Schaubergwerk St. Anna am Freudenstein

Besucherbergwerk Zschorlau


Touristische Informationen:

Ort: Talstraße 1, 08321 Zschorlau.
(50.582824, 12.658218)
Öffnungszeiten: Ganzjährig Mi 16, Sa 10.
[2023]
Eintrittspreise: Erwachsene EUR 10, Kinder (6-14) EUR 6.
Große Führung: Erwachsene 20.
[2023]
Typ: MineSilber MineKobalt MineQuarz
Licht: LightBeleuchtung mit Glühlampen
Dimension: T=8 °C.
Führungen: D=1.5 h.
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: nein
Literatur: J. Stark (2017): Mimetesit aus der Grube "St.Anna am Freudenstein", Revier Schneeberg/ Sachsen Lapis, Jg.42, H.6, S.12-18.
Adresse: IG Historischer Bergbau Zschorlau 1989 e. V., Talstraße 1, 08321 Zschorlau, Tel: +49-157-59-62-81-06. E-mail:
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Geschichte

1474 Beginn des Bergbaus am Freudenstein.
1492 first written mention.
1509 Pferdegöpel errichtet.
1517 Schacht erreicht die Talsohle, Bau des Unteren Troster Stolln als Entwässerungsstolln begonnen.
1527 höchste dokumentierte Ausbeute, auf 1 Kux fielen 60 Gulden.
1527 Unterer Troster Stolln fertiggestellt, Radstube mit Wasserkunst zur Entwässerung der Tiefbaue erstellt.
1649 Erasmus Schindler erhält vom sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. das Privileg zum Errichten eines Blaufarbenwerkes an der Mulde bei Bockau.
1855 Produktion von Kobaltblau wird zugunsten des auf synthetischer Basis produzierten Ultramarin eingestellt.
1873 Grube geschlossen.
1989 Bergbaubegeisterte gründen einen Verein und gewältigen das Bergwerk wieder auf.
1990 Schaubergwerk eröffnet.

Geologie

Das Bergwerk liegt im Schneeberger Bergbaurevier am Nordwestrand der großen und kompliziert gebauten Erzgebirgs-Antiklinalzone. Die Gesteine wurden im Ordovizium abgelagert, jüngere Gesteine des Silur und Devon gibt es vor allem in der Lößnitz-Zwönitzer Mulde. Während der variskischen Orogenese wurden die Gesteine gefaltet und zusammen geschoben, durch die tektonische Bewegung bildeten sich Störungszonen. Daneben kam es zu einer Metamorphose, die im Gebiet von Zschorlau die vorherrschenden Tonsteine in Schiefer und Phyllite umwandelte. Am Ende der Gebirgsbildung (330-295 Ma) drang in zwei Schüben Magma auf, das heute das Eibenstock-Nejdek-Granitmassiv westlich von Zschorlau sowie den Gleesberg-Granit bildet. Die Wärme des Magmas verursachte eine weitere Metamorphose, die die Schiefer in ihrer Umgebung in Hornfels umwandelten. Sie ist aber auch die Ursache für die Bildung der Erzlager durch hydrothermale Lösungen und Greisenbildung. Danach kam es durch Verwitterungsprozesse in der Nähe der Erdoberfläche dazu, dass Erzminerale gelöst und bei geeigneten Bedingungen wieder ausgefällt wurden. Diese Zementationszone ist angereichert, man spricht von Reicherzen. Zur Tiefe hin vertauben die Gänge und der Abbau lohnt sich nicht mehr.

Bemerkungen

Das Schaubergwerk St. Anna am Freudenstein wurde wohl inzwischen in Besucherbergwerk Zschorlau umbenannt. Es besteht aus zwei Gruben, der Sankt Anna Fundgrube und dem Troster Stolln. Das Grubenfeld ist durch seine reichhaltigen Silbervorkommen berühmt geworden, es wurden aber auch Kobalt und Quarz abgebaut. Die St. Anna am Freudenstein Fundgrube ist eine der größten und bedeutendsten Fundgruben im Zschorlauer Revier. Das Zschorlauer Revier ist Teil des ehemals weltbekannten Schneeberger Bergbaureviers.

Dies ist mittelalterlicher Bergbau, und er wurde fast originalgetreu erhalten beziehungsweise rekonstruiert. So wurde der Pferdegöpel wieder aufgebaut und die Erzwäsche ausgegraben. Die im Originalzustand erhalten gebliebene Bergwerksanlage bietet einen Einblick in das harte Berufsleben, aber auch das fachliche Können unserer Vorfahren. Besucher werden mit einem Umhang, Stiefeln und einem Grubengeleucht ausgestattet. Auf der Besichtigungstour sieht man die mit Schlägel und Eisen herausgeschlägelte 12 m hohe Radstube und mächtige Erzabbaue.

Der Bergbau begann oben auf dem Freudenstein, und folgte dann den Silbererz Gängen in die Tiefe. Als 1517 die Talsohle erreicht wurde, wurde mit dem Bau des Unterer Troster Stolln als Erbstollen begonnen. Dies dauerte 16 Jahre, aber mit seiner Fertigstellung floss das Wasser aus der Grube ab und es wurde möglich eine Wasserkunst zu betreiben. Dazu wurde mit Feuersetzen und mit Schlägel und Eisen die 12 m hohe Radstube gebaut. Ein hölzernes Wasserrad wurde mit eingeleitetem Wasser betrieben, das dann durch den Erbstollen wieder hinaus floß. Dieses Wasserrad pumpte nun das Grubenwasser aus tieferen Teilen der Grube und ermöglichte somit den Abbau unterhalb der Talsohle.

Wie üblich im Erzgebirge nam der Silbergehalt zur Tiefe jedoch ab. Dafür wurde der Abbau von Kobalt- und Wismuterz und schließlich Quarz wirtschaftlich interessant. Kobaltblau galt im Mittelalter als einzige Blaufarbe, die wirtschaftlich herzustellen war und wurde daher bis nach Italien geliefert. In Zschorlau befindet sich die wahrscheinlich weltweit älteste noch produzierende Farbenfabrik, die Schindlerswerk GmbH & Co. KG, die damals blaue Kobaltpigmente herstellte. Quarz wurde abgebaut, weil er zum Strecken des Kobalts gebraucht wurde. Zum Ende des Bergbaus wurde kurz Wolframerz abgebaut.

Der Bergbau wurde mit Unterbrechungen von 1474 bis 1873, also fast 400 Jahre, betrieben. Dann wurde die Grube geschlossen. Von der Wismut SDAG wurde sie nicht untersucht, offensichtlich war die Wahrscheinlichkeit Uran zu finden nicht gegeben. 120 Jahre später, im Jahr 1989 gründeten Bergbaubegeisterte einen Verein und gewältigten das Bergwerk wieder auf. Seit 1990 wird das Bergwerk als Schaubergwerk geführt. Es werden normale Führungen mit 1,5 Stunden angeboten, sowie eine große Führung, nur nach Vereinbarung.

Eine große Kammer, die Quarzhöhle genannt wird, wurde ausgebaut und schließlich 1999 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Sie gehört zur sogenannten Quarzzeche. Sie wurde für Vorführungen des Traditionellen Marionettentheater der Familie Kressig-Dombrowsky aus dem thüringischen Engertsdorf bei Altenburg benutzt. Jährlich finden Mettenschichten statt, und sie wird auch für Trauungen benutzt. 1999 wurde auch die Tatort-Folge Fluch des Bernsteinzimmers in Zschorlau, in und um das Besucherbergwerk gedreht. Es handelt sich um eine Folge mit den Kommisaren Ehrlicher und Kain.