Schieferpark Lehesten

Technisches Denkmal Historischer Schieferbergbau Lehesten


Touristische Informationen:

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Göpelschachtanlage der Schiefergrube in Lehesten. Public Domain.
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Tonnlägiger Schacht, Schieferpark Lehesten, Germany. Public Domain.
Ort: Staatsbruch 1, 07349 Lehesten.
Von Süden: A73 Ausfahrt 13 Lichtenfels, B173 bis Kronach, B85 Richtung Saalfeld. Von Osten: A9 Ausfahrt 29 Bad Lobenstein, B90 Richtung Wurzbach, Bad Lobenstein, in Wurzbach links Richtung Lehesten. Von Norden: von Saalfeld, B85, dann B90 bis Lichtentanne, rechts ab Richtung Lehesten.
(50.462930555555570, 11.438480555555560)
Öffnungszeiten: MÄR bis OKT Di-Do 10, 13, Fr 10, Sa, Fei 10:30, 14, So 14.
[2023]
Eintrittspreise: Erwachsene EUR 9, Kinder (3-14) EUR 3, Studenten EUR 7, Azubis EUR 7, Behinderte EUR 7, Familien (2+*) EUR 19.
Gruppen (10+): Erwachsene 7, Kinder (3-14) EUR 2,50.
[2023]
Typ: MineSchiefer
Licht: LightBeleuchtung mit Glühlampen
Dimension:
Führungen: D=1 h, Max=35, L=500 m.
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: ja
Literatur:
Adresse: Stiftung Thür. Schieferpark Lehesten, Staatsbruch 17, 07349 Berg- und Schieferstadt Lehesten, Tel: +49-36653-262-70, Tel: +49-36653-260-0 E-mail:
Stadtverwaltung Lehesten, Tel: 036653-22381, Fax: 036653-22518.
Nach unserem Wissen sind die Angaben für das in eckigen Klammern angegebene Jahr korrekt.
Allerdings können sich Öffnungszeiten und Preise schnell ändern, ohne daß wir benachrichtigt werden.
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Geschichte

900 Siedlung von Slawen gegründet.
1300 Beginn des Schieferabbaus.
14. Jahrhundert Türme des Würzburger Domes mit Schiefer aus Lehesten gedeckt.
1485 Dächer des Teuschnitzer Schlosses mit Schiefer aus Lehesten gedeckt.
1495 Abbau von Alaunschiefer, sowohl im Tagebau und auch Untertage.
1698 Schiefer-Fuhrordnung wird erlassen.
1792 Alexander von Humboldt für knapp fünf Jahre der amtierende Berghauptmann bzw. Königlicher Oberbergmeister.
13-JUL-1792 Alexander von Humboldt befährt die Schiefergrube „Alter Bruch“ in Lehesten, drei weitere Gruben im Westen der Stadt und auch die Schiefergrube „Koselstein“ bei Wurzbach.
1835 Pferdegöpel im „Alten Bruch“ installiert.
1873 größte Schiefertafel der Welt (308 x 253 x 4 cm) wird Exponat auf der Weltausstellung in Wien.
1918 herzogliche Schieferbrüche werden vom Freistaat Sachsen-Meiningen übernommen.
1920 herzogliche Schieferbrüche gehen in den Besitz des Landes Thüringen über.
1999 Ende des Schieferbergbaus.

Geologie


Bemerkungen

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Überfluteter Steinbruch, Schieferpark Lehesten, Germany. Public Domain.
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Stich aus dem Buch Die Gartenlaube (1878), Schieferpark Lehesten, Germany. Public Domain.

Das Technische Denkmal Historischer Schieferbergbau Lehesten ist genau genommen ein Freilichtmuseum, das den historischen Schieferbergbau um die Ortschaft Lehesten zu vermitteln versucht. Es wurde wohl auch den Verantwortlichen klar, dass der Name zu lang und kompliziert ist und so wurde es in Schieferpark Lehesten umbenannt. Der lange und komplizierte Name ist aber immer noch der offizielle Name. Es umfasst einen aufgelassenen Schieferbruch und die letzte erhaltene Göpelschachtanlage in Deutschland, die über einem 70 m tiefen Schacht sitzt. Die Spalthütte ist das Gebäude, in dem die abgebauten Schieferblöcke aufgespalten wurden und dann in Form geschnitten wurden. Es enthält alle dazu nötigen Maschinen und Werkzeuge. Dazu Werkzeuge für den Abbau, typische abgebaute Blöcke, Dachplatten in verschiedenen Stufen der Fertigstellung und andere Schieferprodukte wie Grabsteine. Das Gelände ist frei zugänglich und die Besichtigung inklusive Modelldorf, Rundweg zum Schiefersee und Geopfad rings um den Schiefersee ist kostenfrei. Die Führung zeigt die historischen Betriebsgebäude von innen. Eine untertägige Besichtigung ist seit der Flutung des Tagebaus nicht mehr möglich.

Mit dem Abbau von Schiefer wurde wohl um 1300 begonnen. Blauer Schiefer, Tonschiefer aus Siliziumoxid, Aluminiumoxid, Eisen- und Calciumoxid wird als Dach- und Wandschiefer, oder für die Herstellung von Schreibgriffeln abgebaut. Die ältesten Schieferbrüche sind „der alte Haw“ (Hau) und der „Unnütz“. Ortsansässige Fuhrleute transportierten den Schiefer mit Ochsenkarren oder Pferdefuhrwerken „in alle Welt“. Im 14. Jahrhundert wurden die Türme des Würzburger Domes mit Schiefer aus Lehesten gedeckt. Weitere renommierte Bauten die mit Schiefer aus Lehesten gedeckt wurden, waren im 15. bis 18. Jahrhundert die Kaiserburg in Wien, die Heidecksburg in Rudolstadt, das Rathaus Saalfeld sowie das Heldburger Schloss und der Turmbau Herpf bei Meiningen. Alexander von Humboldt war ab 1792 für knapp fünf Jahre der amtierende Berghauptmann bzw. Königlicher Oberbergmeister. In dieser Tätigkeit befuhr er am 13. July 1792 die Schiefergrube „Alter Bruch“ in Lehesten, besuchte drei weitere Gruben im Westen der Stadt und auch die Schiefergrube „Koselstein“ bei Wurzbach. Er schrieb über Lehesten:

Der Abbau beschäftigt fünfzig Mann. Die Grube ist an 20 Lachter tief. Die Förderung des Schiefers ist durch den ungeheuren Haldensturz sehr erschwert. Im Tiefen kann wegen des Wassers nicht gearbeitet werden.

Der Schieferabbau war die wirtschaftliche Grundlage der Stadt. Es existierten zwei große Schieferbrüche, der dem Herzogtum gehörende Herrschaftsbruch und der nach seinem Besitzer genannte Oertelsbruch. Die Lehestener Tagebaue gelten als die umfangreichsten des europäischen Festlandes. Als Folge des Schieferabbaus entstand in Lehesten ein bedeutendes Dachdeckergewerbe mit der ältesten Dachdeckermeisterschule Deutschlands. Auch waren zahlreiche Fuhrunternehmen ansässig, die den Schiefer zum Verbraucher transportierten. Das endete allerdings mit der Eröffnung der 7,6 km langen Bahnstrecke Ludwigsstadt–Lehesten am 1. Dezember 1885.

Lehesten war auch Teil der Geschichte um die deutsche V2 Rakete. Im August 1944 stoppte eine Explosion die Produktion von flüssigem Sauerstoff im Redl-Zipf Werk in Schlier. Diese Anlage wurde ersetzt durch eine neue, dritte Anlage die beim Schieferbergwerk Lehesten aufgebaut wurde. Sie produzierte 5000 t/Monat in 16 Sauerstofferzeugern und führte zudem Abnahmetests für die Brennkammern der V2 durch.

Für diesen Zweck wurden Dr Martin Schilling, der Leiter der Testabteilung in Peenemünde und 400 Ingenieure von Peenemünde nach Lehesten verbracht. Wie immer wurde viel Arbeit von Zwangsarbeitern verrichtet, über 1.200 arbeiteten hier, und 600 starben auch hier. Andere wurden bevor sie starben nach Bergen Belsen oder Mittelbau deportiert. Es gibt eine Gedenkstätte beim ehemaligen KZ Laura.