Oriu


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Taffoni auf Corsica. Public Domain.
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Taffoni auf Sardinien. Public Domain.
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Taffoni bei San Francisco. Public Domain.
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Taffoni oder "Singender Felsen" auf Большое Богдо in Russland. Public Domain.

Granit weist eine typische Verwitterungsform auf, bei der sich in der Felswand wabenartige Vertiefungen bilden, die Tafoni oder Taffoni genannt werden. Es gibt viele Millionen kleiner Gruben, aber nur wenige, die groß genug sind, um als Höhle bezeichnet zu werden. Sie entstehen meist durch chemische Verwitterung oder Korrosion, wobei die Teile des Granits, die weniger resistent gegen die Säuren im Regenwasser sind, schneller abgetragen werden, so dass minimale Unterschiede in der Chemie des Gesteins zu massiven Unterschieden in der Erosion führen. Der Name stammt zwar aus Korsika, und dort gibt es Tafoni tatsächlich in Hülle und Fülle, aber man findet sie überall auf der Welt.

Oriu, Plural Orii, ist die Bezeichnung für ein solches riesiges Tafoni, das zum Bau eines Höhlenhauses verwendet wurde, indem man es mit einer Wand verschloss. Sie wurden erstmals im 16. und 17. Jahrhundert von Schafhirten als vorübergehende Unterkünfte gebaut. Diese lebten in der Küstenebene, die als Transhumanz bezeichnet wird, zogen aber im Sommer mit ihren korsischen Mufflons in die Berge und brauchten vorübergehende Unterkünfte. Die meisten wurden als Wohnhäuser gebaut, wie das in Canni, andere waren für die Lagerung von Getreide und Heu bestimmt, wie das in Chera. Die Orii sind bei den heutigen Korsen nicht sehr bekannt, da sie oft schwer zu finden sind und von der Macchia verdeckt werden. Es gibt aber wohl um die hundert davon.

Da es auf Korsika keine Karsthöhlen gibt, gibt es nur kleine Höhlen, und die sind nicht sehr zahlreich, sodass jede Höhle von einer gewissen Größe, egal wie sie entstanden ist, als Unterschlupf diente. So gibt es tatsächlich zahlreiche Oriu, die nicht in Erosionshöhlen, sondern in tektonischen Höhlen oder Überdeckungshöhlen gebaut wurden.