Plattentektonik ist eine geologische Theorie, die die Bewegungen und Kräfte in der Erdkruste erklärt. Sie wurde Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelt, aber die Grundideen wurden zuerst vom deutschen Geographen Alfred Wegener während der 1920er Jahre formuliert. Er veröffentlichte 1915 die erste Version seiner Theorie und nannte sie Theorie der Kontinentalverschiebung. Seine Ideen basierten auf der Form der Kontinente, Ähnlichkeiten in Fossilien und der Verteilung von Arten auf verschiedenen Kontinenten und vieles mehr. Der Theorie fehlten jedoch zwei grundlegende Teile: eine Erklärung für den Motor der Bewegung, und ein einziger beeindruckender Indizienbeweis. Der Haufen kleiner Theoriefragmente die er hatte war nicht ausreichend um die Koryphäen der Geologie zu überzeugen. Außerdem war er Geograph.
Aber in späteren Jahrzehnten wurden vor allem von amerikanischen Geologen immer mehr Fakten entdeckt, die die Theorie stützen. Der vermutlich wichtigste Baustein der Therorie ist das sogenannte sea floor spreading, magnetische Anomalien im Atlantik die durch die fortwährende Neubildung von Meeresboden durch Vulkanismus erklärt wurden. Auch der fehlende Antrieb wurde gefunden: Konvektionsströmungen im oberen Mantel, die sehr gut durch den Wärmefluß aus dem Kern belegt werden können. Und so wurde in den 1950er Jahren eine neue Theorie entwickelt, die all diesen neuen Entdeckungen gerecht wurde. Dies ist die Theorie der Plattentektonik, wie wir sie heute kennen. Obwohl sie im Detail an die vielen neuen Entdeckungen angepasst wurde, wurde die Grundidee der Kontinentalverschiebung - die Bewegung ganzer Kontinente - durch jeden neuen Fund unterstützt.
Die Plattentektonik ist die "Welttheorie" der Geologie, denn sie erklärt die meisten und vor allem die wichtigen geologischen Prozesse. Einige sagen, sie hat dieselbe Bedeutung für die Geologie wie die Darwins Evolutionstheorie für die Biologie. In der Wissenschaft jedoch, insbesondere wenn es sich um eine beschreibende Wissenschaft handelt, die versucht die Natur zu erforschen, ist es eine gute Idee, vorsichtig zu sein und den Unterschied zwischen Fakten und Theorien zu beachten. Dennoch ist die Plattentektonik die wichtigste Theorie in der Geologie und - nach einem Jahrhundert wissenschaftlicher Forschung auf diesem Gebiet - eine sehr gefestigte.
Die Grundidee der Plattentektonik ist, dass die Erdoberfläche in sieben große und viele kleine bewegliche Platten aufgeteilt ist, daher der Name. Diese Platten bewegen sich relativ zueinander im Durchschnitt um einige Zentimeter pro Jahr. Drei Arten von Bewegungen werden an den Grenzen zwischen den Platten erkannt: konvergent, divergent und tranversal. Dies ist ein ziemlich einfaches Modell, bedenkt man, dass die Erde eine Kugel mit mehr oder weniger konstantem Durchmesser ist. Wenn sich also zwei Platten in unterschiedliche Richtungen bewegen, stoßen sie entweder zusammen oder bewegen sich von einander weg. Ein Sonderfall ist, wenn beide sich parallel zu ihrer gemeinsamen Grenze bewegen, aber mit unterschiedliche Geschwindigkeit.
Es gibt nur zwei Arten von Platten, kontinentale Platten, die höher sind als der Meeresspiegel und ozeanische Platten, die unter dem Meeresspiegel liegen. Der Grund dafür ist einfach: sie bestehen aus verschiedenen Materialien. Kontinentale Platten sind dick und bestehen aus Sedimenten und vulkanischem Gestein, ozeanische Kruste ist dünner und besteht nur aus einer bestimmten Art von basaltischem Vulkangestein. Man kann Holz und Styropor in Wasser werfen und man wird sehen: Styropor ist leichter und schwimmt deshalb höher. Dasselbe gilt für die Platten, sie schwimmen auf dem (mehr oder weniger) flüssigen oberen Mantel. Die ozeanische Kruste ist dünner und schwerer, so dass sie tiefer liegt, die kontinentale Kruste ist wegen der Sedimentgesteine leichter, und deshalb liegt sie höher.
Nach all diesen Details der Plattentektonik ist die Ursache, oder besser gesagt der Motor der Bewegung, besonders interessant. Der obere Erdmantel wird aus geschmolzenem Gestein gebildet, das Magma genannt wird und das ist nicht wirklich flüssig, eher sehr zäh und plastisch, aber es fließt extrem langsam. Aufgrund des Temperaturunterschieds zwischen Innen (Kern) und Außen (Kruste) bilden sich Konvektionsströmungen. Heißes Material dehnt sich aus und wird dadurch leichter und steigt somit auf, hier kühlt es ab, schrumpft, wird schwerer und geht wieder nach unten. Natürlich kann das Material nicht an der gleichen Stelle nach oben und unten strömen, also strömt es zur Seite weg und dann nach unten. Beim horizontalen Fließen unter der Kruste erzeugen diese Ströme eine Kraft und schleppen dadurch die Platte mit. Dies ist die Kraft, die hinter allen tektonischen Vorgängen in der Kruste steht.