Die Geschichte des Wilderers Leichtweiß


Postkarte von der Leichtweißhöhle aus dem 19ten Jahrhundert.
Gefangennahme des Räuberhauptmanns Heinrich Anton Leichtweiß im Jahre 1792 vor der Höhle.

Heinrich Anton Leichtweiß wurde am 29-DEC-1723 geboren. Seit 1757 lebte er in Dotzheim und betrieb die Gaststätte Zum Goldenen Engel mit angeschlossener Bäckerei. Er war verheiratet und hatte insgesamt 13 Kinder, von denen aber 6 bereits im Kindesalter verstarben, durchaus normal in der damaligen Zeit.

Ob er nun wegen der Lebensmittel oder aus Lust an der Jagd wilderte ist nicht bekannt. Aber sicher ist, im Jahr 1788 wurde er wegen Wilderei angeklagt und verurteilt. Die Obrigkeit verurteilte ihn zuerst auf Bewährung. Durch erneutes wildern brach er die Bewährungsauflagen und wurde nun gesucht. Um dem Gefängnis zu entgehen floh er in den Wald und versteckte sich in einer Höhle.

Leichtweiß verbrachte in dieser Höhle insgesamt 13 Jahre seines Lebens, von 1778 bis 1791. Er erweiterte sie und schuf sich eine erhöhte und trockene Seitennische als Schlafplatz, einen Kamin über der Feuerstelle und einen Eingangsraum mit Sitzgelegenheit. Der damalige Eingang war ein verstecktes Loch, das sicherlich nicht groß genug war um aufrecht hindurchzugehen. Ob er weiterhin von der Wilderei lebte, oder ob seine Familie ihm Lebensmittel brachte ist nicht bekannt.

Doch schließlich im Jahr 1791 wurde ein Waldarbeiter auf Rauch aufmerksam, der aus dem Felsen zu kommen schien. Es handelte sich dabei um den Rauch des Kochfeuers von Leichtweiß, das einen Rauchabzug durch den Felsen hatte. Nun wurde auch schnell die Höhle entdeckt und Leichtweiß verhaftet. Er kam ins Gefängnis wo er bereits zwei Jahre später, am 12.3.1793 verstarb. Das ist wohl durchaus auf die Haftbedingungen zurückzuführen und erklärt auch warum er ursprünglich geflohen ist, die Verurteilung war faktisch ein Todesurteil.


Dieser Kern der Geschichte scheint weitgehend belegbar zu sein. Selbst nachprüfen konnten wir das jedoch nicht. Allerdings sind alle weiteren Varianten der Geschichte wohl zu einem Guten Teil Fiktion, die den Zielen des jeweiligen Autors dienen sollte. Die ursprüngliche Geschichte wurde nie aufgeschriebend ist deshalb sehr schwer zu rekonstruieren. Und sogar die damaligen Gerichtsakten sind wohl kaum objektive Wiedergabe des Geschehens.

1. Die Böser-Nachbar-Variante

Die modernste Variante der Geschichte scheint die zu sein nach der er als 55 jähriger erfolgreicher Wirt und Bäcker wohl eher zu unrecht, vermutlich durch die falschen Anschuldigungen eines Feindes, verhaftet und unter fadenschinigen Vorwürfen zu einem Jahr Haft verurteilt wurde. Nach dem Jahr im Kerker war er wohl psychisch verwirrt oder hatte eine PTBS und hat das gemacht was viele Kriegsveteranen in den USA machen. Er hielt seine Familie nicht aus und ging deshalb nachdem er entlassen wurde nicht nach Hause sondern wurde Landstreicher. Dabei entdeckte er die Höhle und lebte dort. Als er von den Behörden dort wiederentdeckt wurde reichte allein die Tatsache, dass er als Landstreicher lebte um ihn wieder einzusperren. Für diese Version spricht sogar einiges, warum sollte ein erfolgreicher älterer Herr kriminell werden?

1. Die Räuberhauptmann-Variante

Die Postkarten und Legenden sind ein Ergebnis der überbordenden Fantasie der Leute im 18ten Jahrhundert, und des Bedürfnisses einen Freiheitskämpfer aus ihm zu machen.