Geraer Höhler

Historische Geraer Höhler


Touristische Informationen:

Ort: Schreibersches Haus (Hintereingang), Nicolaiberg 3, 07545 Gera.
A4 Ausfahrt Gera, Richtung Innenstadt. Gebührenpflichtige Parkplätze um die Salvatorkirche.
(50.877806, 12.085693)
Öffnungszeiten: Ganzjährig Di-So, Fei 11, 13, 15.
[2023]
Eintrittspreise: Erwachsene EUR 5, Kinder (6-18) EUR 3, Studenten EUR 3, Familien (2+4) EUR 10.
Kombikarte Mineralienhöhler: Erwachsene EUR 7, Kinder (6-18) EUR 4, Studenten EUR 4.
[2023]
Typ: SubterraneaKeller
Licht: LightBeleuchtung mit Glühlampen
Dimension: L=9,000 m, T=12 °C.
Führungen: L=250 m.
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: nein
Literatur:
Adresse: Stadtmuseums Gera, Museumsplatz 1, 07545 Gera, Tel: +49-365-8381470. E-mail:
Verein zur Erhaltung der Geraer Höhler e.V., Kornmarkt 7, 07545 Gera, Tel: +49-365-8321300, Fax: +49-365-8321300.
Nach unserem Wissen sind die Angaben für das in eckigen Klammern angegebene Jahr korrekt.
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Geschichte

16. bis 18. Jahrhundert als Bierkeller entstanden.
1647 in der Reussischen Teilungsurkunde erstmals urkundlich erwähnt.
1871 Mit der Gründung des Deutschen Kaiserreiches erlöschen die Braurechte der Bürger, die Höhler geraten allmählich in Vergessenheit.
1935 erste Vermessung als Kriegsvorbereitung.
II. Weltkrieg als Luftschutzkeller genutzt.
1976-1978 Vermessung der Höhler.
1986-1989 im Bereich der Ostseite des Steinweges zehn Höhler als Führungsobjekt erschlossen.
1993 Gründung des Vereins zur Erhaltung der Geraer Höhler e.V.

Bemerkungen

Unter dem Geraer Altstadtkern befindet sich ein Labyrinth unterirdischer Gänge bekannt als Geraer Höhler. Ihre Entstehung ist eng mit der Entwicklung des Brauwesens verbunden, sie entstanden im 17. und 18. Jahrhundert als Bierkeller. Die Besonderheit ist dabei, dass die existierenden Keller mit ihrem typischen Tonnengewölbe und der Auskleidung mit Kalksteinen um ein zusätzliches Stockwerk erweitert wurden. Dieses hatte Natursteinwände und wurde nur an geologischen Schwächezonen mit Ziegeln oder Kalkstein verkleidet. Der Zugang zum Höhler erfolgte über eine Höhlertreppe entweder durch eine Kellersohle inm Boden oder von der Stirnseite des Kellerraums. Offiziell durften die Höhler jeweils nur direkt unter dem Keller angelegt werden, das wurde jedoch oft ignoriert. Der Ursprung des eigenwilligen Namens ist unbekannt, die Verwandtschaft zum Wort Höhle offensichtlich.

Bis in das 16. Jahrhundert war in der Umgebung, neben der Bierbrauerei, auch reger Weinanbau betrieben worden. Klimaverschlechterungen und vielleicht auch die mangelnde Qualität des Weines, dürften wohl der Grund gewesen sein, dass der Weinbau schließlich ganz eingestellt wurde. Die Umstellung der Trinkgewohnheiten und das durch die wirtschaftliche Entwicklung nach dem Dreißigjährigen Krieg hervorgerufene Wachstum der Stadt hatte einen enormen Aufschwung der Bierproduktion zur Folge. Eine Zeit lang wurden 1,4 Millionen Liter pro Jahr gebraut, etwa 75 % der Höhlen wurden innerhalb von 50 Jahren gegraben. Da das Braurecht zugleich das Schankrecht beinhaltete, ergaben sich aus seiner Wahrnehmung beträchtliche finanzielle Vorteile.

Das Braurecht war bereits im ältesten schriftlich überlieferten Stadtrecht von 1487 an Hausbesitz der Bürger gebunden. Es blieb deshalb im Wesentlichen auf die innerhalb der Stadtmauer gelegenen Grundstücke beschränkt. Da die normalen Keller der oft nur 3-4 m breiten Häuser in der Altstadt den gestiegenen Ansprüchen nicht mehr genügten und im Sommer auch nicht kühl genug waren, wurden unter den brauberechtigten Häusern tiefere Keller - die Höhler - angelegt. Man sieht den Höhlern heute noch an, dass ihr Bau fachmännisch durch Bergleute geschah. Der Bau der Höhler erfolgte etwa zeitgleich mit dem Rückgang der Bergbautätigkeit im Geraer Umfeld, für die arbeitslosen Bergleute ein neues Betätigungsfeldl Sie waren ursprünglich nur vom Haus des Eigentümers aus zugänglich. Die wirtschaftliche Bedeutung der Höhler wird daraus ersichtlich, dass man beim Wiederaufbau der Stadt nach dem Brand von 1780, die alten Straßenfluchten im Wesentlichen beibehielt, weil die Zuschüttung und Überpflasterung von Höhlern die Interessen brauberechtigter Bürger verletzt hätte.

Vermessungen ergaben für die etwa 250 nachgewiesenen Höhler eine Gesamtlänge von knapp neun Kilometern. Sie liegen teilweise in zwei Sohlen untereinander, zwischen drei und elf Meter tief. Typisch sind Gänge von 1,80 m Höhe und 1,30 m Breite, gut 30 m lang und hatten je nach Tiefe eine Temperatur von 8 bis 12 °C.

Die Stadt Gera liegt im Elstertal auf jungpleistozänen und holozänen Flußsedimente. Die Höhler im Bereich des Marktes befinden sich in diesen quartären unverfestigten Sedimenten. Die Höhler im Bereich der Greizer Straße befinden sich im Dolomit des mittleren Zechsteins. Durch die Lage im Kalk des Zechsteins, kommt es wie in natürlichen Höhlen, zur Bildung von Tropfsteinen. In manchen Höhlern gabe es Brunnen die der Wasserversorgung dienten.

Natürlich hatte die Tiefe der Keller auch Nachteile, man musste das Bier hinunter und wieder herauf transportieren. Der Transport von Bierfässern in die Höhler erfolgte über leiterähnliche Holzgestelle. Sehr große Fässer verblieben im Höhler und wurden mit eimerähnlichen Hebschäffeln gefüllt. Die Höhler wurden aber auch für die Lagerung von Feld- und Gartenfrüchte

Die Historischen Geraer Höhler sind eine Außenstelle des Stadtmuseums Gera und es finden regelmäßig Führungen statt. Außerhalb der Öffnungszeiten beziehungsweise ohne eine Führung besteht die Möglichkeit, den Mineralienhöhler im Museum für Naturkunde zu besuchen.