Trockental


Trockentäler, also Flußtäler die keinen Fluß besitzen, werden häufig als Kennzeichen eines Karstgebiets genannt. Sie entstehen als Flußtäler zu einer Zeit, da das Gebiet noch oberirdisch entwässert. Dies kann durch einen entsprechend hohen Vorfluter sowie durch mangelnde Verkarstung und damit geringe Durchlässigkeit des Untergrundes begründet sein.

Wenn sich der Vorfluter, also das entwässernde Flußtal, schnell eintieft und ein Seitental aufgrund zu geringer Wassermenge nicht mithalten kann, verlagert sich der Grundwasserspiegel tiefer und das Tal fällt trocken. Vorrausetzung ist dabei natürlich auch eine vorangegangene Initialverkarstung im Bereich des Grundwassers, die bereits Klüfte erweitert hat und damit dem Wasser das Eindringen in den Gesteinskörper erlaubt. Das Wasser versickert und bildet unterhalb des Trockentales eine Karstgrundwasseroberfläche, die ein Bereich verstärkter Höhlenbildung ist.

Der Prozeß des Trockenfallens ist natürlich langsam, und so kommt es in der Übergangszeit zu verschiedenen typischen Karsterscheinungen. So kann es sein, dass das Tal im oberen Teil von einem Bach durchflossen wird, der dann in Schlucklöchern versickert. Auch intermittierende Schüttung kommt häufig vor. Dabei wurde der Karstwasserspiegel bereits tiefer gelegt und das Tal ist trocken gefallen, aber während der Schneeschmelze und bei besonderen Niederschlagsereignissen kommt es zu einem Anstieg der Karstwasserspiegels, Quellen fangen wieder an zu schütten und das Tal besitzt wieder einen Bach. Erst wenn diese Phase beendet ist und der Karstwasserspiegel dauerhaft unterhalb des Talniveaus bleibt ist das Tal zum Trockental geworden.

Doch auch echte Trockentäler können in besonderen Fällen reaktiviert werden. In der Eiszeit war der Grund viele Meter tief gefroren. Der Sommer war zu kurz, um den Boden vollständig aufzutauen, so dass unter dem getauten Boden immer noch eine Schicht Eis liegt. Dieser Effekt wird Permafrost genannt. Der gefrorene Boden ist wasserdicht, da Eis die Spalten plombiert. Aufgrund des so abgedichteten Karstkörpers muß die Entwässerung sogar in einem Karstgebiet oberirdisch erfolgen! Durch die Stauung von Schmelzwasser und Regenwasser auf dem dichten Untergrund kommt es zu Solifluktion (Bodenfließen), wobei die Erde so stark mit Wasser angereichert ist, dass der Schlamm den Hang hinunter fließt. Dies wird durch Sonneneinstrahlung und die damit verbundene Erwärmung ausgelöst, so dass es vorwiegend an Südhängen passiert. Das Ergebnis sind ganz typische asymmetrische Talprofile, die sich in einem Karstgebiet nicht anders erklären lassen.