Vestenburger Stollen

Irrgänger Stolln


Touristische Informationen:

Ort: Parkweg 17, 08280 Aue.
(50.582841, 12.704007)
Öffnungszeiten: Vestenburger Stollen: Nur auf Voranmeldung.
Stadtmuseum Aue: Ganzjährig Di-Fr 10-18, Sa 10-16:30, So 12-16:30.
[2024]
Eintrittspreise: Stadtmuseum Aue: Erwachsene EUR 1, Kinder (0-18) EUR 0,50, Studenten EUR 0,50, Behinderte 0,50, Arbeitslose EUR 0,50.
Typ: MineZinn
Licht: LightBeleuchtung mit Glühlampen
Dimension:
Führungen: D=60 min, L=600 m.
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: nein
Literatur:
Adresse: Besucherbergwerk Vestenburger Stolln am Heidelsberg, Historischer Bergbauverein Aue e.V., Parkweg 17, 08280 Aue, Cell: +49-172-7708444. info@bergbauverein-aue.de
Voranmeldung: Herr Schwarczenberger, Cell: +49-172-77-08-44-4.
Herr Sieg, Cell: +49-160-76-06-47-6.
Herr Weinert, Cell: +49-162-15-99-26-5.
Stadtmuseum Aue, Bergfreiheit 1, 08280 Aue, Tel: +49-3771-23654. info@stadtmuseum-aue.de
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Geschichte

1661 der kursächsische Oberförster und Leibjäger Georg Friedrich Rachals lässt am Hang des Heidelsberges einen Bierkeller anlegen.
1665 Tiefer Vestenburger Stolln angeschlagen.
1707 Christianus-Erbstolln angeschlagen.
1710 Oberer Vestenburger Stolln erreicht die Irrgang Fundgrube.
1765 Einstellung des Abbaus in der Segen Gottes Grube.
1794 Ende des Abbaus im Vestenburger oder Irrgänger Stolln.
1810 Abbau größtenteils eingestellt.
1834 der Zinnbergbau in Aue wird mit der Schließung des letzten Bergwerks endgültig eingestellt.
1973 auf Initiative von Heimatfreunden wird anlässlich der 800-Jahrfeier von Aue an der Bergfreiheit ein Bergbaumuseum eröffnet.
1993 Beginn der Aufwältigungsarbeiten.
1995 Verein Historischer Bergbauverein Aue e.V. gegründet.

Geologie

Bemerkungen

Der Obere Vestenburger Stollen wurde Anfang der 1990er Jahre auf einer Länge von 200 m aufgewältigt, ausgebaut und wenig später als Besucherbergwerk der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Über dem Stollen-Mundloch wurde ein Huthaus errichtet und in der Nähe ein Knappschaftssaal mit Steigerstube und Kaue. Diese Arbeiten wurden vom Historische Bergbauverein Aue e.V. ausgeführt, der auch das Schaubergwerk betreut. Eigentümer des Schaubergwerks ist die Große Kreisstadt Aue–Bad Schlema.

Dieses Bergwerk begann als Bierkeller, 1661 ließ der kursächsische Oberförster und Leibjäger Georg Friedrich Rachals am Hang des Heidelsberges einen Bierkeller anlegen. Das ist auch der Grund warum dieser Stollen so großprofilig ist, er war nicht als Bergwerk gedacht, sondern zur Lagerung von Bierfässern. Zur Überraschung der Bergleute wurde jedoch ein Erzgang mit reicher Zinnführung erschlossen. Dies führte in der blumigen Bergmannssprache dazu, dass nun das "Auer Berggeschrei weithin erscholl". Mit anderen Worten, es kam zu einem (kleinen) Goldrausch, der Zinnfund sprach sich herum und von nah und fern zogen Bergleute an den Heidelsberg, eine Knappensiedlung entstand. In der Folgezeit wurde der Heidelsberg von reger Bergbautätigkeit geprägt die bis um 1810 anhielt. Insgesamt gab es am Heidelsberg einmal 240 Schächte, Schürfe und Stollen. Die ersten Jahrzehnte waren am ertragreichsten, später ging der Ertrag deutlich zurück.

Das Schaubergwerk ist im Vestenburger Stolln, der auch als Irrgänger Stolln bezeichnet wird. Der Name geht wohl auf den bekannten Choral von Martin Luther zurück, "Eine feste Burg ist unser Gott". Die Zweitbezeichnung Irrgänger Stolln ist wohl das Resultat einer Fehleinschätzung, vermutlich wurde der abgebaute Gang falsch zugeordnet. Auf jeden Fall geht es um die nahegelegene Grube Irrgang, der Stollen führt zu dieser Grube und entwässert sie. Der Stollen ist standfest und relativ gut befahrbar, deshalb wurde er als Schaubergwerk ausgewählt. Das Bergwerk besteht aus mehreren Stollen, neben dem Oberen Vestenburger Stolln gab es noch den Tiefen Vestenburger Stolln und den Christianus-Erbstolln.

Die Segen Gottes Fundgrube wurde bereits 1661, im Berggeschrei, verliehen, 1668 kam noch die Vestenburg hinzu, das scheint aber eher eine Geldanlage gewesen zu sein. Vielleicht musste der Besitzer auch erst das notwendige Geld für den Abbau zusammen bekommen. Der erste Anbruch wurde 1672 gemacht, und im selben Jahr ließ man sich auch den Oberen Vestenburger Stolln verleihen. Dieser Stollen wurde 80 m vorgetrieben, aber als kein Zinnerz gefunden wurde hat man den Stolln eingestellt und in Fristen gehalten. Das bedeutet, dass die vom Bergrecht vorgeschriebenen Dinge gemacht wurden, damit das Recht den Stollen abzubauen erhalten blieb. Das war wohl eine gute Entscheidung, 1702 wurde ein Erbstollen für die Wasserlösung der tiefen Abbaue der Irrgang Fundgrube benötigt, und aus diesem Grund der Vestenburger Stolln vom Segen Gottes weitergetrieben. Nach weiteren 114 m wurde 1706 der Irrgänger Flügel begonnen. 1708 wurden die bereits verbrochenen Abbaue vom Irrgang und 1710 das Tiefste der Grube erreicht.

Ein Erbstollen war eine wesentliche Infrastruktur, und im Mittelalter eine Investition von mehreren Generationen Arbeitskraft. Dem extrem hohen Investitionsrisiko stand die gesetzliche Verpflichtung aller entwässerten Gruben gegenüber, dem Besitzer des Stollens 10 % ihres Ertrags abzugeben. Dieses Entgelt wurde als Stollenzehnter bezeichnet, oder auch als Stollenneunter, weil der Empfänger selbst 10 % an den Staat abgeben musste und ihm deshalb nur 9 % blieben. Diese Abgabe wurde normalerweise nicht als Geld, sondern mit Erz bezahlt, in diesem Fall also Zwitter (Zinnerz). Allerdings gab es ständig Streit zwischen Segen Gottes und Irrgang wegen der Höhe der Abgabe, 1714 einigte man sich mit der einmaligen Abgabe von 2 Zentnern Zinn. Irrgang hatte jedoch noch mehr vom Stollen als nur die Wasserlösung, die Grube nutzte den Stolln auch als Transportweg für das abgebaute Erz.

Der fortschreitende Abbau von Segen Gottes lag jedoch bald unter dem Niveau des Vestenburger Stolln, so daß dieser nicht mehr zur Waserlösung genutzt werden konnte. Bereits 1665 war der Tiefe Vestenburger Stolln angeschlagen worden, offiziell, also in den Dokumenten um Zinnerz abzubauen. Doch dieser tiefe Stollen hatte einige einschneidende Eigenschaften, er konnte zur Wasserlösung benutzt werden, ein zweiter Zugang zum Erz erzeugte eine natürliche Wetterführung, und zudem bot er im Notfall einen zweiten Fluchtweg. 1707 wurde der Christianus-Erbstolln angeschlagen, der zudem selbst reiche Erzausbeute brachte, und 1751 erreichte man die Abbaue und er entwässerte die Grube. Doch bereits 1765 wurde der Abbau eingestellt.

Der Abbau wurde 10 Jahre später wieder eröffnet, allerdings war die Ausbeute in dieser zweiten Phase wohl sehr gering. 1794 endete der Abbau im Vestenburger oder Irrgänger Stolln. 1804 wurde der Christianus Stolln zum letzen mal verliehen, 1834 endete der Zinnbergbau in Aue endgültig.

Der Verein hat zwei Gebäude wieder aufgebaut, das Huthaus über dem Stolleneingang und der Knappschaftssaal mit Steigerstube und Kaue nebenan. Obwohl die Gebäude neu sind, wurden sie nach historischen Vorlagen aus Holz erstellt. Sie dienen für diverse Veranstaltungen des Vereins, werden für Veranstaltungen vermietet, und dienen gleichzeitig als Museum und Startpunkt der Führungen im Schaubergwerk. Jährlich zur Weihnachtszeit eine Bergvesper abgehalten. Für die Führungen sind warme Kleidung und festes Schuhwerk notwendig, Schutzkleidung, Helm und Geleucht werden zur Verfügung gestellt. Die Grubenbahn vor dem Schaubergwerk mit einer Doppellok aus dem Wismutbergbau ist ein Geschenk von den Gebirgsjägern, die einst in Schneeberg stationiert waren. Sie stammt jedoch aus einer viel späteren Bergbauperiode in der Mitte des 20. Jahrhunderts.

Nur wenige Meter entfernt an der Bergfreiheit befindet sich das Stadtmuseum Aue in einem ehemaligen, baulich veränderten Huthaus am Fuße des Heidelsberges. Das Gebäude wurde von den Auer Betrieben der SDAG Wismut roniviert und anlässlich der 800-Jahrfeier von Aue der Stadt als Jubiläumsgeschenk übergeben. Die Ausstellung dokumentiert die Arbeits- und Lebenswelt der Bergleute. Es besitzt auch einen "Schaustolln", eine Bergwerksreplik, die sich direkt im Museumsgebäude befindet. Ursprünglich als Bierkeller geplant, wurde er 1973 von der SDAG Wismut für das Museum aufgefahren und enthält auch Bergbautechnik aus dem 20. Jahrhundert. Mit anderen Worten, der Stollen ist zwar kein echtes bergwerk aber trotzdem unterirdisch. Ursprünglich hieß das Museum Traditionsstätte Erzbergbau und war ein reines Bergbaumuseum, seit 1990 ist es ein Stadtmuseum das auch andere Aspekte der Stadtgeschichte dokumentiert.