mit freundlicher Genehmigung.